Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

schen, zu walken. Indeß will ich als ein Mann,
der sich beherrscht, nur stufenweise verfahren,
und früher seine Ehre angreifen als seinen
Körper."

"Nun diesen Scherz-Ernst abgethan --
sagte der Brunnenarzt sich todtlachen wollend --
so versprech' ich Ihnen hier wenigstens fünf
Freunde des Verfassers der Hämotologie, Män-
ner vom Handwerk."

"Es soll mich freuen, sagte der Doktor,
wenn einer darunter mich rezensirt hat, weils
eben das Subjekt ist, dem ich, wie ich Ihnen
schon anvertrauet, so viel Hirn ausschlagen will,
als ein Mensch ohne Lebensgefahr entbehren
kann, welches, wie Sie wissen, bis auf zwey
Unzen steigt, es müßte denn seyn, daß ich aus
Liebe mich auf bloßes Einschlagen der Hirnschale
einzöge. -- Wenn schon jener Festungs-Kom-
mandant jeder davonlaufenden Schildwache fünf
und zwanzig aufzählen ließ, die einen Geist ge-
sehen: wie viel mehr ich einer kritischen, die kei-
nen Geist in meinen Werken gesehen!
Wie?"

ſchen, zu walken. Indeß will ich als ein Mann,
der ſich beherrſcht, nur ſtufenweiſe verfahren,
und fruͤher ſeine Ehre angreifen als ſeinen
Koͤrper.“

„Nun dieſen Scherz-Ernſt abgethan —
ſagte der Brunnenarzt ſich todtlachen wollend —
ſo verſprech’ ich Ihnen hier wenigſtens fuͤnf
Freunde des Verfaſſers der Haͤmotologie, Maͤn-
ner vom Handwerk.“

„Es ſoll mich freuen, ſagte der Doktor,
wenn einer darunter mich rezenſirt hat, weils
eben das Subjekt iſt, dem ich, wie ich Ihnen
ſchon anvertrauet, ſo viel Hirn ausſchlagen will,
als ein Menſch ohne Lebensgefahr entbehren
kann, welches, wie Sie wiſſen, bis auf zwey
Unzen ſteigt, es muͤßte denn ſeyn, daß ich aus
Liebe mich auf bloßes Einſchlagen der Hirnſchale
einzoͤge. — Wenn ſchon jener Feſtungs-Kom-
mandant jeder davonlaufenden Schildwache fuͤnf
und zwanzig aufzaͤhlen ließ, die einen Geiſt ge-
ſehen: wie viel mehr ich einer kritiſchen, die kei-
nen Geiſt in meinen Werken geſehen!
Wie?“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0145" n="127"/>
&#x017F;chen, zu walken. Indeß will ich als ein Mann,<lb/>
der &#x017F;ich beherr&#x017F;cht, nur &#x017F;tufenwei&#x017F;e verfahren,<lb/>
und fru&#x0364;her &#x017F;eine Ehre angreifen als &#x017F;einen<lb/>
Ko&#x0364;rper.&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Nun die&#x017F;en Scherz-Ern&#x017F;t abgethan &#x2014;<lb/>
&#x017F;agte der Brunnenarzt &#x017F;ich todtlachen wollend &#x2014;<lb/>
&#x017F;o ver&#x017F;prech&#x2019; ich Ihnen hier wenig&#x017F;tens fu&#x0364;nf<lb/>
Freunde des Verfa&#x017F;&#x017F;ers der Ha&#x0364;motologie, Ma&#x0364;n-<lb/>
ner vom Handwerk.&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Es &#x017F;oll mich freuen, &#x017F;agte der Doktor,<lb/>
wenn einer darunter mich rezen&#x017F;irt hat, weils<lb/>
eben das Subjekt i&#x017F;t, dem ich, wie ich Ihnen<lb/>
&#x017F;chon anvertrauet, &#x017F;o viel Hirn aus&#x017F;chlagen will,<lb/>
als ein Men&#x017F;ch ohne Lebensgefahr entbehren<lb/>
kann, welches, wie Sie wi&#x017F;&#x017F;en, bis auf zwey<lb/>
Unzen &#x017F;teigt, es mu&#x0364;ßte denn &#x017F;eyn, daß ich aus<lb/>
Liebe mich auf bloßes Ein&#x017F;chlagen der Hirn&#x017F;chale<lb/>
einzo&#x0364;ge. &#x2014; Wenn &#x017F;chon jener Fe&#x017F;tungs-Kom-<lb/>
mandant jeder davonlaufenden Schildwache fu&#x0364;nf<lb/>
und zwanzig aufza&#x0364;hlen ließ, die einen <hi rendition="#g">Gei&#x017F;t</hi> ge-<lb/>
&#x017F;ehen: wie viel mehr ich einer kriti&#x017F;chen, die kei-<lb/>
nen <hi rendition="#g">Gei&#x017F;t</hi> in meinen Werken ge&#x017F;ehen!<lb/>
Wie?&#x201C;</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0145] ſchen, zu walken. Indeß will ich als ein Mann, der ſich beherrſcht, nur ſtufenweiſe verfahren, und fruͤher ſeine Ehre angreifen als ſeinen Koͤrper.“ „Nun dieſen Scherz-Ernſt abgethan — ſagte der Brunnenarzt ſich todtlachen wollend — ſo verſprech’ ich Ihnen hier wenigſtens fuͤnf Freunde des Verfaſſers der Haͤmotologie, Maͤn- ner vom Handwerk.“ „Es ſoll mich freuen, ſagte der Doktor, wenn einer darunter mich rezenſirt hat, weils eben das Subjekt iſt, dem ich, wie ich Ihnen ſchon anvertrauet, ſo viel Hirn ausſchlagen will, als ein Menſch ohne Lebensgefahr entbehren kann, welches, wie Sie wiſſen, bis auf zwey Unzen ſteigt, es muͤßte denn ſeyn, daß ich aus Liebe mich auf bloßes Einſchlagen der Hirnſchale einzoͤge. — Wenn ſchon jener Feſtungs-Kom- mandant jeder davonlaufenden Schildwache fuͤnf und zwanzig aufzaͤhlen ließ, die einen Geiſt ge- ſehen: wie viel mehr ich einer kritiſchen, die kei- nen Geiſt in meinen Werken geſehen! Wie?“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/145
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/145>, abgerufen am 23.11.2024.