Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

gehen konnte. ... Aber ein Mensch, der jetzt auf
einer molukischen Insel gegen den Nachsommer hin
den Frühling grundirt und auszeichnet, muß ihr aus
mehr als dem Grunde, weil der fliegende Sommer
der sehnen-erregende Nachklang und die Silberhoch¬
zeit des Frühlings ist, mit viel zu hellen Saftfarben
den Gallerieinspektoren einhändigen. -- --

Die bunt ausgenähete Beschreibung von Viktors
Aufenthalt in Maienthal kann so lang werden wie
die von Voltairens seinem in Paris, mit deren Ho¬
norar der magere Spaßvogel den Miethzinß seiner
chambres garnies hätte bestreiten können. Denn
eben hat der Hund gar einen vierten Pfingsttag ab¬
geliefert und die trinomische Wurzel der Freudenpo¬
tenz zu einer quadrinomischen ausgebreitet. Da in
dieser Freuden-Quadruplick wiederum kein Jammer
steht, kein Mord, keine Landplage, sondern nichts
als Gutes: so fang' ich freudig die übrigen Bilder
dieses Frühlings an meiner dunkeln Kammer auf und
schwebe nicht in der Angst, daß ich meinen Helden
(Knef hat mir alle Pfingsttage übermacht und sendet
nur ein kleines Supplement gar nach) wie etwan
meinen Gustav, aus dem zusammen gestürzten
Schutt seines Lust- und Sommerhauses zu ziehen
habe. -- --

Emanuel that Vormittags sein Schreibpensum in
seinen astronomischen Tabellen ab, um den ganzen

K 2

gehen konnte. ... Aber ein Menſch, der jetzt auf
einer molukiſchen Inſel gegen den Nachſommer hin
den Fruͤhling grundirt und auszeichnet, muß ihr aus
mehr als dem Grunde, weil der fliegende Sommer
der ſehnen-erregende Nachklang und die Silberhoch¬
zeit des Fruͤhlings iſt, mit viel zu hellen Saftfarben
den Gallerieinſpektoren einhaͤndigen. — —

Die bunt ausgenaͤhete Beſchreibung von Viktors
Aufenthalt in Maienthal kann ſo lang werden wie
die von Voltairens ſeinem in Paris, mit deren Ho¬
norar der magere Spaßvogel den Miethzinß ſeiner
chambres garnies haͤtte beſtreiten koͤnnen. Denn
eben hat der Hund gar einen vierten Pfingſttag ab¬
geliefert und die trinomiſche Wurzel der Freudenpo¬
tenz zu einer quadrinomiſchen ausgebreitet. Da in
dieſer Freuden-Quadruplick wiederum kein Jammer
ſteht, kein Mord, keine Landplage, ſondern nichts
als Gutes: ſo fang' ich freudig die uͤbrigen Bilder
dieſes Fruͤhlings an meiner dunkeln Kammer auf und
ſchwebe nicht in der Angſt, daß ich meinen Helden
(Knef hat mir alle Pfingſttage uͤbermacht und ſendet
nur ein kleines Supplement gar nach) wie etwan
meinen Guſtav, aus dem zuſammen geſtuͤrzten
Schutt ſeines Luſt- und Sommerhauſes zu ziehen
habe. — —

Emanuel that Vormittags ſein Schreibpenſum in
ſeinen aſtronomiſchen Tabellen ab, um den ganzen

