Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

sondern nur so, wie jene Propheten-Gestalten,
wovon vier ihn bedeckten und nur zwey erho-
ben, dieser Todte hätte ein Denkmal nicht ne-
ben, sondern über Schiller verdient; wä-
ren, wie gedacht, die Komödianten nicht gewe-
sen, oder das Publikum nicht, das für die Viel-
seitigkeit wenig anschließende Seiten mitbringt.
Uebrigens wie man lieber von Personen als von
Sachen hört; so steht auch der gewöhnlichste
Theater-Dichter als ein Nachttisch-Spiegel,
der dem Parterre Personen, und dieses selber
darstellt, schon darum dem Sachen-Dichter als
einem bloßen Juwel voran, der nur Feuer-
farben wirft und unverwüstlich nichts darstellt,
als sich und das Licht. Uebrigens ist dieß für
uns andere Undramatiker eben kein Unglück;
denn wir haben uns eben darum zum schönen
Loose einer leichtern liebenswürdigen Beschei-
denheit Glück zu wünschen, zumal wenn wir
berechnen, was aus uns, da jetzt schon ein
Paar Zeitungen und einige Theetische uns (ich
schließe mich nicht aus) sichtbar aufblasen, vol-

ſondern nur ſo, wie jene Propheten-Geſtalten,
wovon vier ihn bedeckten und nur zwey erho-
ben, dieſer Todte haͤtte ein Denkmal nicht ne-
ben, ſondern uͤber Schiller verdient; waͤ-
ren, wie gedacht, die Komoͤdianten nicht gewe-
ſen, oder das Publikum nicht, das fuͤr die Viel-
ſeitigkeit wenig anſchließende Seiten mitbringt.
Uebrigens wie man lieber von Perſonen als von
Sachen hoͤrt; ſo ſteht auch der gewöhnlichſte
Theater-Dichter als ein Nachttiſch-Spiegel,
der dem Parterre Perſonen, und dieſes ſelber
darſtellt, ſchon darum dem Sachen-Dichter als
einem bloßen Juwel voran, der nur Feuer-
farben wirft und unverwuͤſtlich nichts darſtellt,
als ſich und das Licht. Uebrigens iſt dieß fuͤr
uns andere Undramatiker eben kein Ungluͤck;
denn wir haben uns eben darum zum ſchoͤnen
Looſe einer leichtern liebenswuͤrdigen Beſchei-
denheit Gluͤck zu wuͤnſchen, zumal wenn wir
berechnen, was aus uns, da jetzt ſchon ein
Paar Zeitungen und einige Theetiſche uns (ich
ſchließe mich nicht aus) ſichtbar aufblaſen, vol-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0016" n="10"/>
&#x017F;ondern nur &#x017F;o, wie jene Propheten-Ge&#x017F;talten,<lb/>
wovon vier ihn bedeckten und nur zwey erho-<lb/>
ben, die&#x017F;er Todte ha&#x0364;tte ein Denkmal nicht ne-<lb/>
ben, &#x017F;ondern <hi rendition="#g">u&#x0364;ber Schiller</hi> verdient; wa&#x0364;-<lb/>
ren, wie gedacht, die Komo&#x0364;dianten nicht gewe-<lb/>
&#x017F;en, oder das Publikum nicht, das fu&#x0364;r die Viel-<lb/>
&#x017F;eitigkeit wenig an&#x017F;chließende Seiten mitbringt.<lb/>
Uebrigens wie man lieber von Per&#x017F;onen als von<lb/>
Sachen ho&#x0364;rt; &#x017F;o &#x017F;teht auch der gewöhnlich&#x017F;te<lb/>
Theater-Dichter als ein Nachtti&#x017F;ch-<hi rendition="#g">Spiegel</hi>,<lb/>
der dem Parterre Per&#x017F;onen, und die&#x017F;es &#x017F;elber<lb/>
dar&#x017F;tellt, &#x017F;chon darum dem Sachen-Dichter als<lb/>
einem bloßen <hi rendition="#g">Juwel</hi> voran, der nur Feuer-<lb/>
farben wirft und unverwu&#x0364;&#x017F;tlich nichts dar&#x017F;tellt,<lb/>
als &#x017F;ich und das Licht. Uebrigens i&#x017F;t dieß fu&#x0364;r<lb/>
uns andere Undramatiker eben kein Unglu&#x0364;ck;<lb/>
denn wir haben uns eben darum zum &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Loo&#x017F;e einer leichtern liebenswu&#x0364;rdigen Be&#x017F;chei-<lb/>
denheit Glu&#x0364;ck zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, zumal wenn wir<lb/>
berechnen, was aus uns, da jetzt &#x017F;chon ein<lb/>
Paar Zeitungen und einige Theeti&#x017F;che uns (ich<lb/>
&#x017F;chließe mich nicht aus) &#x017F;ichtbar aufbla&#x017F;en, vol-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0016] ſondern nur ſo, wie jene Propheten-Geſtalten, wovon vier ihn bedeckten und nur zwey erho- ben, dieſer Todte haͤtte ein Denkmal nicht ne- ben, ſondern uͤber Schiller verdient; waͤ- ren, wie gedacht, die Komoͤdianten nicht gewe- ſen, oder das Publikum nicht, das fuͤr die Viel- ſeitigkeit wenig anſchließende Seiten mitbringt. Uebrigens wie man lieber von Perſonen als von Sachen hoͤrt; ſo ſteht auch der gewöhnlichſte Theater-Dichter als ein Nachttiſch-Spiegel, der dem Parterre Perſonen, und dieſes ſelber darſtellt, ſchon darum dem Sachen-Dichter als einem bloßen Juwel voran, der nur Feuer- farben wirft und unverwuͤſtlich nichts darſtellt, als ſich und das Licht. Uebrigens iſt dieß fuͤr uns andere Undramatiker eben kein Ungluͤck; denn wir haben uns eben darum zum ſchoͤnen Looſe einer leichtern liebenswuͤrdigen Beſchei- denheit Gluͤck zu wuͤnſchen, zumal wenn wir berechnen, was aus uns, da jetzt ſchon ein Paar Zeitungen und einige Theetiſche uns (ich ſchließe mich nicht aus) ſichtbar aufblaſen, vol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/16
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/16>, abgerufen am 21.11.2024.