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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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"Thun Sie, was Sie wollen, Humorist;
nur seyn Sie heute mit Ihrer blühenden Toch-
ter mein Gast im großen Brunnensaale," sagte
Strykius; er fand seine Bitte gern gewährt,
und schied mit einem eiligen Handdruck, um
einen verdrüßlichen Grafen zu antworten, der
eben gesagt: Franchement, Mr. Medecin,
ich habe bisher von dem detestabeln Gesöff nur
die Hälfte Ihrer vorgeschriebenen Gläser ver-
schluckt; ich verlange nun durchaus nur diese
Hälfte verordnet."

"Gut, versetzte er, von morgen an, dür-
fen Sie keck mit der bisherigen Hälfte fort-
fahren."

Diese Antwort vernahm noch der Doktor mit
unsäglichem Ingrimm; er, der sich von keinem
Fürsten nur eine einzige von 1000 verordneten
Merkurialpillen hätte abdingen lassen. Stry-
kius milde Höflichkeit verdroß ihn mehr als die
größte Grobheit gethan hätte, auf die er zu-

„Thun Sie, was Sie wollen, Humoriſt;
nur ſeyn Sie heute mit Ihrer bluͤhenden Toch-
ter mein Gaſt im großen Brunnenſaale,“ ſagte
Strykius; er fand ſeine Bitte gern gewaͤhrt,
und ſchied mit einem eiligen Handdruck, um
einen verdruͤßlichen Grafen zu antworten, der
eben geſagt: Franchement, Mr. Medecin,
ich habe bisher von dem deteſtabeln Geſoͤff nur
die Hälfte Ihrer vorgeſchriebenen Glaͤſer ver-
ſchluckt; ich verlange nun durchaus nur dieſe
Haͤlfte verordnet.“

„Gut, verſetzte er, von morgen an, duͤr-
fen Sie keck mit der bisherigen Haͤlfte fort-
fahren.“

Dieſe Antwort vernahm noch der Doktor mit
unſaͤglichem Ingrimm; er, der ſich von keinem
Fuͤrſten nur eine einzige von 1000 verordneten
Merkurialpillen haͤtte abdingen laſſen. Stry-
kius milde Hoͤflichkeit verdroß ihn mehr als die
groͤßte Grobheit gethan haͤtte, auf die er zu-

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[128/0146] „Thun Sie, was Sie wollen, Humoriſt; nur ſeyn Sie heute mit Ihrer bluͤhenden Toch- ter mein Gaſt im großen Brunnenſaale,“ ſagte Strykius; er fand ſeine Bitte gern gewaͤhrt, und ſchied mit einem eiligen Handdruck, um einen verdruͤßlichen Grafen zu antworten, der eben geſagt: Franchement, Mr. Medecin, ich habe bisher von dem deteſtabeln Geſoͤff nur die Hälfte Ihrer vorgeſchriebenen Glaͤſer ver- ſchluckt; ich verlange nun durchaus nur dieſe Haͤlfte verordnet.“ „Gut, verſetzte er, von morgen an, duͤr- fen Sie keck mit der bisherigen Haͤlfte fort- fahren.“ Dieſe Antwort vernahm noch der Doktor mit unſaͤglichem Ingrimm; er, der ſich von keinem Fuͤrſten nur eine einzige von 1000 verordneten Merkurialpillen haͤtte abdingen laſſen. Stry- kius milde Hoͤflichkeit verdroß ihn mehr als die groͤßte Grobheit gethan haͤtte, auf die er zu-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/146>, abgerufen am 22.11.2024.