Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.sein Rechthaben und über das fremde Verstummen "Oh! -- sagte Viktor und Blutströme schossen ſein Rechthaben und uͤber das fremde Verſtummen »Oh! — ſagte Viktor und Blutſtroͤme ſchoſſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> ſein Rechthaben und uͤber das fremde Verſtummen<lb/> und begehrte, daß man widerſpraͤche. Er quetſchte<lb/> ſeine Hand in die Schlehenſtacheln. Sein Auge<lb/> brannte in das weinende hinein. Viktor bejammerte<lb/> den feſten Schwur vor ſeinem Vater und ſah auf<lb/> die zitternde Wage worauf der Eid und die ſcho¬<lb/> nende Freundſchaft ſich ausglichen. Er ſammelte<lb/> noch einmal alle Liebe in ſeiner Bruſt und breitete<lb/> die Arme auseinander und wollte mit ihnen den<lb/> Straͤubenden an ſich ziehen und konnte doch nichts<lb/> ſagen als: »Ich und du ſind unſchuldig; aber bis<lb/> »mein Vater koͤmmt, eher kann ich mich nicht recht¬<lb/> »fertigen.« — Flamin druͤckte ihn von ſich ab:<lb/> »Wozu das? — So wars im Gartenkonzert <choice><sic>anch</sic><corr>auch</corr></choice> —<lb/> »Sag' lieber geradezu, willſt du <hi rendition="#g">ſie</hi> heirathen? —<lb/> »Schwoͤr' daß du nicht willſt? — O, Gott zoͤger'<lb/> »nicht — ſchwoͤr' ſchwoͤr! — Ja ja, Matthieu! —<lb/> »Kannſt du noch nicht? — Nu ſo luͤg wenigſtens!«</p><lb/> <p>»Oh! — ſagte Viktor und Blutſtroͤme ſchoſſen<lb/> »verfinſternd durch ſein Gehirn und uͤber ſein Ange¬<lb/> »ſicht — beleidigen darfſt du mich doch nicht gar<lb/> »zu ſehr, ich bin ſo gut wie du, ich bin ſo ſtolz wie<lb/> »du — vor Gott iſt meine Seele rein« — — Aber<lb/> Flamins Blut an der Schlehenſtaude druͤckte Viktors<lb/> zuͤrnende Erhebung nieder und er hob bloß das un¬<lb/> beſcholtene Auge voll Freundſchafts-Thraͤnen in den<lb/> hellern ſanftern Himmel. — »Nur die Heirath ver¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0084]
ſein Rechthaben und uͤber das fremde Verſtummen
und begehrte, daß man widerſpraͤche. Er quetſchte
ſeine Hand in die Schlehenſtacheln. Sein Auge
brannte in das weinende hinein. Viktor bejammerte
den feſten Schwur vor ſeinem Vater und ſah auf
die zitternde Wage worauf der Eid und die ſcho¬
nende Freundſchaft ſich ausglichen. Er ſammelte
noch einmal alle Liebe in ſeiner Bruſt und breitete
die Arme auseinander und wollte mit ihnen den
Straͤubenden an ſich ziehen und konnte doch nichts
ſagen als: »Ich und du ſind unſchuldig; aber bis
»mein Vater koͤmmt, eher kann ich mich nicht recht¬
»fertigen.« — Flamin druͤckte ihn von ſich ab:
»Wozu das? — So wars im Gartenkonzert auch —
»Sag' lieber geradezu, willſt du ſie heirathen? —
»Schwoͤr' daß du nicht willſt? — O, Gott zoͤger'
»nicht — ſchwoͤr' ſchwoͤr! — Ja ja, Matthieu! —
»Kannſt du noch nicht? — Nu ſo luͤg wenigſtens!«
»Oh! — ſagte Viktor und Blutſtroͤme ſchoſſen
»verfinſternd durch ſein Gehirn und uͤber ſein Ange¬
»ſicht — beleidigen darfſt du mich doch nicht gar
»zu ſehr, ich bin ſo gut wie du, ich bin ſo ſtolz wie
»du — vor Gott iſt meine Seele rein« — — Aber
Flamins Blut an der Schlehenſtaude druͤckte Viktors
zuͤrnende Erhebung nieder und er hob bloß das un¬
beſcholtene Auge voll Freundſchafts-Thraͤnen in den
hellern ſanftern Himmel. — »Nur die Heirath ver¬
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