"sage ich vor dem stechenden Lächeln einer Hof¬ "Schwesterschaft über seine empfindsame Liebe, zu¬ "mal vor solchen höhern Damen, die Gottheiten "sind denen allemal (wie bei den Szythen) der "Fremde geopfert wird und denen (wie die Gallier "von ihren Göttern glaubten) Uebelthäter, roues, "Orleans die liebsten Opfer sind! -- Oder er höre "sich, wenn er auch das hinnimmt, gelassen von ei¬ "nem Evangelisten über seine Liebe persifliren, der "darin folgende Grundsätze erfindet und gesteht: La "decense ajoute aux plaisirs de l'indecense: la "vertu est le sel de l'amour; mais n'en prenes "trop -- l'aime dans les femmes les acces co¬ "lere, de douleur, de joie, de peur: il y a tou¬ "jours dans leur sangbouillantquelque chose "qui est favorable aux hommes -- C'est la ou la "finesse demeure courte, qu'il faut de l'enthusias¬ "me -- Les femmes s'etonnent rarement d'etre "crues foibles; c'est du contraire qu'ils s'etonnent "un peu. -- L'amour pardonne toujours a l'amour, "rarement a la raison -- Glücklich sind, (seufzet Knef) Antagonisten, die einander prügeln dürfen."
Der Evangelist warf einen baizenden Tropfen auf Viktors Herznerven, da er trotz seiner Wissen¬ schaft um Flamins adeliche Abstammung, ihn damit aufzog, "daß er wie ein französischer Aequilibrist sich "mit Bürgerlichen -- zwar nicht vermähle, aber
doch
»ſage ich vor dem ſtechenden Laͤcheln einer Hof¬ »Schweſterſchaft uͤber ſeine empfindſame Liebe, zu¬ »mal vor ſolchen hoͤhern Damen, die Gottheiten »ſind denen allemal (wie bei den Szythen) der »Fremde geopfert wird und denen (wie die Gallier »von ihren Goͤttern glaubten) Uebelthaͤter, roués, »Orleans die liebſten Opfer ſind! — Oder er hoͤre »ſich, wenn er auch das hinnimmt, gelaſſen von ei¬ »nem Evangeliſten uͤber ſeine Liebe perſifliren, der »darin folgende Grundſaͤtze erfindet und geſteht: La »décense ajoute aux plaisirs de l'indécense: la »vertu est le sel de l'amour; mais n'en prénés »trop — l'aime dans les femmes les accés co¬ »lére, de douleur, de joie, de peur: il y a tou¬ »jours dans leur sangbouillantquelque chose »qui est favorable aux hommes — C'est la où la »finesse demeure courte, qu'il faut de l'enthusias¬ »me — Les femmes s'étonnent rarément d'etre »crues foibles; c'est du contraire qu'ils s'etonnent »un peu. — L'amour pardonne toujours a l'amour, »rarément a la raison — Gluͤcklich ſind, (ſeufzet Knef) Antagoniſten, die einander pruͤgeln duͤrfen.«
Der Evangeliſt warf einen baizenden Tropfen auf Viktors Herznerven, da er trotz ſeiner Wiſſen¬ ſchaft um Flamins adeliche Abſtammung, ihn damit aufzog, »daß er wie ein franzoͤſiſcher Aequilibriſt ſich »mit Buͤrgerlichen — zwar nicht vermaͤhle, aber
doch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0250"n="240"/>
»ſage ich vor dem ſtechenden Laͤcheln einer Hof¬<lb/>
»Schweſterſchaft uͤber ſeine empfindſame Liebe, zu¬<lb/>
»mal vor ſolchen hoͤhern Damen, die Gottheiten<lb/>
»ſind denen allemal (wie bei den Szythen) der<lb/>
»<hirendition="#g">Fremde</hi> geopfert wird und denen (wie die Gallier<lb/>
»von ihren Goͤttern glaubten) Uebelthaͤter, <hirendition="#aq">roués</hi>,<lb/>
»Orleans die liebſten Opfer ſind! — Oder er hoͤre<lb/>
»ſich, wenn er auch das hinnimmt, gelaſſen von ei¬<lb/>
»nem Evangeliſten uͤber ſeine Liebe perſifliren, der<lb/>
