Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Bedienten, sobald er den Ofen für den Thee
geheitzt, mit Aufträgen in ferne schon zuge-
sperrte Häuser davon, um unbehorcht zu blei-
ben.

Der Wein -- die Nacht -- die Einsam-
keit -- der Schlag auf die Hand -- dieses
Ineinandergreifen so vieler Zufalls-Räder
brachte den Doktor auf einmal in der Stube
so weit, als er nach andern Planen kaum in
einer Woche seyn konnte. Er zog daher einen
Taschen-Wind-Puffer heraus, schoß die Ku-
gel in die Wand -- zog und spannte einen
zweyten und sagte: ein lautes Wort von Dir,
so schieß' ich Dich leise nieder und ich fahre
davon. Du bist mein Rezensent, Dieb, nicht
der ehrliche gelehrte Semmelmann -- und ich
bin noch nüchterner als Du Saufaus. Schweig,
ein Wort, ein Schuß! Es macht mich schon
Dein bloßes Wasch-schwamm-Gesicht mit sei-
nen schlappen Vorderbacken, und seinem Ge-
lächel halb wüthig. Ein Strafexempel muß
ich nun an Dir zum Vortheil der ganzen ge-
lehrten Welt diese Nacht statuiren; nur steh'

Bedienten, ſobald er den Ofen fuͤr den Thee
geheitzt, mit Auftraͤgen in ferne ſchon zuge-
ſperrte Häuſer davon, um unbehorcht zu blei-
ben.

Der Wein — die Nacht — die Einſam-
keit — der Schlag auf die Hand — dieſes
Ineinandergreifen ſo vieler Zufalls-Raͤder
brachte den Doktor auf einmal in der Stube
ſo weit, als er nach andern Planen kaum in
einer Woche ſeyn konnte. Er zog daher einen
Taſchen-Wind-Puffer heraus, ſchoß die Ku-
gel in die Wand — zog und ſpannte einen
zweyten und ſagte: ein lautes Wort von Dir,
ſo ſchieß’ ich Dich leiſe nieder und ich fahre
davon. Du biſt mein Rezenſent, Dieb, nicht
der ehrliche gelehrte Semmelmann — und ich
bin noch nuͤchterner als Du Saufaus. Schweig,
ein Wort, ein Schuß! Es macht mich ſchon
Dein bloßes Waſch-ſchwamm-Geſicht mit ſei-
nen ſchlappen Vorderbacken, und ſeinem Ge-
laͤchel halb wuͤthig. Ein Strafexempel muß
ich nun an Dir zum Vortheil der ganzen ge-
lehrten Welt dieſe Nacht ſtatuiren; nur ſteh’

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0126" n="120"/>
Bedienten, &#x017F;obald er den Ofen fu&#x0364;r den Thee<lb/>
geheitzt, mit Auftra&#x0364;gen in ferne &#x017F;chon zuge-<lb/>
&#x017F;perrte Häu&#x017F;er davon, um unbehorcht zu blei-<lb/>
ben.</p><lb/>
            <p>Der Wein &#x2014; die Nacht &#x2014; die Ein&#x017F;am-<lb/>
keit &#x2014; der Schlag auf die Hand &#x2014; die&#x017F;es<lb/>
Ineinandergreifen &#x017F;o vieler Zufalls-Ra&#x0364;der<lb/>
brachte den Doktor auf einmal in der Stube<lb/>
&#x017F;o weit, als er nach andern Planen kaum in<lb/>
einer Woche &#x017F;eyn konnte. Er zog daher einen<lb/>
Ta&#x017F;chen-Wind-Puffer heraus, &#x017F;choß die Ku-<lb/>
gel in die Wand &#x2014; zog und &#x017F;pannte einen<lb/>
zweyten und &#x017F;agte: ein lautes Wort <hi rendition="#g">von</hi> Dir,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chieß&#x2019; ich Dich lei&#x017F;e nieder und ich fahre<lb/>
davon. Du bi&#x017F;t mein Rezen&#x017F;ent, Dieb, nicht<lb/>
der ehrliche gelehrte Semmelmann &#x2014; und ich<lb/>
bin noch nu&#x0364;chterner als Du Saufaus. Schweig,<lb/>
ein Wort, ein Schuß! Es macht mich &#x017F;chon<lb/>
Dein bloßes Wa&#x017F;ch-&#x017F;chwamm-Ge&#x017F;icht mit &#x017F;ei-<lb/>
nen &#x017F;chlappen Vorderbacken, und &#x017F;einem Ge-<lb/>
la&#x0364;chel halb wu&#x0364;thig. Ein Strafexempel muß<lb/>
ich nun an Dir zum Vortheil der ganzen ge-<lb/>
lehrten Welt die&#x017F;e Nacht &#x017F;tatuiren; nur &#x017F;teh&#x2019;<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0126] Bedienten, ſobald er den Ofen fuͤr den Thee geheitzt, mit Auftraͤgen in ferne ſchon zuge- ſperrte Häuſer davon, um unbehorcht zu blei- ben. Der Wein — die Nacht — die Einſam- keit — der Schlag auf die Hand — dieſes Ineinandergreifen ſo vieler Zufalls-Raͤder brachte den Doktor auf einmal in der Stube ſo weit, als er nach andern Planen kaum in einer Woche ſeyn konnte. Er zog daher einen Taſchen-Wind-Puffer heraus, ſchoß die Ku- gel in die Wand — zog und ſpannte einen zweyten und ſagte: ein lautes Wort von Dir, ſo ſchieß’ ich Dich leiſe nieder und ich fahre davon. Du biſt mein Rezenſent, Dieb, nicht der ehrliche gelehrte Semmelmann — und ich bin noch nuͤchterner als Du Saufaus. Schweig, ein Wort, ein Schuß! Es macht mich ſchon Dein bloßes Waſch-ſchwamm-Geſicht mit ſei- nen ſchlappen Vorderbacken, und ſeinem Ge- laͤchel halb wuͤthig. Ein Strafexempel muß ich nun an Dir zum Vortheil der ganzen ge- lehrten Welt dieſe Nacht ſtatuiren; nur ſteh’

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/126
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/126>, abgerufen am 21.11.2024.