sammen, und zwar so, daß der Hofjunker sie für Franzosen und für Reisediener und Zirkularboten der Propaganda würde genommen haben, wenn er nicht geglaubt hätte, nur ein Narr könne eine ver¬ suchen oder eine glauben. Matthieu hatte Scharf¬ sinn aber keine Grundsätze -- Wahrheiten, aber keine Wahrhritsliebe -- Logik ohne Gefühl -- Witz ohne Zweck. Er war heute nur darauf aus, durch loßge¬ zündete Streifschüsse den Apotheker immer in der Angst zu befestigen, irgend eine Ideenassotiation werde ihn den Augenblick auf seinen da stehenden Bruder lenken. So legt' er recht glücklich den ar¬ men Hasenfuß auf die Folter des "gespickten Ha¬ fens," indem er ironisch für den Nepotismus focht. "Die Päbste, die Minister (sagt' er) geben wichtige "Posten nicht dem ersten besten, sondern einem Man¬ "ne, den sie genau geprüft haben, weil sie mit ihm "fast auferzogen wurden, nämlich einem Blutsfreund. "Sie denken zu moralisch, als daß sie nach ihrer Er¬ "hebung ihre Verwandten nicht mehr kennen sollten, "nnd sie halten den Hof für keinen Himmel, wo "man nach seiner in die Hölle verdammten Magen¬ "schaft nichts fragt. Weil ein Minister so viel ver¬ "dauen kann wie ein Straus: so wundert man sich, "daß er nicht auch wie ein Straus seine Eier voll "Anverwandten in den Sand und vor die Sonne "wirft und ihr Aufkommen nicht dem Zufall anver¬
ſammen, und zwar ſo, daß der Hofjunker ſie fuͤr Franzoſen und fuͤr Reiſediener und Zirkularboten der Propaganda wuͤrde genommen haben, wenn er nicht geglaubt haͤtte, nur ein Narr koͤnne eine ver¬ ſuchen oder eine glauben. Matthieu hatte Scharf¬ ſinn aber keine Grundſaͤtze — Wahrheiten, aber keine Wahrhritsliebe — Logik ohne Gefuͤhl — Witz ohne Zweck. Er war heute nur darauf aus, durch loßge¬ zuͤndete Streifſchuͤſſe den Apotheker immer in der Angſt zu befeſtigen, irgend eine Ideenaſſotiation werde ihn den Augenblick auf ſeinen da ſtehenden Bruder lenken. So legt' er recht gluͤcklich den ar¬ men Haſenfuß auf die Folter des »geſpickten Ha¬ fens,« indem er ironiſch fuͤr den Nepotismus focht. »Die Paͤbſte, die Miniſter (ſagt' er) geben wichtige »Poſten nicht dem erſten beſten, ſondern einem Man¬ »ne, den ſie genau gepruͤft haben, weil ſie mit ihm »faſt auferzogen wurden, naͤmlich einem Blutsfreund. »Sie denken zu moraliſch, als daß ſie nach ihrer Er¬ »hebung ihre Verwandten nicht mehr kennen ſollten, »nnd ſie halten den Hof fuͤr keinen Himmel, wo »man nach ſeiner in die Hoͤlle verdammten Magen¬ »ſchaft nichts fragt. Weil ein Miniſter ſo viel ver¬ »dauen kann wie ein Straus: ſo wundert man ſich, »daß er nicht auch wie ein Straus ſeine Eier voll »Anverwandten in den Sand und vor die Sonne »wirft und ihr Aufkommen nicht dem Zufall anver¬
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ſammen, und zwar ſo, daß der Hofjunker ſie fuͤr
Franzoſen und fuͤr Reiſediener und Zirkularboten
der Propaganda wuͤrde genommen haben, wenn er
nicht geglaubt haͤtte, nur ein Narr koͤnne eine ver¬
ſuchen oder eine glauben. Matthieu hatte Scharf¬
ſinn aber keine Grundſaͤtze — Wahrheiten, aber keine
Wahrhritsliebe — Logik ohne Gefuͤhl — Witz ohne
Zweck. Er war heute nur darauf aus, durch loßge¬
zuͤndete Streifſchuͤſſe den Apotheker immer in der
Angſt zu befeſtigen, irgend eine Ideenaſſotiation
werde ihn den Augenblick auf ſeinen da ſtehenden
Bruder lenken. So legt' er recht gluͤcklich den ar¬
men Haſenfuß auf die Folter des »geſpickten Ha¬
fens,« indem er ironiſch fuͤr den Nepotismus focht.
»Die Paͤbſte, die Miniſter (ſagt' er) geben wichtige
»Poſten nicht dem erſten beſten, ſondern einem Man¬
»ne, den ſie genau gepruͤft haben, weil ſie mit ihm
»faſt auferzogen wurden, naͤmlich einem Blutsfreund.
»Sie denken zu moraliſch, als daß ſie nach ihrer Er¬
»hebung ihre Verwandten nicht mehr kennen ſollten,
»nnd ſie halten den Hof fuͤr keinen Himmel, wo
»man nach ſeiner in die Hoͤlle verdammten Magen¬
»ſchaft nichts fragt. Weil ein Miniſter ſo viel ver¬
»dauen kann wie ein Straus: ſo wundert man ſich,
»daß er nicht auch wie ein Straus ſeine Eier voll
»Anverwandten in den Sand und vor die Sonne
»wirft und ihr Aufkommen nicht dem Zufall anver¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/294>, abgerufen am 21.11.2024.
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