meinen eignen, den bisher der Gedanke, die Kunst einzuschlafen für die Zeitung für die ele- gante Welt zu bearbeiten, an der Kunst selber hinderte: -- so sey allen diesen so geplagten und geschätzten Köpfen mit Vergnügen der Schatz von Mitteln einzuschlafen mitgetheilt, worunter so manche oft nichts helfen dem einen, doch aber dem andern und den übrigen.
Nicht Einschlafen, sondern Wiedereinschlafen ist schwer. Nach dem ersten schlummernden Ermatten fährt der obige Staatsmann wieder auf, und irgend eine Finanz-Idee, die ihm zu- fliegt, hält er sich abarbeitend fest, wie der Ha- bicht eine in der Nacht erpackte Taube bis an den Morgen in den Fängen aufbewahrt; dasselbe gilt ganz vom Bücherschreiber, dessen Innres im Bette, wie Nachts ein Fischmarkt in See- städten, von Schuppen phosphoreszirt und nach- glänzt, bis es so licht in ihm wird, daß er alle Gegenstände in seinen Gehirnkammern unter- scheiden kann, und an seinem Tagwerke wieder zu schreiben anfängt unter der Bettdecke. Dieß
meinen eignen, den bisher der Gedanke, die Kunſt einzuſchlafen fuͤr die Zeitung fuͤr die ele- gante Welt zu bearbeiten, an der Kunſt ſelber hinderte: — ſo ſey allen dieſen ſo geplagten und geſchaͤtzten Koͤpfen mit Vergnuͤgen der Schatz von Mitteln einzuſchlafen mitgetheilt, worunter ſo manche oft nichts helfen dem einen, doch aber dem andern und den uͤbrigen.
Nicht Einſchlafen, ſondern Wiedereinſchlafen iſt ſchwer. Nach dem erſten ſchlummernden Ermatten faͤhrt der obige Staatsmann wieder auf, und irgend eine Finanz-Idee, die ihm zu- fliegt, hält er ſich abarbeitend feſt, wie der Ha- bicht eine in der Nacht erpackte Taube bis an den Morgen in den Faͤngen aufbewahrt; daſſelbe gilt ganz vom Buͤcherſchreiber, deſſen Innres im Bette, wie Nachts ein Fiſchmarkt in See- ſtaͤdten, von Schuppen phosphoreszirt und nach- glaͤnzt, bis es ſo licht in ihm wird, daß er alle Gegenſtaͤnde in ſeinen Gehirnkammern unter- ſcheiden kann, und an ſeinem Tagwerke wieder zu ſchreiben anfängt unter der Bettdecke. Dieß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0235"n="217"/>
meinen eignen, den bisher der Gedanke, die<lb/>
Kunſt einzuſchlafen fuͤr die Zeitung fuͤr die ele-<lb/>
gante Welt zu bearbeiten, an der Kunſt ſelber<lb/>
hinderte: —ſo ſey allen dieſen ſo geplagten und<lb/>
geſchaͤtzten Koͤpfen mit Vergnuͤgen der Schatz<lb/>
von Mitteln einzuſchlafen mitgetheilt, worunter<lb/>ſo manche oft nichts helfen dem einen, doch<lb/>
aber dem andern und den uͤbrigen.</p><lb/><p>Nicht Einſchlafen, ſondern Wiedereinſchlafen<lb/>
iſt ſchwer. Nach dem erſten ſchlummernden<lb/>
Ermatten faͤhrt der obige Staatsmann wieder<lb/>
auf, und irgend eine Finanz-Idee, die ihm zu-<lb/>
fliegt, hält er ſich abarbeitend feſt, wie der Ha-<lb/>
bicht eine in der Nacht erpackte Taube bis an<lb/>
den Morgen in den Faͤngen aufbewahrt; daſſelbe<lb/>
gilt ganz vom Buͤcherſchreiber, deſſen Innres<lb/>
im Bette, wie Nachts ein Fiſchmarkt in See-<lb/>ſtaͤdten, von Schuppen phosphoreszirt und nach-<lb/>
glaͤnzt, bis es ſo licht in ihm wird, daß er alle<lb/>
Gegenſtaͤnde in ſeinen Gehirnkammern unter-<lb/>ſcheiden kann, und an ſeinem Tagwerke wieder<lb/>
zu ſchreiben anfängt unter der Bettdecke. Dieß<lb/></p></div></body></text></TEI>
[217/0235]
meinen eignen, den bisher der Gedanke, die
Kunſt einzuſchlafen fuͤr die Zeitung fuͤr die ele-
gante Welt zu bearbeiten, an der Kunſt ſelber
hinderte: — ſo ſey allen dieſen ſo geplagten und
geſchaͤtzten Koͤpfen mit Vergnuͤgen der Schatz
von Mitteln einzuſchlafen mitgetheilt, worunter
ſo manche oft nichts helfen dem einen, doch
aber dem andern und den uͤbrigen.
Nicht Einſchlafen, ſondern Wiedereinſchlafen
iſt ſchwer. Nach dem erſten ſchlummernden
Ermatten faͤhrt der obige Staatsmann wieder
auf, und irgend eine Finanz-Idee, die ihm zu-
fliegt, hält er ſich abarbeitend feſt, wie der Ha-
bicht eine in der Nacht erpackte Taube bis an
den Morgen in den Faͤngen aufbewahrt; daſſelbe
gilt ganz vom Buͤcherſchreiber, deſſen Innres
im Bette, wie Nachts ein Fiſchmarkt in See-
ſtaͤdten, von Schuppen phosphoreszirt und nach-
glaͤnzt, bis es ſo licht in ihm wird, daß er alle
Gegenſtaͤnde in ſeinen Gehirnkammern unter-
ſcheiden kann, und an ſeinem Tagwerke wieder
zu ſchreiben anfängt unter der Bettdecke. Dieß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/235>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.