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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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schwerer: man verbirgt sich vor denen am leichtesten,
die man achtet.

Aber die Drillinge und Franz Koch trieben
ihn früher hinüber, schon abends um 51/2 Uhr. --

Ich fuhr in die Höhe beim Namen Franz Koch
in den Hunds-Papieren. Wenn einer von meinen
Lesern ein Karlsbader Brunnengast ist, oder Sr.
Majestät der König von Preußen, oder von dessen
Hof, oder der Kurfürst von Sachsen, oder der Her¬
zog von Braunschweig oder eine andre fürstliche Per¬
son: so hat er den guten Koch gehöret, der ein be¬
scheidner abgedankter Soldat ist und der überall mit
seinem Instrument herumreiset und spielet. Das
letztere, das er doppelte Mundharmonika nennt,
besteht aus einem verbesserten Paar zugleich gespiel¬
ter -- Maultrommeln oder Brummeisen, die er im¬
mer nach den Spiel-Stücken umwechselt. Sein
Brummeisen-Manipulazion verhält sich zur alten wie
Harmonikaglocken zu Bedientenglocken. Es ist mei¬
ne Schuldigkeit, solche von meinen Lesern, deren
Phantasie Zaunkönigs-Schwingen hat oder die we¬
nigstens vom Herzen an, Lithopädia (Stein-Fötus)
sind oder die das Ohrentrommelfell zu nichts habe[n]
als zum Trommeln darauf, solche Leser mit der we¬
nigen Oratorie die ich habe dahin zu bringen, daß
sie den besagten Franz aus dem Hause werfen, wenn
er kommen und vor ihnen summen will. Denn es

ſchwerer: man verbirgt ſich vor denen am leichteſten,
die man achtet.

Aber die Drillinge und Franz Koch trieben
ihn fruͤher hinuͤber, ſchon abends um 5½ Uhr. —

Ich fuhr in die Hoͤhe beim Namen Franz Koch
in den Hunds-Papieren. Wenn einer von meinen
Leſern ein Karlsbader Brunnengaſt iſt, oder Sr.
Majeſtaͤt der Koͤnig von Preußen, oder von deſſen
Hof, oder der Kurfuͤrſt von Sachſen, oder der Her¬
zog von Braunſchweig oder eine andre fuͤrſtliche Per¬
ſon: ſo hat er den guten Koch gehoͤret, der ein be¬
ſcheidner abgedankter Soldat iſt und der uͤberall mit
ſeinem Inſtrument herumreiſet und ſpielet. Das
letztere, das er doppelte Mundharmonika nennt,
beſteht aus einem verbeſſerten Paar zugleich geſpiel¬
ter — Maultrommeln oder Brummeiſen, die er im¬
mer nach den Spiel-Stuͤcken umwechſelt. Sein
Brummeiſen-Manipulazion verhaͤlt ſich zur alten wie
Harmonikaglocken zu Bedientenglocken. Es iſt mei¬
ne Schuldigkeit, ſolche von meinen Leſern, deren
Phantaſie Zaunkoͤnigs-Schwingen hat oder die we¬
nigſtens vom Herzen an, Lithopaͤdia (Stein-Foͤtus)
ſind oder die das Ohrentrommelfell zu nichts habe[n]
als zum Trommeln darauf, ſolche Leſer mit der we¬
nigen Oratorie die ich habe dahin zu bringen, daß
ſie den beſagten Franz aus dem Hauſe werfen, wenn
er kommen und vor ihnen ſummen will. Denn es

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[363/0373] ſchwerer: man verbirgt ſich vor denen am leichteſten, die man achtet. Aber die Drillinge und Franz Koch trieben ihn fruͤher hinuͤber, ſchon abends um 5½ Uhr. — Ich fuhr in die Hoͤhe beim Namen Franz Koch in den Hunds-Papieren. Wenn einer von meinen Leſern ein Karlsbader Brunnengaſt iſt, oder Sr. Majeſtaͤt der Koͤnig von Preußen, oder von deſſen Hof, oder der Kurfuͤrſt von Sachſen, oder der Her¬ zog von Braunſchweig oder eine andre fuͤrſtliche Per¬ ſon: ſo hat er den guten Koch gehoͤret, der ein be¬ ſcheidner abgedankter Soldat iſt und der uͤberall mit ſeinem Inſtrument herumreiſet und ſpielet. Das letztere, das er doppelte Mundharmonika nennt, beſteht aus einem verbeſſerten Paar zugleich geſpiel¬ ter — Maultrommeln oder Brummeiſen, die er im¬ mer nach den Spiel-Stuͤcken umwechſelt. Sein Brummeiſen-Manipulazion verhaͤlt ſich zur alten wie Harmonikaglocken zu Bedientenglocken. Es iſt mei¬ ne Schuldigkeit, ſolche von meinen Leſern, deren Phantaſie Zaunkoͤnigs-Schwingen hat oder die we¬ nigſtens vom Herzen an, Lithopaͤdia (Stein-Foͤtus) ſind oder die das Ohrentrommelfell zu nichts haben als zum Trommeln darauf, ſolche Leſer mit der we¬ nigen Oratorie die ich habe dahin zu bringen, daß ſie den beſagten Franz aus dem Hauſe werfen, wenn er kommen und vor ihnen ſummen will. Denn es

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/373>, abgerufen am 25.11.2024.