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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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tasien eines Kindes noch keine kummerhaften sind.
Scheerau mußte in seinen Vermuthungen durchaus
die Stadt mit langen Häusern sein, worin, er mit
seiner Schwester gespielt. Noch dazu wurde -- was
allen Kindern eine Naturalisationsakte ist -- sein
Spielmagazin eingeschifft; sogar den Staarmatz,
der als geschüttelter Hierarch in der salomonischen
Filialkirche auf und absprang, hielt er auf den stau¬
chenden Knien. Jeden Winkel des Schlosses bedau¬
erte er samt dem was drinnen war, daß es nicht
mit einsteigen dürfte: dieses ganze Konchylienge¬
häus kam ihm so eng, so abgegriffen, so abgeschos¬
sen vor! Leute die wenig gereiset, schauen ihre
Stube in den Augenblicken der Abreise -- der An¬
kunft -- und in den übrigen mit drei verschiedenen
Gefühlen an: für Zugheuschrecken und Zuggeflügel
sind die Chausseen und Gassen nur die Korridore
zwischen den Zimmern.

Schon eine halbe Stunde saß er auf den nack¬
ten Kutschenkasten voraus, mit den Beinen in Ge¬
päck eingekeilt und in zappelnder Erwartung wenn
die Pferde den ersten Riß thäten. Endlich wurde
die Wagenthüre zugeworfen und alles rollte dahin,
den Berg hinab, den Gemeindeanger hinüber, auf

taſien eines Kindes noch keine kummerhaften ſind.
Scheerau mußte in ſeinen Vermuthungen durchaus
die Stadt mit langen Haͤuſern ſein, worin, er mit
ſeiner Schweſter geſpielt. Noch dazu wurde — was
allen Kindern eine Naturaliſationsakte iſt — ſein
Spielmagazin eingeſchifft; ſogar den Staarmatz,
der als geſchuͤttelter Hierarch in der ſalomoniſchen
Filialkirche auf und abſprang, hielt er auf den ſtau¬
chenden Knien. Jeden Winkel des Schloſſes bedau¬
erte er ſamt dem was drinnen war, daß es nicht
mit einſteigen duͤrfte: dieſes ganze Konchylienge¬
haͤus kam ihm ſo eng, ſo abgegriffen, ſo abgeſchoſ¬
ſen vor! Leute die wenig gereiſet, ſchauen ihre
Stube in den Augenblicken der Abreiſe — der An¬
kunft — und in den uͤbrigen mit drei verſchiedenen
Gefuͤhlen an: fuͤr Zugheuſchrecken und Zuggefluͤgel
ſind die Chauſſeen und Gaſſen nur die Korridore
zwiſchen den Zimmern.

Schon eine halbe Stunde ſaß er auf den nack¬
ten Kutſchenkaſten voraus, mit den Beinen in Ge¬
paͤck eingekeilt und in zappelnder Erwartung wenn
die Pferde den erſten Riß thaͤten. Endlich wurde
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[106/0142] taſien eines Kindes noch keine kummerhaften ſind. Scheerau mußte in ſeinen Vermuthungen durchaus die Stadt mit langen Haͤuſern ſein, worin, er mit ſeiner Schweſter geſpielt. Noch dazu wurde — was allen Kindern eine Naturaliſationsakte iſt — ſein Spielmagazin eingeſchifft; ſogar den Staarmatz, der als geſchuͤttelter Hierarch in der ſalomoniſchen Filialkirche auf und abſprang, hielt er auf den ſtau¬ chenden Knien. Jeden Winkel des Schloſſes bedau¬ erte er ſamt dem was drinnen war, daß es nicht mit einſteigen duͤrfte: dieſes ganze Konchylienge¬ haͤus kam ihm ſo eng, ſo abgegriffen, ſo abgeſchoſ¬ ſen vor! Leute die wenig gereiſet, ſchauen ihre Stube in den Augenblicken der Abreiſe — der An¬ kunft — und in den uͤbrigen mit drei verſchiedenen Gefuͤhlen an: fuͤr Zugheuſchrecken und Zuggefluͤgel ſind die Chauſſeen und Gaſſen nur die Korridore zwiſchen den Zimmern. Schon eine halbe Stunde ſaß er auf den nack¬ ten Kutſchenkaſten voraus, mit den Beinen in Ge¬ paͤck eingekeilt und in zappelnder Erwartung wenn die Pferde den erſten Riß thaͤten. Endlich wurde die Wagenthuͤre zugeworfen und alles rollte dahin, den Berg hinab, den Gemeindeanger hinuͤber, auf

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/142>, abgerufen am 21.11.2024.