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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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Resoluzion: "Ihr H. Vater und ich müssen es blos
"der Justiz überlassen" und wurde kalt und stolz
verabschiedet.

Jetzt gerade am 5. September dieses Jahres, wo
eine große Sonnenfinsterniß die Seele wie die Erde
trübe und bange machte, jetzt hatte das Wasserrad
des Schicksals den ersten Thränenkrug in seiner
Brust gefüllt -- es wälzte sich weiter und der
zweite floß über: Klotildens Brief kam den 22. Sep¬
tember zu Herbstes Anfang an.

"Theurer Freund!

"Ihr H. Vater war in London noch zu Anfang
des Februars und hatte viel französische Kor¬
respondenz; dann gieng er ab nach Deutschland, und
seitdem weiß meine Mutter nichts von ihm. Das
Schicksal wache über sein wichtiges Leben. An drei
Eiden*), die seine Abwesenheit unauflöslich macht,
hängen viele Thränen, viele Herzen und o Gott!
ein Menschenleben. -- Ich lege ein Blatt von Ih¬
rem H. Vater bei, das er bei meiner Mutter ge¬
schrieben und worin eine Philosophie ist, die meinen
Geist und meine Aussichten immer trüber machen.

*) Diese Eide der Verschwiegenheit hatte sich bekanntlich der
Lord von Viktor, von Klotilde und von ihrer Mutter un¬
ter jenem tragischen Apparat, der besonders in weibliche
Herzen so stark eingreift, ablegen lassen.

Reſoluzion: »Ihr H. Vater und ich muͤſſen es blos
»der Juſtiz uͤberlaſſen» und wurde kalt und ſtolz
verabſchiedet.

Jetzt gerade am 5. September dieſes Jahres, wo
eine große Sonnenfinſterniß die Seele wie die Erde
truͤbe und bange machte, jetzt hatte das Waſſerrad
des Schickſals den erſten Thraͤnenkrug in ſeiner
Bruſt gefuͤllt — es waͤlzte ſich weiter und der
zweite floß uͤber: Klotildens Brief kam den 22. Sep¬
tember zu Herbſtes Anfang an.

»Theurer Freund!

»Ihr H. Vater war in London noch zu Anfang
des Februars und hatte viel franzoͤſiſche Kor¬
reſpondenz; dann gieng er ab nach Deutſchland, und
ſeitdem weiß meine Mutter nichts von ihm. Das
Schickſal wache uͤber ſein wichtiges Leben. An drei
Eiden*), die ſeine Abweſenheit unaufloͤslich macht,
haͤngen viele Thraͤnen, viele Herzen und o Gott!
ein Menſchenleben. — Ich lege ein Blatt von Ih¬
rem H. Vater bei, das er bei meiner Mutter ge¬
ſchrieben und worin eine Philoſophie iſt, die meinen
Geiſt und meine Ausſichten immer truͤber machen.

*) Dieſe Eide der Verſchwiegenheit hatte ſich bekanntlich der
Lord von Viktor, von Klotilde und von ihrer Mutter un¬
ter jenem tragiſchen Apparat, der beſonders in weibliche
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[346/0356] Reſoluzion: »Ihr H. Vater und ich muͤſſen es blos »der Juſtiz uͤberlaſſen» und wurde kalt und ſtolz verabſchiedet. Jetzt gerade am 5. September dieſes Jahres, wo eine große Sonnenfinſterniß die Seele wie die Erde truͤbe und bange machte, jetzt hatte das Waſſerrad des Schickſals den erſten Thraͤnenkrug in ſeiner Bruſt gefuͤllt — es waͤlzte ſich weiter und der zweite floß uͤber: Klotildens Brief kam den 22. Sep¬ tember zu Herbſtes Anfang an. »Theurer Freund! »Ihr H. Vater war in London noch zu Anfang des Februars und hatte viel franzoͤſiſche Kor¬ reſpondenz; dann gieng er ab nach Deutſchland, und ſeitdem weiß meine Mutter nichts von ihm. Das Schickſal wache uͤber ſein wichtiges Leben. An drei Eiden *), die ſeine Abweſenheit unaufloͤslich macht, haͤngen viele Thraͤnen, viele Herzen und o Gott! ein Menſchenleben. — Ich lege ein Blatt von Ih¬ rem H. Vater bei, das er bei meiner Mutter ge¬ ſchrieben und worin eine Philoſophie iſt, die meinen Geiſt und meine Ausſichten immer truͤber machen. *) Dieſe Eide der Verſchwiegenheit hatte ſich bekanntlich der Lord von Viktor, von Klotilde und von ihrer Mutter un¬ ter jenem tragiſchen Apparat, der beſonders in weibliche Herzen ſo ſtark eingreift, ablegen laſſen.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/356>, abgerufen am 23.11.2024.