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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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weil jene nur vor der Einsamkeit niederfallen soll
ten! Zittere, aber nur vor Freude, wie die Sonn
zittert, wenn sie aus einer Wolke am Horizont her¬
ausrückt! -- Schlage dein von Blumen verhangnes
Auge noch nicht nieder, das zum erstenmal so ruhig
geöfnet und mit einem solchen Strom der Liebe an
den Menschen sinkt der dein schönes Herz verdient
und der alle deine Tugenden mit seinen belohnt! . .
..Viktor wurde vom Blitze der Freude getroffen und
mußte im süßen Lächeln der Entzückung erstarren,
da die Himmlische hinter dem Blumengewölk wie ein
Mond hinter einem in voller Blüte stehenden Eden
aufging und in der weiblichen Verklärung der Liebe
einen in ein Gebet zerfloßnen Engel glich.

Der Blinde wußte noch nichts vom dritten Be¬
glückten. -- Sie bewegte süß-verwirrt die Hand
nach einem zu dünnen Zweige, um sich von der tie¬
fen Grasbank aufzuheben; dem Geliebten war als
reichte ihm aus den Wolken des zweiten Lebens diese
Hand ein zweites Herz und er zog sie zu sich an und
sank mit seinem stummen überfließenden Angesicht
durch die Blüten auf ihre schönen klopfenden Adern
nieder. -- Aber kaum hatte Klotilde beide stam¬
melnd willkommen geheissen unter dem Heraustreten
aus dem grünen Kloset: so erschien ihnen der Engel
-- Emanuel, der aus dem Kloster geeilet war, um

weil jene nur vor der Einſamkeit niederfallen ſoll
ten! Zittere, aber nur vor Freude, wie die Sonn
zittert, wenn ſie aus einer Wolke am Horizont her¬
ausruͤckt! — Schlage dein von Blumen verhangnes
Auge noch nicht nieder, das zum erſtenmal ſo ruhig
geoͤfnet und mit einem ſolchen Strom der Liebe an
den Menſchen ſinkt der dein ſchoͤnes Herz verdient
und der alle deine Tugenden mit ſeinen belohnt! . .
..Viktor wurde vom Blitze der Freude getroffen und
mußte im ſuͤßen Laͤcheln der Entzuͤckung erſtarren,
da die Himmliſche hinter dem Blumengewoͤlk wie ein
Mond hinter einem in voller Bluͤte ſtehenden Eden
aufging und in der weiblichen Verklaͤrung der Liebe
einen in ein Gebet zerfloßnen Engel glich.

Der Blinde wußte noch nichts vom dritten Be¬
gluͤckten. — Sie bewegte ſuͤß-verwirrt die Hand
nach einem zu duͤnnen Zweige, um ſich von der tie¬
fen Grasbank aufzuheben; dem Geliebten war als
reichte ihm aus den Wolken des zweiten Lebens dieſe
Hand ein zweites Herz und er zog ſie zu ſich an und
ſank mit ſeinem ſtummen uͤberfließenden Angeſicht
durch die Bluͤten auf ihre ſchoͤnen klopfenden Adern
nieder. — Aber kaum hatte Klotilde beide ſtam¬
melnd willkommen geheiſſen unter dem Heraustreten
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[140/0150] weil jene nur vor der Einſamkeit niederfallen ſoll ten! Zittere, aber nur vor Freude, wie die Sonn zittert, wenn ſie aus einer Wolke am Horizont her¬ ausruͤckt! — Schlage dein von Blumen verhangnes Auge noch nicht nieder, das zum erſtenmal ſo ruhig geoͤfnet und mit einem ſolchen Strom der Liebe an den Menſchen ſinkt der dein ſchoͤnes Herz verdient und der alle deine Tugenden mit ſeinen belohnt! . . ..Viktor wurde vom Blitze der Freude getroffen und mußte im ſuͤßen Laͤcheln der Entzuͤckung erſtarren, da die Himmliſche hinter dem Blumengewoͤlk wie ein Mond hinter einem in voller Bluͤte ſtehenden Eden aufging und in der weiblichen Verklaͤrung der Liebe einen in ein Gebet zerfloßnen Engel glich. Der Blinde wußte noch nichts vom dritten Be¬ gluͤckten. — Sie bewegte ſuͤß-verwirrt die Hand nach einem zu duͤnnen Zweige, um ſich von der tie¬ fen Grasbank aufzuheben; dem Geliebten war als reichte ihm aus den Wolken des zweiten Lebens dieſe Hand ein zweites Herz und er zog ſie zu ſich an und ſank mit ſeinem ſtummen uͤberfließenden Angeſicht durch die Bluͤten auf ihre ſchoͤnen klopfenden Adern nieder. — Aber kaum hatte Klotilde beide ſtam¬ melnd willkommen geheiſſen unter dem Heraustreten aus dem gruͤnen Kloſet: ſo erſchien ihnen der Engel — Emanuel, der aus dem Kloſter geeilet war, um

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/150>, abgerufen am 27.11.2024.