der Vollkommenheit desselben, um es fortzu- lieben, in einem höchsten Wesen Unvergäng- lichkeit und findet den Liebling, der unter der dunkeln Erde zusammen sinkt, in einem durch- brochnen Sternbilde am Himmel wieder.
Der Mensch -- der sich immer zu selten und Andere zu oft befragt -- hegt nicht nur heimliche Neigungen, sondern auch heimliche Meinungen, deren Gegentheil er zu glauben wähnt, bis heftige Erschütterungen des Schick- sals oder der Dichtkunst vor ihm den bedeckten Grund seines Innern gewaltsam entblößen. Daher wird es uns leicht, die Ueberschrift dieses Aufsatzes kalt zu lesen, oder gar die Vernichtung anzunehmen und zu begehren; aber wir zittern, wenn unser Herz uns den grausamen Inhalt des Wahns aufdeckt, daß die Erde, auf, und in die wir alle unser gesunkenes Haupt zur Ruhe legen wollen, nichts sey, als der breite Ent- hauptungsblock der blaßen gebückten Menschen, wenn sie aus dem -- -- Gefängniß kom- men. Alsdann zündet (wie öfter) die Wärme des Herzens wider Licht in der Nacht des
der Vollkommenheit deſſelben, um es fortzu- lieben, in einem hoͤchſten Weſen Unvergaͤng- lichkeit und findet den Liebling, der unter der dunkeln Erde zuſammen ſinkt, in einem durch- brochnen Sternbilde am Himmel wieder.
Der Menſch — der ſich immer zu ſelten und Andere zu oft befragt — hegt nicht nur heimliche Neigungen, ſondern auch heimliche Meinungen, deren Gegentheil er zu glauben waͤhnt, bis heftige Erſchuͤtterungen des Schick- ſals oder der Dichtkunſt vor ihm den bedeckten Grund ſeines Innern gewaltſam entbloͤßen. Daher wird es uns leicht, die Ueberſchrift dieſes Aufſatzes kalt zu leſen, oder gar die Vernichtung anzunehmen und zu begehren; aber wir zittern, wenn unſer Herz uns den grauſamen Inhalt des Wahns aufdeckt, daß die Erde, auf, und in die wir alle unſer geſunkenes Haupt zur Ruhe legen wollen, nichts ſey, als der breite Ent- hauptungsblock der blaßen gebuͤckten Menſchen, wenn ſie aus dem — — Gefängniß kom- men. Alsdann zuͤndet (wie öfter) die Waͤrme des Herzens wider Licht in der Nacht des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0269"n="263"/>
der Vollkommenheit deſſelben, um es fortzu-<lb/>
lieben, in einem hoͤchſten Weſen Unvergaͤng-<lb/>
lichkeit und findet den Liebling, der unter der<lb/>
dunkeln Erde zuſammen ſinkt, in einem durch-<lb/>
brochnen Sternbilde am Himmel wieder.</p><lb/><p>Der Menſch — der ſich immer zu ſelten<lb/>
und Andere zu oft befragt — hegt nicht nur<lb/>
heimliche Neigungen, ſondern auch heimliche<lb/>
Meinungen, deren Gegentheil er zu glauben<lb/>
waͤhnt, bis heftige Erſchuͤtterungen des Schick-<lb/>ſals oder der Dichtkunſt vor ihm den bedeckten<lb/>
Grund ſeines Innern gewaltſam entbloͤßen.<lb/>
Daher wird es uns leicht, die Ueberſchrift dieſes<lb/>
Aufſatzes kalt zu leſen, oder gar die Vernichtung<lb/>
anzunehmen und zu begehren; aber wir zittern,<lb/>
wenn unſer Herz uns den grauſamen Inhalt des<lb/>
Wahns aufdeckt, daß die Erde, auf, und in<lb/>
die wir alle unſer geſunkenes Haupt zur Ruhe<lb/>
legen wollen, nichts ſey, als der breite Ent-<lb/>
hauptungsblock der blaßen gebuͤckten Menſchen,<lb/>
wenn ſie aus dem ——<hirendition="#g">Gefängniß</hi> kom-<lb/>
men. Alsdann zuͤndet (wie öfter) die Waͤrme<lb/>
des Herzens wider Licht in der Nacht des<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[263/0269]
der Vollkommenheit deſſelben, um es fortzu-
lieben, in einem hoͤchſten Weſen Unvergaͤng-
lichkeit und findet den Liebling, der unter der
dunkeln Erde zuſammen ſinkt, in einem durch-
brochnen Sternbilde am Himmel wieder.
Der Menſch — der ſich immer zu ſelten
und Andere zu oft befragt — hegt nicht nur
heimliche Neigungen, ſondern auch heimliche
Meinungen, deren Gegentheil er zu glauben
waͤhnt, bis heftige Erſchuͤtterungen des Schick-
ſals oder der Dichtkunſt vor ihm den bedeckten
Grund ſeines Innern gewaltſam entbloͤßen.
Daher wird es uns leicht, die Ueberſchrift dieſes
Aufſatzes kalt zu leſen, oder gar die Vernichtung
anzunehmen und zu begehren; aber wir zittern,
wenn unſer Herz uns den grauſamen Inhalt des
Wahns aufdeckt, daß die Erde, auf, und in
die wir alle unſer geſunkenes Haupt zur Ruhe
legen wollen, nichts ſey, als der breite Ent-
hauptungsblock der blaßen gebuͤckten Menſchen,
wenn ſie aus dem — — Gefängniß kom-
men. Alsdann zuͤndet (wie öfter) die Waͤrme
des Herzens wider Licht in der Nacht des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/269>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.