Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.gen. Das Morgenroth glühte auf seinem ge- Hört nun seinen Traum. gen. Das Morgenroth gluͤhte auf ſeinem ge- Hoͤrt nun ſeinen Traum. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0272" n="254"/> gen. Das Morgenroth gluͤhte auf ſeinem ge-<lb/> ſundrothen Geſicht, und Traͤume zitterten durch<lb/> die zartern Fibern. Erneſtine allein ſtellte ſich<lb/> mit Augen voll Freudentropfen vor die ruhige<lb/> Geſtalt. Ich fing von ferne leiſe Floͤtentoͤne<lb/> an, die noch wie Mattgold in ſeine Traumau-<lb/> rora zu verweben waren. Die Sonne brannte<lb/> immer heller ins Morgengewoͤlk herauf. Auf<lb/> einmal regt er bange die Arme — ſeine Lippe<lb/> zuckte — ſein Augenrand quoll weinend uͤber —<lb/> die Floͤtentoͤne bebten auf ſeinen Zuͤgen nach. —<lb/> Da fuͤrchtete Erneſtine, ihn quaͤle ein harter<lb/> Traum; ſie winkte mir, ihn mit Toͤnen zu erloͤ-<lb/> ſen, und legte, ſeine Haͤnde nehmend, ihre<lb/> ſchoͤne Wange leiſe an ſeine Bruſt. Er fuhr aus<lb/> dem Traum — er ſah Erneſtine groß an, und<lb/> kam als gehoͤre ſie in den Traum Wahnſinn,<lb/> durch ihr freundliches liebes Antlitz wieder in<lb/> denſelben zuruͤck — bis ihn endlich das Wort<lb/> und das Licht zu allen Freuden wach und leben-<lb/> dig machte.</p><lb/> <p>Hoͤrt nun ſeinen Traum.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [254/0272]
gen. Das Morgenroth gluͤhte auf ſeinem ge-
ſundrothen Geſicht, und Traͤume zitterten durch
die zartern Fibern. Erneſtine allein ſtellte ſich
mit Augen voll Freudentropfen vor die ruhige
Geſtalt. Ich fing von ferne leiſe Floͤtentoͤne
an, die noch wie Mattgold in ſeine Traumau-
rora zu verweben waren. Die Sonne brannte
immer heller ins Morgengewoͤlk herauf. Auf
einmal regt er bange die Arme — ſeine Lippe
zuckte — ſein Augenrand quoll weinend uͤber —
die Floͤtentoͤne bebten auf ſeinen Zuͤgen nach. —
Da fuͤrchtete Erneſtine, ihn quaͤle ein harter
Traum; ſie winkte mir, ihn mit Toͤnen zu erloͤ-
ſen, und legte, ſeine Haͤnde nehmend, ihre
ſchoͤne Wange leiſe an ſeine Bruſt. Er fuhr aus
dem Traum — er ſah Erneſtine groß an, und
kam als gehoͤre ſie in den Traum Wahnſinn,
durch ihr freundliches liebes Antlitz wieder in
denſelben zuruͤck — bis ihn endlich das Wort
und das Licht zu allen Freuden wach und leben-
dig machte.
Hoͤrt nun ſeinen Traum.
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