Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809."er habe sie heute, fing er an, lange gesucht, "Recht gut! sagte sie. Morgen hätten „er habe ſie heute, fing er an, lange geſucht, „Recht gut! ſagte ſie. Morgen hätten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0091" n="85"/> „er habe ſie heute, fing er an, lange geſucht,<lb/> da er dieſen Abend noch uͤber Pira nach Hauſe<lb/> abreiſe; denn er koͤnne nicht gehen, bevor er<lb/> noch einmal ſein Betragen entſchuldigt und<lb/> ihre Verzeihung mitgenommen.“</p><lb/> <p>„Recht gut! ſagte ſie. Morgen hätten<lb/> Sie mich ohnehin umſonſt geſucht; ich geh’<lb/> ebenfalls ab; und was das Uebrige anbetrift:<lb/> ich vergebe Ihnen herzlich; Sie vergeben mir,<lb/> und wir wiſſen beyde nicht recht: ſo iſt alles<lb/> vorbey.“ Dieſes brachte ſie in einem Tone<lb/> vor, der ſehr leicht und ſcherzend ſeyn ſollte,<lb/> eben weil ihre Augen noch in der Wehmuth<lb/> der vorigen Ruͤhrung ſchwammen. Auf einmal<lb/> toͤnte von einem blaſenden Muſikchore auf<lb/> einem fernen Felſen das Lied heruͤber: Wie ſie<lb/> ſo ſanft ruhn! Heftig fuhr ſie vom Grabe<lb/> auf, und ſagte unbekuͤmmert, daß ihre Thränen<lb/> nicht mehr zu halten waren, mit angeſtrengtem<lb/> Laͤcheln: „eine Abſchieds-Gefaͤlligkeit koͤnnten<lb/> Sie mir wohl erweiſen — einen Freund mei-<lb/> nes Vaters in Ihrem Wagen mitzunehmen<lb/> bis Pira“ — Mit Freuden! ſagt’ er. „So<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0091]
„er habe ſie heute, fing er an, lange geſucht,
da er dieſen Abend noch uͤber Pira nach Hauſe
abreiſe; denn er koͤnne nicht gehen, bevor er
noch einmal ſein Betragen entſchuldigt und
ihre Verzeihung mitgenommen.“
„Recht gut! ſagte ſie. Morgen hätten
Sie mich ohnehin umſonſt geſucht; ich geh’
ebenfalls ab; und was das Uebrige anbetrift:
ich vergebe Ihnen herzlich; Sie vergeben mir,
und wir wiſſen beyde nicht recht: ſo iſt alles
vorbey.“ Dieſes brachte ſie in einem Tone
vor, der ſehr leicht und ſcherzend ſeyn ſollte,
eben weil ihre Augen noch in der Wehmuth
der vorigen Ruͤhrung ſchwammen. Auf einmal
toͤnte von einem blaſenden Muſikchore auf
einem fernen Felſen das Lied heruͤber: Wie ſie
ſo ſanft ruhn! Heftig fuhr ſie vom Grabe
auf, und ſagte unbekuͤmmert, daß ihre Thränen
nicht mehr zu halten waren, mit angeſtrengtem
Laͤcheln: „eine Abſchieds-Gefaͤlligkeit koͤnnten
Sie mir wohl erweiſen — einen Freund mei-
nes Vaters in Ihrem Wagen mitzunehmen
bis Pira“ — Mit Freuden! ſagt’ er. „So
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