K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0157" n="147"/>
gehen konnte. ... Aber ein Men&#x017F;ch, der jetzt auf<lb/>
einer moluki&#x017F;chen In&#x017F;el gegen den Nach&#x017F;ommer hin<lb/>
den Fru&#x0364;hling grundirt und auszeichnet, muß ihr aus<lb/>
mehr als dem Grunde, weil der fliegende Sommer<lb/>
der &#x017F;ehnen-erregende Nachklang und die Silberhoch¬<lb/>
zeit des Fru&#x0364;hlings i&#x017F;t, mit viel zu hellen Saftfarben<lb/>
den Galleriein&#x017F;pektoren einha&#x0364;ndigen. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Die bunt ausgena&#x0364;hete Be&#x017F;chreibung von Viktors<lb/>
Aufenthalt in Maienthal kann &#x017F;o lang werden wie<lb/>
die von Voltairens &#x017F;einem in Paris, mit deren Ho¬<lb/>
norar der magere Spaßvogel den Miethzinß &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#aq">chambres garnies</hi> ha&#x0364;tte be&#x017F;treiten ko&#x0364;nnen. Denn<lb/>
eben hat der Hund gar einen vierten Pfing&#x017F;ttag ab¬<lb/>
geliefert und die trinomi&#x017F;che Wurzel der Freudenpo¬<lb/>
tenz zu einer quadrinomi&#x017F;chen ausgebreitet. Da in<lb/>
die&#x017F;er Freuden-Quadruplick wiederum kein Jammer<lb/>
&#x017F;teht, kein Mord, keine Landplage, &#x017F;ondern nichts<lb/>
als Gutes: &#x017F;o fang' ich freudig die u&#x0364;brigen Bilder<lb/>
die&#x017F;es Fru&#x0364;hlings an meiner dunkeln Kammer auf und<lb/>
&#x017F;chwebe nicht in der Ang&#x017F;t, daß ich meinen Helden<lb/>
(Knef hat mir alle Pfing&#x017F;ttage u&#x0364;bermacht und &#x017F;endet<lb/>
nur ein kleines Supplement gar nach) wie etwan<lb/>
meinen <hi rendition="#g">Gu&#x017F;tav</hi>, aus dem zu&#x017F;ammen ge&#x017F;tu&#x0364;rzten<lb/>
Schutt &#x017F;eines Lu&#x017F;t- und Sommerhau&#x017F;es zu ziehen<lb/>
habe. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Emanuel that Vormittags &#x017F;ein Schreibpen&#x017F;um in<lb/>
&#x017F;einen a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Tabellen ab, um den ganzen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0157] gehen konnte. ... Aber ein Menſch, der jetzt auf einer molukiſchen Inſel gegen den Nachſommer hin den Fruͤhling grundirt und auszeichnet, muß ihr aus mehr als dem Grunde, weil der fliegende Sommer der ſehnen-erregende Nachklang und die Silberhoch¬ zeit des Fruͤhlings iſt, mit viel zu hellen Saftfarben den Gallerieinſpektoren einhaͤndigen. — — Die bunt ausgenaͤhete Beſchreibung von Viktors Aufenthalt in Maienthal kann ſo lang werden wie die von Voltairens ſeinem in Paris, mit deren Ho¬ norar der magere Spaßvogel den Miethzinß ſeiner chambres garnies haͤtte beſtreiten koͤnnen. Denn eben hat der Hund gar einen vierten Pfingſttag ab¬ geliefert und die trinomiſche Wurzel der Freudenpo¬ tenz zu einer quadrinomiſchen ausgebreitet. Da in dieſer Freuden-Quadruplick wiederum kein Jammer ſteht, kein Mord, keine Landplage, ſondern nichts als Gutes: ſo fang' ich freudig die uͤbrigen Bilder dieſes Fruͤhlings an meiner dunkeln Kammer auf und ſchwebe nicht in der Angſt, daß ich meinen Helden (Knef hat mir alle Pfingſttage uͤbermacht und ſendet nur ein kleines Supplement gar nach) wie etwan meinen Guſtav, aus dem zuſammen geſtuͤrzten Schutt ſeines Luſt- und Sommerhauſes zu ziehen habe. — — Emanuel that Vormittags ſein Schreibpenſum in ſeinen aſtronomiſchen Tabellen ab, um den ganzen K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/157
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/157>, abgerufen am 27.11.2024.