»darin folgende Grundſaͤtze erfindet und geſteht: <hirendition="#aq">La</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">décense ajoute aux plaisirs de l'indécense</hi>: <hirendition="#aq">la</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">vertu est le sel de l'amour</hi>; <hirendition="#aq">mais n'en prénés</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">trop</hi>—<hirendition="#aq">l'aime dans les femmes les accés co¬</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">lére</hi>, <hirendition="#aq">de douleur, de joie</hi>, <hirendition="#aq">de peur</hi>: <hirendition="#aq">il y a tou¬</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">jours dans leur sang</hi><hirendition="#aq #g">bouillant</hi><hirendition="#aq">quelque chose</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">qui est favorable aux hommes</hi>—<hirendition="#aq">C'est la où la</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">finesse demeure courte, qu'il faut de l'enthusias¬</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">me</hi>—<hirendition="#aq">Les femmes s'étonnent rarément d'etre</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">crues foibles</hi>; <hirendition="#aq">c'est du contraire qu'ils s'etonnent</hi><lb/>
»<hirendition="#aq">un peu</hi>. —<hirendition="#aq">L'amour pardonne toujours a l'amour</hi>,<lb/>
»<hirendition="#aq">rarément a la raison</hi>— Gluͤcklich ſind, (ſeufzet<lb/>
Knef) Antagoniſten, die einander pruͤgeln duͤrfen.«</p><lb/><p>Der Evangeliſt warf einen baizenden Tropfen<lb/>
auf Viktors Herznerven, da er trotz ſeiner Wiſſen¬<lb/>ſchaft um Flamins adeliche Abſtammung, ihn damit<lb/>
aufzog, »daß er wie ein franzoͤſiſcher Aequilibriſt ſich<lb/>
»mit Buͤrgerlichen — zwar nicht vermaͤhle, aber<lb/><fwplace="bottom"type="catch">doch<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[240/0250]
»ſage ich vor dem ſtechenden Laͤcheln einer Hof¬
»Schweſterſchaft uͤber ſeine empfindſame Liebe, zu¬
»mal vor ſolchen hoͤhern Damen, die Gottheiten
»ſind denen allemal (wie bei den Szythen) der
»Fremde geopfert wird und denen (wie die Gallier
»von ihren Goͤttern glaubten) Uebelthaͤter, roués,
»Orleans die liebſten Opfer ſind! — Oder er hoͤre
»ſich, wenn er auch das hinnimmt, gelaſſen von ei¬
»nem Evangeliſten uͤber ſeine Liebe perſifliren, der
»darin folgende Grundſaͤtze erfindet und geſteht: La
»décense ajoute aux plaisirs de l'indécense: la
»vertu est le sel de l'amour; mais n'en prénés
»trop — l'aime dans les femmes les accés co¬
»lére, de douleur, de joie, de peur: il y a tou¬
»jours dans leur sang bouillant quelque chose
»qui est favorable aux hommes — C'est la où la
»finesse demeure courte, qu'il faut de l'enthusias¬
»me — Les femmes s'étonnent rarément d'etre
»crues foibles; c'est du contraire qu'ils s'etonnent
»un peu. — L'amour pardonne toujours a l'amour,
»rarément a la raison — Gluͤcklich ſind, (ſeufzet
Knef) Antagoniſten, die einander pruͤgeln duͤrfen.«
Der Evangeliſt warf einen baizenden Tropfen
auf Viktors Herznerven, da er trotz ſeiner Wiſſen¬
ſchaft um Flamins adeliche Abſtammung, ihn damit
aufzog, »daß er wie ein franzoͤſiſcher Aequilibriſt ſich
»mit Buͤrgerlichen — zwar nicht vermaͤhle, aber
doch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/250>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.