rechtfertigte, worin der Schein immer mehr abnahm als glaubte sie es an eine fremde Dame gerichtet.
Er sagte ihr frei heraus, was er wäre -- ein Narr. Er referirte den ganzen Handel in Kussewiz. Er schloß damit, es sey ein Glück für ihn, daß die Fürstin das tolle Einschiebsel der Uhr gar nicht auf¬ gestöbert habe. ... Da er nun dieses eintönig vorsang ohne eine einzige Schmeichelei, aus der et¬ wan eine neue Auflage des Einschiebsels zu machen gewesen wäre: so war er so glücklich, bei seinem Abschiede die belehrte Joachime in einem Zustand zu hinterlassen, der sich nach solchen magnetischen Des¬ organisazionen bei gebildeten Weibern in einer schö¬ nen stolzen Exaltazion und bei unbegebildeten in den Versuchen äussert; an den Mann die bildende letzte Hand gerade so zu legen wie sie die griechi¬ schen Künstler an ihre Modelle legten -- -- -- näm¬ lich mit den Nägeln der letzten Hand. -- Viktor zog mit zweierlei sehr verschiedenen Prospekten ab, mit denen der Zukunft und mit den Maienthali¬ schen. --
Sie behielt das Blättgen. Aber nicht die Furcht, sondern das herbe Gefühl, daß seine bisherigen Thorheiten sich blos in einem fremden Herzen mit einer fehlgeschlagnen Hoffnung enden, floß mit eini¬ gen bittern Tropfen in die süße verjüngende Empfin¬ dung, daß er auf seine Kosten Recht gehandelt ha¬
rechtfertigte, worin der Schein immer mehr abnahm als glaubte ſie es an eine fremde Dame gerichtet.
Er ſagte ihr frei heraus, was er waͤre — ein Narr. Er referirte den ganzen Handel in Kuſſewiz. Er ſchloß damit, es ſey ein Gluͤck fuͤr ihn, daß die Fuͤrſtin das tolle Einſchiebſel der Uhr gar nicht auf¬ geſtoͤbert habe. ... Da er nun dieſes eintoͤnig vorſang ohne eine einzige Schmeichelei, aus der et¬ wan eine neue Auflage des Einſchiebſels zu machen geweſen waͤre: ſo war er ſo gluͤcklich, bei ſeinem Abſchiede die belehrte Joachime in einem Zuſtand zu hinterlaſſen, der ſich nach ſolchen magnetiſchen Des¬ organiſazionen bei gebildeten Weibern in einer ſchoͤ¬ nen ſtolzen Exaltazion und bei unbegebildeten in den Verſuchen aͤuſſert; an den Mann die bildende letzte Hand gerade ſo zu legen wie ſie die griechi¬ ſchen Kuͤnſtler an ihre Modelle legten — — — naͤm¬ lich mit den Naͤgeln der letzten Hand. — Viktor zog mit zweierlei ſehr verſchiedenen Proſpekten ab, mit denen der Zukunft und mit den Maienthali¬ ſchen. —
Sie behielt das Blaͤttgen. Aber nicht die Furcht, ſondern das herbe Gefuͤhl, daß ſeine bisherigen Thorheiten ſich blos in einem fremden Herzen mit einer fehlgeſchlagnen Hoffnung enden, floß mit eini¬ gen bittern Tropfen in die ſuͤße verjuͤngende Empfin¬ dung, daß er auf ſeine Koſten Recht gehandelt ha¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0035"n="25"/>
rechtfertigte, worin der Schein immer mehr abnahm<lb/>
als glaubte ſie es an eine fremde Dame gerichtet.</p><lb/><p>Er ſagte ihr frei heraus, was er waͤre — ein<lb/>
Narr. Er referirte den ganzen Handel in Kuſſewiz.<lb/>
Er ſchloß damit, es ſey ein Gluͤck fuͤr ihn, daß die<lb/>
Fuͤrſtin das tolle Einſchiebſel der Uhr gar nicht auf¬<lb/>
geſtoͤbert habe. ... Da er nun dieſes eintoͤnig<lb/>
vorſang ohne eine einzige Schmeichelei, aus der et¬<lb/>
wan eine neue Auflage des Einſchiebſels zu machen<lb/>
geweſen waͤre: ſo war er ſo gluͤcklich, bei ſeinem<lb/>
Abſchiede die belehrte Joachime in einem Zuſtand zu<lb/>
hinterlaſſen, der ſich nach ſolchen magnetiſchen Des¬<lb/>
organiſazionen bei gebildeten Weibern in einer ſchoͤ¬<lb/>
nen ſtolzen <hirendition="#g">Exaltazion</hi> und bei unbegebildeten in<lb/>
den Verſuchen aͤuſſert; an den Mann die bildende<lb/>
letzte <hirendition="#g">Hand</hi> gerade ſo zu legen wie ſie die griechi¬<lb/>ſchen Kuͤnſtler an ihre Modelle legten ——— naͤm¬<lb/>
lich mit den <hirendition="#g">Naͤgeln</hi> der letzten Hand. — Viktor<lb/>
zog mit zweierlei ſehr verſchiedenen Proſpekten ab,<lb/>
mit denen der Zukunft und mit den Maienthali¬<lb/>ſchen. —</p><lb/><p>Sie behielt das Blaͤttgen. Aber nicht die Furcht,<lb/>ſondern das herbe Gefuͤhl, daß ſeine bisherigen<lb/>
Thorheiten ſich blos in einem fremden Herzen mit<lb/>
einer fehlgeſchlagnen Hoffnung enden, floß mit eini¬<lb/>
gen bittern Tropfen in die ſuͤße verjuͤngende Empfin¬<lb/>
dung, daß er auf ſeine Koſten Recht gehandelt ha¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[25/0035]
rechtfertigte, worin der Schein immer mehr abnahm
als glaubte ſie es an eine fremde Dame gerichtet.
Er ſagte ihr frei heraus, was er waͤre — ein
Narr. Er referirte den ganzen Handel in Kuſſewiz.
Er ſchloß damit, es ſey ein Gluͤck fuͤr ihn, daß die
Fuͤrſtin das tolle Einſchiebſel der Uhr gar nicht auf¬
geſtoͤbert habe. ... Da er nun dieſes eintoͤnig
vorſang ohne eine einzige Schmeichelei, aus der et¬
wan eine neue Auflage des Einſchiebſels zu machen
geweſen waͤre: ſo war er ſo gluͤcklich, bei ſeinem
Abſchiede die belehrte Joachime in einem Zuſtand zu
hinterlaſſen, der ſich nach ſolchen magnetiſchen Des¬
organiſazionen bei gebildeten Weibern in einer ſchoͤ¬
nen ſtolzen Exaltazion und bei unbegebildeten in
den Verſuchen aͤuſſert; an den Mann die bildende
letzte Hand gerade ſo zu legen wie ſie die griechi¬
ſchen Kuͤnſtler an ihre Modelle legten — — — naͤm¬
lich mit den Naͤgeln der letzten Hand. — Viktor
zog mit zweierlei ſehr verſchiedenen Proſpekten ab,
mit denen der Zukunft und mit den Maienthali¬
ſchen. —
Sie behielt das Blaͤttgen. Aber nicht die Furcht,
ſondern das herbe Gefuͤhl, daß ſeine bisherigen
Thorheiten ſich blos in einem fremden Herzen mit
einer fehlgeſchlagnen Hoffnung enden, floß mit eini¬
gen bittern Tropfen in die ſuͤße verjuͤngende Empfin¬
dung, daß er auf ſeine Koſten Recht gehandelt ha¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/35>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.