sum einzuholen, seine Hand in eine Kugel anschießen und sie wie einen Glockenhammer auf die Pfeilnaht des untergehaltnen Hauptes fallen ließ, worauf die Täucherglocke einen ordentlichen Ton angab. Der Apotheker würde, wenn man ihn recht verstanden und ihm Zeit gelassen hätte, durch diesen Zainham¬ mer die Suturen auf dem tauben Haupte um Vieles vorgehoben haben; aber so störte ihn sein eigner vom Schlage gerührte Bruder, der ihn am Kopfe -- Kalkant würde seine Finger als Schmucknadeln in die künstlichen Haare getrieben nnd ihn daran ge¬ lenkt haben, wäre die Perücke am Kopfe festgemacht gewesen -- wie ein Gesträuch niederbog, um sein Hörrohr als ein zweites Rückgrat so behutsam über das Zwillingserstes zu biegen, daß niemand kompli¬ zirte Frakturen davon trug als der Hörstab. -- Darauf sagte er gute Nacht und empfahl ihm, sich links zu halten, um nicht irre zu gehen. . . . .
-- Hätte ich gewußt, daß diese Historie so vie¬ le Blätter überschatten würde: ich hätte sie lieber weggeworfen. Am andern Morgen stattete der un¬ verschämte Matthieu einen Besuch beim Kreutzträger ab, an dessen Händen jetzt das vom Zorn reifge¬ wärmte Chiragra glühte; er wollte -- weil er jeden Tadel seiner Unverschämtheit mit einer größern be¬ antwortete -- die gichtbrüchigen Hände zu neuen Ka¬ tzenpfoten machen, um frische Spas-Kastanien aus
ſum einzuholen, ſeine Hand in eine Kugel anſchießen und ſie wie einen Glockenhammer auf die Pfeilnaht des untergehaltnen Hauptes fallen ließ, worauf die Taͤucherglocke einen ordentlichen Ton angab. Der Apotheker wuͤrde, wenn man ihn recht verſtanden und ihm Zeit gelaſſen haͤtte, durch dieſen Zainham¬ mer die Suturen auf dem tauben Haupte um Vieles vorgehoben haben; aber ſo ſtoͤrte ihn ſein eigner vom Schlage geruͤhrte Bruder, der ihn am Kopfe — Kalkant wuͤrde ſeine Finger als Schmucknadeln in die kuͤnſtlichen Haare getrieben nnd ihn daran ge¬ lenkt haben, waͤre die Peruͤcke am Kopfe feſtgemacht geweſen — wie ein Geſtraͤuch niederbog, um ſein Hoͤrrohr als ein zweites Ruͤckgrat ſo behutſam uͤber das Zwillingserſtes zu biegen, daß niemand kompli¬ zirte Frakturen davon trug als der Hoͤrſtab. — Darauf ſagte er gute Nacht und empfahl ihm, ſich links zu halten, um nicht irre zu gehen. . . . .
— Haͤtte ich gewußt, daß dieſe Hiſtorie ſo vie¬ le Blaͤtter uͤberſchatten wuͤrde: ich haͤtte ſie lieber weggeworfen. Am andern Morgen ſtattete der un¬ verſchaͤmte Matthieu einen Beſuch beim Kreutztraͤger ab, an deſſen Haͤnden jetzt das vom Zorn reifge¬ waͤrmte Chiragra gluͤhte; er wollte — weil er jeden Tadel ſeiner Unverſchaͤmtheit mit einer groͤßern be¬ antwortete — die gichtbruͤchigen Haͤnde zu neuen Ka¬ tzenpfoten machen, um friſche Spas-Kaſtanien aus
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ſum einzuholen, ſeine Hand in eine Kugel anſchießen
und ſie wie einen Glockenhammer auf die Pfeilnaht
des untergehaltnen Hauptes fallen ließ, worauf die
Taͤucherglocke einen ordentlichen Ton angab. Der
Apotheker wuͤrde, wenn man ihn recht verſtanden
und ihm Zeit gelaſſen haͤtte, durch dieſen Zainham¬
mer die Suturen auf dem tauben Haupte um Vieles
vorgehoben haben; aber ſo ſtoͤrte ihn ſein eigner vom
Schlage geruͤhrte Bruder, der ihn am Kopfe —
Kalkant wuͤrde ſeine Finger als Schmucknadeln in
die kuͤnſtlichen Haare getrieben nnd ihn daran ge¬
lenkt haben, waͤre die Peruͤcke am Kopfe feſtgemacht
geweſen — wie ein Geſtraͤuch niederbog, um ſein
Hoͤrrohr als ein zweites Ruͤckgrat ſo behutſam uͤber
das Zwillingserſtes zu biegen, daß niemand kompli¬
zirte Frakturen davon trug als der Hoͤrſtab. —
Darauf ſagte er gute Nacht und empfahl ihm, ſich
links zu halten, um nicht irre zu gehen. . . . .
— Haͤtte ich gewußt, daß dieſe Hiſtorie ſo vie¬
le Blaͤtter uͤberſchatten wuͤrde: ich haͤtte ſie lieber
weggeworfen. Am andern Morgen ſtattete der un¬
verſchaͤmte Matthieu einen Beſuch beim Kreutztraͤger
ab, an deſſen Haͤnden jetzt das vom Zorn reifge¬
waͤrmte Chiragra gluͤhte; er wollte — weil er jeden
Tadel ſeiner Unverſchaͤmtheit mit einer groͤßern be¬
antwortete — die gichtbruͤchigen Haͤnde zu neuen Ka¬
tzenpfoten machen, um friſche Spas-Kaſtanien aus
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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