noch nöthiger, ja unschätzbar; nicht nur, weil sich oft das Tonspiel mit dem Schauspiel ver- einigt -- folglich der vorige Vortheil mit dem folgenden -- noch auch bloß, weil beyde Künste die Einzigkeit haben, (welche die Tanzkunst durch Figuranten vermeidet), daß Meister und Schüler zugleich (es müßten denn jene fehlen) Ein Kunstwerk verknüpft gebähren -- noch etwa, weil es hundert Gründe dafür giebt -- son- dern hauptsächlich, weil unzählige dafür da sind, indeß Einer hinreiche für alle. Es ha- ben nämlich nicht nur mehrere Personen, wel- che ihre Logen auf ganze Jahre mietheten, die gute Bemerkung gemacht, daß es bey den meisten Trauer- oder gar Schau- oder vollends Lustspielen wenig mehr zu gewinnen gebe, als im Grec-Spiel, im Pochspiel und im Sticheln, sondern auch ich, aber ohne über Nachtheil zu klagen. Denn mit einem Fin- ger, der sich ans rechte Ohr anlehnt, halt' ich mir den Poeten und seine agirenden Truppen so gut vom Leibe, als ob ich warm zu Hause säße in der Vorstadt, ungemein heiter aus-
noch noͤthiger, ja unſchaͤtzbar; nicht nur, weil ſich oft das Tonſpiel mit dem Schauſpiel ver- einigt — folglich der vorige Vortheil mit dem folgenden — noch auch bloß, weil beyde Kuͤnſte die Einzigkeit haben, (welche die Tanzkunſt durch Figuranten vermeidet), daß Meiſter und Schuͤler zugleich (es muͤßten denn jene fehlen) Ein Kunſtwerk verknuͤpft gebaͤhren — noch etwa, weil es hundert Gruͤnde dafuͤr giebt — ſon- dern hauptſaͤchlich, weil unzählige dafuͤr da ſind, indeß Einer hinreiche fuͤr alle. Es ha- ben naͤmlich nicht nur mehrere Perſonen, wel- che ihre Logen auf ganze Jahre mietheten, die gute Bemerkung gemacht, daß es bey den meiſten Trauer- oder gar Schau- oder vollends Luſtſpielen wenig mehr zu gewinnen gebe, als im Grec-Spiel, im Pochſpiel und im Sticheln, ſondern auch ich, aber ohne uͤber Nachtheil zu klagen. Denn mit einem Fin- ger, der ſich ans rechte Ohr anlehnt, halt’ ich mir den Poeten und ſeine agirenden Truppen ſo gut vom Leibe, als ob ich warm zu Hauſe ſaͤße in der Vorſtadt, ungemein heiter aus-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0201"n="195"/>
noch noͤthiger, ja unſchaͤtzbar; nicht nur, weil<lb/>ſich oft das Tonſpiel mit dem Schauſpiel ver-<lb/>
einigt — folglich der vorige Vortheil mit dem<lb/>
folgenden — noch auch bloß, weil beyde Kuͤnſte<lb/>
die Einzigkeit haben, (welche die Tanzkunſt<lb/>
durch Figuranten vermeidet), daß Meiſter und<lb/>
Schuͤler zugleich (es muͤßten denn jene fehlen)<lb/>
Ein Kunſtwerk verknuͤpft gebaͤhren — noch etwa,<lb/>
weil es hundert Gruͤnde dafuͤr giebt —ſon-<lb/>
dern hauptſaͤchlich, weil unzählige dafuͤr da<lb/>ſind, indeß Einer hinreiche fuͤr alle. Es ha-<lb/>
ben naͤmlich nicht nur mehrere Perſonen, wel-<lb/>
che ihre Logen auf ganze Jahre mietheten,<lb/>
die gute Bemerkung gemacht, daß es bey den<lb/>
meiſten Trauer- oder gar Schau- oder vollends<lb/>
Luſtſpielen wenig mehr zu gewinnen gebe,<lb/>
als im <hirendition="#aq">Grec</hi>-Spiel, im Pochſpiel und im<lb/>
Sticheln, ſondern auch ich, aber ohne uͤber<lb/>
Nachtheil zu klagen. Denn mit einem Fin-<lb/>
ger, der ſich ans rechte Ohr anlehnt, halt’ ich<lb/>
mir den Poeten und ſeine agirenden Truppen<lb/>ſo gut vom Leibe, als ob ich warm zu Hauſe<lb/>ſaͤße in der Vorſtadt, ungemein heiter aus-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[195/0201]
noch noͤthiger, ja unſchaͤtzbar; nicht nur, weil
ſich oft das Tonſpiel mit dem Schauſpiel ver-
einigt — folglich der vorige Vortheil mit dem
folgenden — noch auch bloß, weil beyde Kuͤnſte
die Einzigkeit haben, (welche die Tanzkunſt
durch Figuranten vermeidet), daß Meiſter und
Schuͤler zugleich (es muͤßten denn jene fehlen)
Ein Kunſtwerk verknuͤpft gebaͤhren — noch etwa,
weil es hundert Gruͤnde dafuͤr giebt — ſon-
dern hauptſaͤchlich, weil unzählige dafuͤr da
ſind, indeß Einer hinreiche fuͤr alle. Es ha-
ben naͤmlich nicht nur mehrere Perſonen, wel-
che ihre Logen auf ganze Jahre mietheten,
die gute Bemerkung gemacht, daß es bey den
meiſten Trauer- oder gar Schau- oder vollends
Luſtſpielen wenig mehr zu gewinnen gebe,
als im Grec-Spiel, im Pochſpiel und im
Sticheln, ſondern auch ich, aber ohne uͤber
Nachtheil zu klagen. Denn mit einem Fin-
ger, der ſich ans rechte Ohr anlehnt, halt’ ich
mir den Poeten und ſeine agirenden Truppen
ſo gut vom Leibe, als ob ich warm zu Hauſe
ſaͤße in der Vorſtadt, ungemein heiter aus-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/201>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.