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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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müssen, wenn es bedenkt, daß Er unter allen
deutschen Dichtern gerade mit der Leichenfackel,
die nun auf Ihm brennt, am weitesten in die
andere Welt hineinleuchtete und schon mit Sei-
nem jugendlichen Frühroth das Schattenreich
glänzend färbte. Nun zieht er hinter den
Abendwolken des Lebens, worauf er so oft
Morgen- und Abendroth (für den Dichter nur
Ein Roth) geworfen -- und das dankbare
Auge kann auf nichts sehen als auf seinen
Flug und seine Flucht. Die aus verschiedenen
Höhen einander entgegen ziehenden Wolken
der Urtheile werden bald verfliegen; und sein
Stern wird alsdann, sowohl unbewölkt,
als unvergoldet, lichtrein am ewigen Him-
mel gehen.


muͤſſen, wenn es bedenkt, daß Er unter allen
deutſchen Dichtern gerade mit der Leichenfackel,
die nun auf Ihm brennt, am weiteſten in die
andere Welt hineinleuchtete und ſchon mit Sei-
nem jugendlichen Fruͤhroth das Schattenreich
glaͤnzend faͤrbte. Nun zieht er hinter den
Abendwolken des Lebens, worauf er ſo oft
Morgen- und Abendroth (fuͤr den Dichter nur
Ein Roth) geworfen — und das dankbare
Auge kann auf nichts ſehen als auf ſeinen
Flug und ſeine Flucht. Die aus verſchiedenen
Hoͤhen einander entgegen ziehenden Wolken
der Urtheile werden bald verfliegen; und ſein
Stern wird alsdann, ſowohl unbewoͤlkt,
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[191/0197] muͤſſen, wenn es bedenkt, daß Er unter allen deutſchen Dichtern gerade mit der Leichenfackel, die nun auf Ihm brennt, am weiteſten in die andere Welt hineinleuchtete und ſchon mit Sei- nem jugendlichen Fruͤhroth das Schattenreich glaͤnzend faͤrbte. Nun zieht er hinter den Abendwolken des Lebens, worauf er ſo oft Morgen- und Abendroth (fuͤr den Dichter nur Ein Roth) geworfen — und das dankbare Auge kann auf nichts ſehen als auf ſeinen Flug und ſeine Flucht. Die aus verſchiedenen Hoͤhen einander entgegen ziehenden Wolken der Urtheile werden bald verfliegen; und ſein Stern wird alsdann, ſowohl unbewoͤlkt, als unvergoldet, lichtrein am ewigen Him- mel gehen.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/197>, abgerufen am 24.11.2024.