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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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Sturm wühlte Sonnenstrahlen und Regenbo-
gen und Freudenklänge, und Wolken aus Ro-
senkelchen unter einander. -- Auf einmal wurd'
es in der Unermeßlichkeit still, als stürbe die
Natur an einem Entzücken -- und ein weiter
Glanz, als wenn der Unendliche durch die
Schöpfung ginge, lief über die Sonnen, über
die Abgründe, über den bleichen Regenbogen
der Milchstraße und über die Unermeßlichkeit --
und die ganze Natur bewegte sich in einem
sanften Wallen, wie sich ein Menschenherz be-
wegt und hebt, wenn es verzeihen will -- -- --
Da that sich vor dem Sterblichen sein Inner-
stes, wie ein hoher Tempel auf, und im Tem-
pel war ein Himmel, und im Himmel eine
Menschengestalt die ihn anblickte mit einem
Sonnenauge voll unermeßlicher Liebe. Sie
erschien ihm und sagte: "ich bin die ewige
Liebe, du kannst nicht vergehen;" und sie stärkte
das zitternde Kind, das vor Wonne sterben
wollte. Der Sterbliche sah durch heiße Freu-
denthränen dunkel die unnennbare Gestalt --
ein nahes warmes Wehen schmolz sein Herz --

Sturm wuͤhlte Sonnenſtrahlen und Regenbo-
gen und Freudenklaͤnge, und Wolken aus Ro-
ſenkelchen unter einander. — Auf einmal wurd’
es in der Unermeßlichkeit ſtill, als ſtuͤrbe die
Natur an einem Entzuͤcken — und ein weiter
Glanz, als wenn der Unendliche durch die
Schoͤpfung ginge, lief uͤber die Sonnen, uͤber
die Abgruͤnde, über den bleichen Regenbogen
der Milchſtraße und über die Unermeßlichkeit —
und die ganze Natur bewegte ſich in einem
ſanften Wallen, wie ſich ein Menſchenherz be-
wegt und hebt, wenn es verzeihen will — — —
Da that ſich vor dem Sterblichen ſein Inner-
ſtes, wie ein hoher Tempel auf, und im Tem-
pel war ein Himmel, und im Himmel eine
Menſchengeſtalt die ihn anblickte mit einem
Sonnenauge voll unermeßlicher Liebe. Sie
erſchien ihm und ſagte: „ich bin die ewige
Liebe, du kannſt nicht vergehen;“ und ſie ſtaͤrkte
das zitternde Kind, das vor Wonne ſterben
wollte. Der Sterbliche ſah durch heiße Freu-
denthraͤnen dunkel die unnennbare Geſtalt —
ein nahes warmes Wehen ſchmolz ſein Herz —

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[277/0283] Sturm wuͤhlte Sonnenſtrahlen und Regenbo- gen und Freudenklaͤnge, und Wolken aus Ro- ſenkelchen unter einander. — Auf einmal wurd’ es in der Unermeßlichkeit ſtill, als ſtuͤrbe die Natur an einem Entzuͤcken — und ein weiter Glanz, als wenn der Unendliche durch die Schoͤpfung ginge, lief uͤber die Sonnen, uͤber die Abgruͤnde, über den bleichen Regenbogen der Milchſtraße und über die Unermeßlichkeit — und die ganze Natur bewegte ſich in einem ſanften Wallen, wie ſich ein Menſchenherz be- wegt und hebt, wenn es verzeihen will — — — Da that ſich vor dem Sterblichen ſein Inner- ſtes, wie ein hoher Tempel auf, und im Tem- pel war ein Himmel, und im Himmel eine Menſchengeſtalt die ihn anblickte mit einem Sonnenauge voll unermeßlicher Liebe. Sie erſchien ihm und ſagte: „ich bin die ewige Liebe, du kannſt nicht vergehen;“ und ſie ſtaͤrkte das zitternde Kind, das vor Wonne ſterben wollte. Der Sterbliche ſah durch heiße Freu- denthraͤnen dunkel die unnennbare Geſtalt — ein nahes warmes Wehen ſchmolz ſein Herz —

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/283>, abgerufen am 21.11.2024.