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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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schen Kaiser, der zugleich am Krönungstage ein
Mitglied des Marienstifts zu Aachen werden muß. --

Aber was können denn alle ihre Majorate -- ih¬
re Deutschmeistereien -- ihre Afterlehn -- und ihre
patrimonia Petri (eine Anspielung auf mein patri¬
monium
Pauli) -- und ihre großväterlichen Güter
und alles ihr auf das Erdenschiff geladne Schiffs¬
guth, kurz ihre europäischen Besitzungen auf der
Erde, was können sag' ich diese Holländereien für
Produkte liefern, die vor den Maienthalischen nur
von weitem beständen? Und wachsen auf ihren
Kronengütern himmelblaue Tage, Abende voll seeli¬
ger Thränen, Nächte voll großer Gedanken? --
Nein, Maienthal trägt höhere Blumen als die das
Vieh abreisset, schönere Hesperiden-Aepfel als die
Obstkammern bewahren, überirdische Schätze auf un¬
terirdischen, Eden-Kompetenzstücke wie Klotilde und
Emanuel sind, und alles was unsre Träume malen
und unsre Freudenthränen begießen. -- -- --

-- Und eben das entschuldigt mich, wenn ich
das Maienthalische Freuden-Tafelgut tausend Kom¬
petenten abschlage, wenn ich als dessen Lehnprobst
mit diesem Schwäbischen Schupflehn nicht beleh¬
nen kann solche Leute, die auch zu keinem unfigürlichen
Feudum taugen, moralische Blinde, Lahme, Minoren¬
ne, Spadonen etc. -- und hier muß ich mir viele
Feinde machen wenn ich aus den Vasallen und Mit¬

ſchen Kaiſer, der zugleich am Kroͤnungstage ein
Mitglied des Marienſtifts zu Aachen werden muß. —

Aber was koͤnnen denn alle ihre Majorate — ih¬
re Deutſchmeiſtereien — ihre Afterlehn — und ihre
patrimonia Petri (eine Anſpielung auf mein patri¬
monium
Pauli) — und ihre großvaͤterlichen Guͤter
und alles ihr auf das Erdenſchiff geladne Schiffs¬
guth, kurz ihre europaͤiſchen Beſitzungen auf der
Erde, was koͤnnen ſag' ich dieſe Hollaͤndereien fuͤr
Produkte liefern, die vor den Maienthaliſchen nur
von weitem beſtaͤnden? Und wachſen auf ihren
Kronenguͤtern himmelblaue Tage, Abende voll ſeeli¬
ger Thraͤnen, Naͤchte voll großer Gedanken? —
Nein, Maienthal traͤgt hoͤhere Blumen als die das
Vieh abreiſſet, ſchoͤnere Heſperiden-Aepfel als die
Obſtkammern bewahren, uͤberirdiſche Schaͤtze auf un¬
terirdiſchen, Eden-Kompetenzſtuͤcke wie Klotilde und
Emanuel ſind, und alles was unſre Traͤume malen
und unſre Freudenthraͤnen begießen. — — —

— Und eben das entſchuldigt mich, wenn ich
das Maienthaliſche Freuden-Tafelgut tauſend Kom¬
petenten abſchlage, wenn ich als deſſen Lehnprobſt
mit dieſem Schwaͤbiſchen Schupflehn nicht beleh¬
nen kann ſolche Leute, die auch zu keinem unfiguͤrlichen
Feudum taugen, moraliſche Blinde, Lahme, Minoren¬
ne, Spadonen ꝛc. — und hier muß ich mir viele
Feinde machen wenn ich aus den Vaſallen und Mit¬

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[114/0124] ſchen Kaiſer, der zugleich am Kroͤnungstage ein Mitglied des Marienſtifts zu Aachen werden muß. — Aber was koͤnnen denn alle ihre Majorate — ih¬ re Deutſchmeiſtereien — ihre Afterlehn — und ihre patrimonia Petri (eine Anſpielung auf mein patri¬ monium Pauli) — und ihre großvaͤterlichen Guͤter und alles ihr auf das Erdenſchiff geladne Schiffs¬ guth, kurz ihre europaͤiſchen Beſitzungen auf der Erde, was koͤnnen ſag' ich dieſe Hollaͤndereien fuͤr Produkte liefern, die vor den Maienthaliſchen nur von weitem beſtaͤnden? Und wachſen auf ihren Kronenguͤtern himmelblaue Tage, Abende voll ſeeli¬ ger Thraͤnen, Naͤchte voll großer Gedanken? — Nein, Maienthal traͤgt hoͤhere Blumen als die das Vieh abreiſſet, ſchoͤnere Heſperiden-Aepfel als die Obſtkammern bewahren, uͤberirdiſche Schaͤtze auf un¬ terirdiſchen, Eden-Kompetenzſtuͤcke wie Klotilde und Emanuel ſind, und alles was unſre Traͤume malen und unſre Freudenthraͤnen begießen. — — — — Und eben das entſchuldigt mich, wenn ich das Maienthaliſche Freuden-Tafelgut tauſend Kom¬ petenten abſchlage, wenn ich als deſſen Lehnprobſt mit dieſem Schwaͤbiſchen Schupflehn nicht beleh¬ nen kann ſolche Leute, die auch zu keinem unfiguͤrlichen Feudum taugen, moraliſche Blinde, Lahme, Minoren¬ ne, Spadonen ꝛc. — und hier muß ich mir viele Feinde machen wenn ich aus den Vaſallen und Mit¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/124>, abgerufen am 23.11.2024.