"nicht verbittern -- er soll sich hier gescheut genug auf¬ "führen -- und wenn du dann wieder kommst und "hier am Hofe einen gehorsamen, einen begünstigten "und doch unverdorbnen Sohn antrifft. . . ." Als der Sohn gar dachte, daß er, wenn er so in gerader Aszension am Hofe kulminirte, gewinnen könnte das Herz der Kaplanei, das Herz von le Baut, das Herz der Tochter glaub' ich: so hielt er die Quaste abgedreht in seiner . . . . und legte sich still zu Bette.
-- Steh auf, mein Held! Die Morgensonne macht schon deinen Erker roth -- springe unter dem Glockengeläute der Wochenpredigt und unter dem Getöse des heutigen Markttages in deine helle Stu¬ be -- dein Vater, von dem du die ganze Nacht ge¬ träumt, hat sie voll musikalischem und malerischem Schiff und Geschirr gestellt und du wirst den ganzen Morgen an ihn. denken -- und doch schenkt dir der Erker noch mehr, einen grünen Streif von Feldern und Maienthals Anhöhen nach Abend -- den gan¬ zen Marktplatz -- das Privat-Haus des Stadtse¬ niors gegenüber, dem du in alle Stuben, die er an deinen Flamin vermiethet, schauen kannst. -- --
Flamin ist aber nicht darin: denn er hatte mei¬ nen Helden schon angefaßt und mit meinen Worten angeredet: steh' auf! -- Eine neue Lage ist eine Frühlingskur für unser Herz und nimmt das ängstli¬
»nicht verbittern — er ſoll ſich hier geſcheut genug auf¬ »fuͤhren — und wenn du dann wieder kommſt und »hier am Hofe einen gehorſamen, einen beguͤnſtigten »und doch unverdorbnen Sohn antrifft. . . .» Als der Sohn gar dachte, daß er, wenn er ſo in gerader Aszenſion am Hofe kulminirte, gewinnen koͤnnte das Herz der Kaplanei, das Herz von le Baut, das Herz der Tochter glaub' ich: ſo hielt er die Quaſte abgedreht in ſeiner . . . . und legte ſich ſtill zu Bette.
— Steh auf, mein Held! Die Morgenſonne macht ſchon deinen Erker roth — ſpringe unter dem Glockengelaͤute der Wochenpredigt und unter dem Getoͤſe des heutigen Markttages in deine helle Stu¬ be — dein Vater, von dem du die ganze Nacht ge¬ traͤumt, hat ſie voll muſikaliſchem und maleriſchem Schiff und Geſchirr geſtellt und du wirſt den ganzen Morgen an ihn. denken — und doch ſchenkt dir der Erker noch mehr, einen gruͤnen Streif von Feldern und Maienthals Anhoͤhen nach Abend — den gan¬ zen Marktplatz — das Privat-Haus des Stadtſe¬ niors gegenuͤber, dem du in alle Stuben, die er an deinen Flamin vermiethet, ſchauen kannſt. — —
Flamin iſt aber nicht darin: denn er hatte mei¬ nen Helden ſchon angefaßt und mit meinen Worten angeredet: ſteh' auf! — Eine neue Lage iſt eine Fruͤhlingskur fuͤr unſer Herz und nimmt das aͤngſtli¬
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»nicht verbittern — er ſoll ſich hier geſcheut genug auf¬
»fuͤhren — und wenn du dann wieder kommſt und
»hier am Hofe einen gehorſamen, einen beguͤnſtigten
»und doch unverdorbnen Sohn antrifft. . . .»
Als der Sohn gar dachte, daß er, wenn er ſo in
gerader Aszenſion am Hofe kulminirte, gewinnen
koͤnnte das Herz der Kaplanei, das Herz von le Baut,
das Herz der Tochter glaub' ich: ſo hielt er die
Quaſte abgedreht in ſeiner . . . . und legte ſich ſtill
zu Bette.
— Steh auf, mein Held! Die Morgenſonne
macht ſchon deinen Erker roth — ſpringe unter dem
Glockengelaͤute der Wochenpredigt und unter dem
Getoͤſe des heutigen Markttages in deine helle Stu¬
be — dein Vater, von dem du die ganze Nacht ge¬
traͤumt, hat ſie voll muſikaliſchem und maleriſchem
Schiff und Geſchirr geſtellt und du wirſt den ganzen
Morgen an ihn. denken — und doch ſchenkt dir der
Erker noch mehr, einen gruͤnen Streif von Feldern
und Maienthals Anhoͤhen nach Abend — den gan¬
zen Marktplatz — das Privat-Haus des Stadtſe¬
niors gegenuͤber, dem du in alle Stuben, die er an
deinen Flamin vermiethet, ſchauen kannſt. — —
Flamin iſt aber nicht darin: denn er hatte mei¬
nen Helden ſchon angefaßt und mit meinen Worten
angeredet: ſteh' auf! — Eine neue Lage iſt eine
Fruͤhlingskur fuͤr unſer Herz und nimmt das aͤngſtli¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/18>, abgerufen am 03.12.2024.
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