Mich quälet bei meinem ganzen Buche nichts als die Angst, wie es werde übersetzt werden. Diese Angst ist keinem Autor zu verdenken, wenn man sieht, wie die Franzosen die Deutschen und die Deut¬ schen die Alten übersetzen. Im Grunde ist's warlich so viel als wird man exponirt von den untern Klas¬ sen und den Lehrern derselben. Ich kann jene Leser und diese Klassen in Rücksicht ihrer Seelenkost, die durch so vielen Medien vorher geht, mit nichts ver¬ gleichen als mit den armen Leuten in Lapland: wenn da die reichen sich in dem Trinkzimmer mit einem Likör, der aus einer theuren Wurzel gesotten wird, berauschen: so lauert an der Hausthüre das arme Volk, bis ein bemittelter Lappe heraus kömmt und p--ss--t: das vertirte Getränk, die Vulgata von ge¬ branntem Wasser kömmt dann den armen Teufeln zu Gute.
Aber diesen Anfang heb' ich mir auf für den Vorbericht zu einer Uebersetzung.
Es gehört zu den schönen Gaukeleien und Natur spielen des Zufalls, deren es recht viele giebt, daß ich dieses Buch gerade in der Philippi Jakobi Nacht 1793 anfing, wo Viktor die Hexen-Farth zum Maienthalischen Blocksberg unter die Zauberer und Zauberinnen vornahm und wo er 1792 aus Göttin¬ gen anlangte.
Mich quaͤlet bei meinem ganzen Buche nichts als die Angſt, wie es werde uͤberſetzt werden. Dieſe Angſt iſt keinem Autor zu verdenken, wenn man ſieht, wie die Franzoſen die Deutſchen und die Deut¬ ſchen die Alten uͤberſetzen. Im Grunde iſt's warlich ſo viel als wird man exponirt von den untern Klaſ¬ ſen und den Lehrern derſelben. Ich kann jene Leſer und dieſe Klaſſen in Ruͤckſicht ihrer Seelenkoſt, die durch ſo vielen Medien vorher geht, mit nichts ver¬ gleichen als mit den armen Leuten in Lapland: wenn da die reichen ſich in dem Trinkzimmer mit einem Likoͤr, der aus einer theuren Wurzel geſotten wird, berauſchen: ſo lauert an der Hausthuͤre das arme Volk, bis ein bemittelter Lappe heraus koͤmmt und p—ſſ—t: das vertirte Getraͤnk, die Vulgata von ge¬ branntem Waſſer koͤmmt dann den armen Teufeln zu Gute.
Aber dieſen Anfang heb' ich mir auf fuͤr den Vorbericht zu einer Ueberſetzung.
Es gehoͤrt zu den ſchoͤnen Gaukeleien und Natur ſpielen des Zufalls, deren es recht viele giebt, daß ich dieſes Buch gerade in der Philippi Jakobi Nacht 1793 anfing, wo Viktor die Hexen-Farth zum Maienthaliſchen Blocksberg unter die Zauberer und Zauberinnen vornahm und wo er 1792 aus Goͤttin¬ gen anlangte.
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Mich quaͤlet bei meinem ganzen Buche nichts als
die Angſt, wie es werde uͤberſetzt werden. Dieſe
Angſt iſt keinem Autor zu verdenken, wenn man
ſieht, wie die Franzoſen die Deutſchen und die Deut¬
ſchen die Alten uͤberſetzen. Im Grunde iſt's warlich
ſo viel als wird man exponirt von den untern Klaſ¬
ſen und den Lehrern derſelben. Ich kann jene Leſer
und dieſe Klaſſen in Ruͤckſicht ihrer Seelenkoſt, die
durch ſo vielen Medien vorher geht, mit nichts ver¬
gleichen als mit den armen Leuten in Lapland: wenn
da die reichen ſich in dem Trinkzimmer mit einem
Likoͤr, der aus einer theuren Wurzel geſotten wird,
berauſchen: ſo lauert an der Hausthuͤre das arme
Volk, bis ein bemittelter Lappe heraus koͤmmt und
p—ſſ—t: das vertirte Getraͤnk, die Vulgata von ge¬
branntem Waſſer koͤmmt dann den armen Teufeln
zu Gute.
Aber dieſen Anfang heb' ich mir auf fuͤr den
Vorbericht zu einer Ueberſetzung.
Es gehoͤrt zu den ſchoͤnen Gaukeleien und Natur
ſpielen des Zufalls, deren es recht viele giebt, daß
ich dieſes Buch gerade in der Philippi Jakobi Nacht
1793 anfing, wo Viktor die Hexen-Farth zum
Maienthaliſchen Blocksberg unter die Zauberer und
Zauberinnen vornahm und wo er 1792 aus Goͤttin¬
gen anlangte.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/88>, abgerufen am 24.11.2024.
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