Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.sie zu erregen. -- Und so gieng er vom Fürsten Vor dem Berichte des Erfolges lasset mich es ſie zu erregen. — Und ſo gieng er vom Fuͤrſten Vor dem Berichte des Erfolges laſſet mich es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0394" n="384"/> ſie zu erregen. — Und ſo gieng er vom Fuͤrſten<lb/> weg in einen unbeſtimmten ſpaßhaften Arreſt fuͤr den<lb/> Mord: Jenner fieng aber an‚ die Sachen und Zeu¬<lb/> gen zu unterſuchen.</p><lb/> <p>Vor dem Berichte des Erfolges laſſet mich es<lb/> gern geſtehen‚ daß Maz‚ der Edle‚ ſchon luͤgen kann‚<lb/> um ſo mehr‚ da er die Wahrheit als Sparwerk ſei¬<lb/> nes Luͤgen-Moͤrtels hinſetzt. Wie im polniſchen<lb/> Steinſalzbergwerk laͤſſet der gute Luͤgner beim Un¬<lb/> tergraben immer ſo viele Wahrheiten zu Saͤulen ſte¬<lb/> hen als gegen das Einbrechen des Gewoͤlbes noͤthig<lb/> ſind. Ueberhaupt iſt jede Luͤge ein gluͤckliches Zei¬<lb/> chen‚ daß es noch Wahrheit in der Welt giebt:<lb/> denn ohne dieſe wuͤrde keine geglaubt und alſo keine<lb/> verſucht. Bankeroute machen dem Rechtſchaffenen<lb/> Freude als neue Belege des unerſchoͤpften Religions¬<lb/> fonds von fremder Ehrlichkeit‚ die vorhanden ſeyn<lb/> muſte‚ wenn ſie ſollte betrogen werden. So lange<lb/> noch Kriegs- und Friedenstraktaten ſchaͤndlich gebro¬<lb/> chen werden‚ ſo lange iſt noch Hofnung genug da‚<lb/> und ſo lange fehlet es Hoͤfen an aͤchter Redlichkeit<lb/> nicht: denn jeder Bruch eines Vertrags ſetzet vor¬<lb/> aus‚ daß man einen gemacht hat — und gemacht<lb/> koͤnnte keiner mehr werden‚ wenn kein einziger mehr<lb/> gehalten wuͤrde. Es iſt mit den Luͤgen wie mit den<lb/> falſchen Zaͤhnen‚ die der Goldfaden nur an ein Paar<lb/> aͤchtr Reſtanten ſchließen kann. —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [384/0394]
ſie zu erregen. — Und ſo gieng er vom Fuͤrſten
weg in einen unbeſtimmten ſpaßhaften Arreſt fuͤr den
Mord: Jenner fieng aber an‚ die Sachen und Zeu¬
gen zu unterſuchen.
Vor dem Berichte des Erfolges laſſet mich es
gern geſtehen‚ daß Maz‚ der Edle‚ ſchon luͤgen kann‚
um ſo mehr‚ da er die Wahrheit als Sparwerk ſei¬
nes Luͤgen-Moͤrtels hinſetzt. Wie im polniſchen
Steinſalzbergwerk laͤſſet der gute Luͤgner beim Un¬
tergraben immer ſo viele Wahrheiten zu Saͤulen ſte¬
hen als gegen das Einbrechen des Gewoͤlbes noͤthig
ſind. Ueberhaupt iſt jede Luͤge ein gluͤckliches Zei¬
chen‚ daß es noch Wahrheit in der Welt giebt:
denn ohne dieſe wuͤrde keine geglaubt und alſo keine
verſucht. Bankeroute machen dem Rechtſchaffenen
Freude als neue Belege des unerſchoͤpften Religions¬
fonds von fremder Ehrlichkeit‚ die vorhanden ſeyn
muſte‚ wenn ſie ſollte betrogen werden. So lange
noch Kriegs- und Friedenstraktaten ſchaͤndlich gebro¬
chen werden‚ ſo lange iſt noch Hofnung genug da‚
und ſo lange fehlet es Hoͤfen an aͤchter Redlichkeit
nicht: denn jeder Bruch eines Vertrags ſetzet vor¬
aus‚ daß man einen gemacht hat — und gemacht
koͤnnte keiner mehr werden‚ wenn kein einziger mehr
gehalten wuͤrde. Es iſt mit den Luͤgen wie mit den
falſchen Zaͤhnen‚ die der Goldfaden nur an ein Paar
aͤchtr Reſtanten ſchließen kann. —
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