denden Perlen waren aus ihren Augen oder ihre Au¬ gen selber -- Hoch über ihnen stand der Vollmond im Blauen, aber auf der Erde war doch kein Licht, sondern ein blauer Schatten: denn das Himmelsblau war eine große blaue Wolke, bloß an einer Stelle vom Monde geöfnet, der nur auf die drei Paradies¬ vögel und unten auf eine helle von uns abgekehrte Gestalt Schimmer niedergoß -- Sie waren diese Ge¬ stalt und wendeten ihr Angesicht bloß gegen Morgen, gegen die hängende Landschaft als ob sie etwas da sogleich erblicken würden. Die Paradiesvögel säeten die Perlen häufiger in Ihre Augen: "es sind die "Thränen, die unsere Freundin weinen muß" sagte Emanuel; auch fielen sie dann aus ihren Augen, aber lichter und blieben glimmend auf dem Blumenboden stehen. Das Blau auf der Erde wurde plötzlich hel¬ ler als das Blau am Himmel und eine schiefe Höle, deren Mündung gegen die Ewigkeit aufklafte, wühlte sich rückwärts durch die Erde gegen Abend bis nach Amerika hinab, wo die Sonne in die Oefnung schien -- und ein Strom von Abendröthe so breit wie ein Grab schoß aufwärts aus der Erde und legte sich mit seinem Abendscheine an die neblichte Ewigkeit wie dünne Flammen an. -- Da zitterten Ihre Arme ausgebreitet, da zitterten Ihre Lieder voll sehnsüchti¬ ger Wonne, -- da konnten wir und Sie die erleuch¬ tete Ewigkeit ganz sehen. Aber sie wechselte schil¬
denden Perlen waren aus ihren Augen oder ihre Au¬ gen ſelber — Hoch uͤber ihnen ſtand der Vollmond im Blauen, aber auf der Erde war doch kein Licht, ſondern ein blauer Schatten: denn das Himmelsblau war eine große blaue Wolke, bloß an einer Stelle vom Monde geoͤfnet, der nur auf die drei Paradies¬ voͤgel und unten auf eine helle von uns abgekehrte Geſtalt Schimmer niedergoß — Sie waren dieſe Ge¬ ſtalt und wendeten ihr Angeſicht bloß gegen Morgen, gegen die haͤngende Landſchaft als ob ſie etwas da ſogleich erblicken wuͤrden. Die Paradiesvoͤgel ſaͤeten die Perlen haͤufiger in Ihre Augen: »es ſind die »Thraͤnen, die unſere Freundin weinen muß« ſagte Emanuel; auch fielen ſie dann aus ihren Augen, aber lichter und blieben glimmend auf dem Blumenboden ſtehen. Das Blau auf der Erde wurde ploͤtzlich hel¬ ler als das Blau am Himmel und eine ſchiefe Hoͤle, deren Muͤndung gegen die Ewigkeit aufklafte, wuͤhlte ſich ruͤckwaͤrts durch die Erde gegen Abend bis nach Amerika hinab, wo die Sonne in die Oefnung ſchien — und ein Strom von Abendroͤthe ſo breit wie ein Grab ſchoß aufwaͤrts aus der Erde und legte ſich mit ſeinem Abendſcheine an die neblichte Ewigkeit wie duͤnne Flammen an. — Da zitterten Ihre Arme ausgebreitet, da zitterten Ihre Lieder voll ſehnſuͤchti¬ ger Wonne, — da konnten wir und Sie die erleuch¬ tete Ewigkeit ganz ſehen. Aber ſie wechſelte ſchil¬
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denden Perlen waren aus ihren Augen oder ihre Au¬
gen ſelber — Hoch uͤber ihnen ſtand der Vollmond
im Blauen, aber auf der Erde war doch kein Licht,
ſondern ein blauer Schatten: denn das Himmelsblau
war eine große blaue Wolke, bloß an einer Stelle
vom Monde geoͤfnet, der nur auf die drei Paradies¬
voͤgel und unten auf eine helle von uns abgekehrte
Geſtalt Schimmer niedergoß — Sie waren dieſe Ge¬
ſtalt und wendeten ihr Angeſicht bloß gegen Morgen,
gegen die haͤngende Landſchaft als ob ſie etwas da
ſogleich erblicken wuͤrden. Die Paradiesvoͤgel ſaͤeten
die Perlen haͤufiger in Ihre Augen: »es ſind die
»Thraͤnen, die unſere Freundin weinen muß« ſagte
Emanuel; auch fielen ſie dann aus ihren Augen, aber
lichter und blieben glimmend auf dem Blumenboden
ſtehen. Das Blau auf der Erde wurde ploͤtzlich hel¬
ler als das Blau am Himmel und eine ſchiefe Hoͤle,
deren Muͤndung gegen die Ewigkeit aufklafte, wuͤhlte
ſich ruͤckwaͤrts durch die Erde gegen Abend bis nach
Amerika hinab, wo die Sonne in die Oefnung ſchien
— und ein Strom von Abendroͤthe ſo breit wie ein
Grab ſchoß aufwaͤrts aus der Erde und legte ſich
mit ſeinem Abendſcheine an die neblichte Ewigkeit
wie duͤnne Flammen an. — Da zitterten Ihre Arme
ausgebreitet, da zitterten Ihre Lieder voll ſehnſuͤchti¬
ger Wonne, — da konnten wir und Sie die erleuch¬
tete Ewigkeit ganz ſehen. Aber ſie wechſelte ſchil¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/52>, abgerufen am 24.11.2024.
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