der Ueberzeugung, je gewisser er wußte, daß er selber die Rezension gemacht.
"Mein bester Kollege, begann er, möge mich nur hören! Wie stark der Argwohn ge- gen den Herrn Leibmedikus gegründet, ent- scheid' ich am wenigsten, da ich Journale, worin etwas stehen soll, als z. B. die Gothai- schen Anzeigen, die Oberdeutsche Litteratur- Zeitung, die neue allg. deutsche Bibliothek und dergleichen Unrath mehr mithalte, als mitlese. Aber treflicher kühner Amts- und Waffenbru- der! Lassen Sie mich doch auch reden! Ken- nen Sie die Mislichkeit solcher Namen-Ablau- schungen wie die Ihres Herrn Richters? Ich halte Semmelmann, soweit ich ihn kenne, durchaus für unschuldig, doch gesetzt, aber nicht zugegeben, Sie hätten Recht; aber Freund, wie kann ein Gelehrter mit einem andern Ge- lehrten (zur Abwägung zwey Solcher hab' ich keine Gewichte) den geistigen Zwist mit Waf- fen ausfechten wollen, die nichts treffen als Leiber? -- Bey Gott, ich bin hier nicht be-
der Ueberzeugung, je gewiſſer er wußte, daß er ſelber die Rezenſion gemacht.
„Mein beſter Kollege, begann er, moͤge mich nur hoͤren! Wie ſtark der Argwohn ge- gen den Herrn Leibmedikus gegruͤndet, ent- ſcheid’ ich am wenigſten, da ich Journale, worin etwas ſtehen ſoll, als z. B. die Gothai- ſchen Anzeigen, die Oberdeutſche Litteratur- Zeitung, die neue allg. deutſche Bibliothek und dergleichen Unrath mehr mithalte, als mitleſe. Aber treflicher kühner Amts- und Waffenbru- der! Laſſen Sie mich doch auch reden! Ken- nen Sie die Mislichkeit ſolcher Namen-Ablau- ſchungen wie die Ihres Herrn Richters? Ich halte Semmelmann, ſoweit ich ihn kenne, durchaus fuͤr unſchuldig, doch geſetzt, aber nicht zugegeben, Sie hätten Recht; aber Freund, wie kann ein Gelehrter mit einem andern Ge- lehrten (zur Abwaͤgung zwey Solcher hab’ ich keine Gewichte) den geiſtigen Zwiſt mit Waf- fen ausfechten wollen, die nichts treffen als Leiber? — Bey Gott, ich bin hier nicht be-
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der Ueberzeugung, je gewiſſer er wußte, daß
er ſelber die Rezenſion gemacht.
„Mein beſter Kollege, begann er, moͤge
mich nur hoͤren! Wie ſtark der Argwohn ge-
gen den Herrn Leibmedikus gegruͤndet, ent-
ſcheid’ ich am wenigſten, da ich Journale,
worin etwas ſtehen ſoll, als z. B. die Gothai-
ſchen Anzeigen, die Oberdeutſche Litteratur-
Zeitung, die neue allg. deutſche Bibliothek und
dergleichen Unrath mehr mithalte, als mitleſe.
Aber treflicher kühner Amts- und Waffenbru-
der! Laſſen Sie mich doch auch reden! Ken-
nen Sie die Mislichkeit ſolcher Namen-Ablau-
ſchungen wie die Ihres Herrn Richters? Ich
halte Semmelmann, ſoweit ich ihn kenne,
durchaus fuͤr unſchuldig, doch geſetzt, aber nicht
zugegeben, Sie hätten Recht; aber Freund,
wie kann ein Gelehrter mit einem andern Ge-
lehrten (zur Abwaͤgung zwey Solcher hab’ ich
keine Gewichte) den geiſtigen Zwiſt mit Waf-
fen ausfechten wollen, die nichts treffen als
Leiber? — Bey Gott, ich bin hier nicht be-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/121>, abgerufen am 21.11.2024.
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