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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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"Der sind Sie nicht, mein Herr -- sagte
der Hauptmann -- ich heiße von Theudobach --
Sie aber, wie ich höre, Hr. von Nieß. --
Was Sie für Ihre Werke ausgeben, sind ganz
andere, und die meinigen."

Nieß blickte ihn ganz erstarrt ins Gesicht. --
Besonnener springt der Mensch plötzlich zu hoch,
als zu tief -- Theudobach stand fast gebietend
mit seinem Macht-Gesicht, Krieger-Auge, ho-
hem Wuchs, neben dem zu kurzen Dichter, von
welchem nun jedes Weiber-Auge abfiel; aber er
ermannte sich, und sagte: "ich kenne Sie nicht,
aber Deutschland mich." -- -- "Hr. v. Nieß,
dasselbe ist gerade mein Fall."

Unversehends trat Theoda, welche längst vor
Begeisterung unbewußt aufgestanden war, aus
der verblüften Schwester-Gemeine heraus vor
Theudobach, und sagte zu ihm im hohen Zür-
nen gegen den vieldeutigen Nieß: "Sie sind
der Mann, den wir alle achten, oder aller Glaube
lügt." Der Hauptmann sah das kühne Feuer-
Mädchen verwundert an, und wollte erwiedern;
aber Nieß rief zornig dazwischen: "An mich ha-

„Der ſind Sie nicht, mein Herr — ſagte
der Hauptmann — ich heiße von Theudobach —
Sie aber, wie ich hoͤre, Hr. von Nieß. —
Was Sie fuͤr Ihre Werke ausgeben, ſind ganz
andere, und die meinigen.”

Nieß blickte ihn ganz erſtarrt ins Geſicht. —
Beſonnener ſpringt der Menſch plötzlich zu hoch,
als zu tief — Theudobach ſtand faſt gebietend
mit ſeinem Macht-Geſicht, Krieger-Auge, ho-
hem Wuchs, neben dem zu kurzen Dichter, von
welchem nun jedes Weiber-Auge abfiel; aber er
ermannte ſich, und ſagte: „ich kenne Sie nicht,
aber Deutſchland mich.” — — „Hr. v. Nieß,
daſſelbe iſt gerade mein Fall.”

Unverſehends trat Theoda, welche laͤngſt vor
Begeiſterung unbewußt aufgeſtanden war, aus
der verbluͤften Schweſter-Gemeine heraus vor
Theudobach, und ſagte zu ihm im hohen Zuͤr-
nen gegen den vieldeutigen Nieß: „Sie ſind
der Mann, den wir alle achten, oder aller Glaube
luͤgt.” Der Hauptmann ſah das kuͤhne Feuer-
Maͤdchen verwundert an, und wollte erwiedern;
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[165/0183] „Der ſind Sie nicht, mein Herr — ſagte der Hauptmann — ich heiße von Theudobach — Sie aber, wie ich hoͤre, Hr. von Nieß. — Was Sie fuͤr Ihre Werke ausgeben, ſind ganz andere, und die meinigen.” Nieß blickte ihn ganz erſtarrt ins Geſicht. — Beſonnener ſpringt der Menſch plötzlich zu hoch, als zu tief — Theudobach ſtand faſt gebietend mit ſeinem Macht-Geſicht, Krieger-Auge, ho- hem Wuchs, neben dem zu kurzen Dichter, von welchem nun jedes Weiber-Auge abfiel; aber er ermannte ſich, und ſagte: „ich kenne Sie nicht, aber Deutſchland mich.” — — „Hr. v. Nieß, daſſelbe iſt gerade mein Fall.” Unverſehends trat Theoda, welche laͤngſt vor Begeiſterung unbewußt aufgeſtanden war, aus der verbluͤften Schweſter-Gemeine heraus vor Theudobach, und ſagte zu ihm im hohen Zuͤr- nen gegen den vieldeutigen Nieß: „Sie ſind der Mann, den wir alle achten, oder aller Glaube luͤgt.” Der Hauptmann ſah das kuͤhne Feuer- Maͤdchen verwundert an, und wollte erwiedern; aber Nieß rief zornig dazwiſchen: „An mich ha-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/183>, abgerufen am 21.11.2024.