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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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der Welt: denn ich kenne sie schon, aber die Welt
nicht. Ich formirte eine Dreieinigkeit von Perso¬
nen da: ich war Klaviermeister, Rechtskonsulent
und Weltmann. Drei närrische Rollen! -- Ich stu¬
dirte in der Stadt, die sonst die größten Juri¬
sten
und jetzt die kleinsten Hunde liefert, in Bo¬
logna, zwei ganz entgegengesetzte Speditionen,
wie Paris sonst die Universität aller europäischen
Theologen war, jetzt der Philosophen. In
Paris war ich auch, hätte auch da ein geschickter
Parlementsadvokat werden können; ich wollt' aber
nicht und nahm nichts daraus mit (so wie aus Bo¬
logna und aus einigen deutschen Reichsstädten) als
die schwarze juristische Kleidung, die ihren Grund
hat: denn da unsere Klienten uns ernähren und
bezahlen und mehr Recht und Noth als Geld be¬
halten: so trauern wir Patronen um sie schwarz;
hingegen bei den Römern legten die Klienten,
die mehr bekamen als gaben, für den Patro¬
nus, wenn es ihm schlimm ergieng, Trauerkleider
an.

Zweitens war ich Klaviermeister, aber vielleicht
kein gesetzter: denn ich verliebte mich im ersten
Quartal in alle meine Schülerinnen (für Schüler

der Welt: denn ich kenne ſie ſchon, aber die Welt
nicht. Ich formirte eine Dreieinigkeit von Perſo¬
nen da: ich war Klaviermeiſter, Rechtskonſulent
und Weltmann. Drei naͤrriſche Rollen! — Ich ſtu¬
dirte in der Stadt, die ſonſt die groͤßten Juri¬
ſten
und jetzt die kleinſten Hunde liefert, in Bo¬
logna, zwei ganz entgegengeſetzte Speditionen,
wie Paris ſonſt die Univerſitaͤt aller europaͤiſchen
Theologen war, jetzt der Philoſophen. In
Paris war ich auch, haͤtte auch da ein geſchickter
Parlementsadvokat werden koͤnnen; ich wollt' aber
nicht und nahm nichts daraus mit (ſo wie aus Bo¬
logna und aus einigen deutſchen Reichsſtaͤdten) als
die ſchwarze juriſtiſche Kleidung, die ihren Grund
hat: denn da unſere Klienten uns ernaͤhren und
bezahlen und mehr Recht und Noth als Geld be¬
halten: ſo trauern wir Patronen um ſie ſchwarz;
hingegen bei den Roͤmern legten die Klienten,
die mehr bekamen als gaben, fuͤr den Patro¬
nus, wenn es ihm ſchlimm ergieng, Trauerkleider
an.

Zweitens war ich Klaviermeiſter, aber vielleicht
kein geſetzter: denn ich verliebte mich im erſten
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[146/0182] der Welt: denn ich kenne ſie ſchon, aber die Welt nicht. Ich formirte eine Dreieinigkeit von Perſo¬ nen da: ich war Klaviermeiſter, Rechtskonſulent und Weltmann. Drei naͤrriſche Rollen! — Ich ſtu¬ dirte in der Stadt, die ſonſt die groͤßten Juri¬ ſten und jetzt die kleinſten Hunde liefert, in Bo¬ logna, zwei ganz entgegengeſetzte Speditionen, wie Paris ſonſt die Univerſitaͤt aller europaͤiſchen Theologen war, jetzt der Philoſophen. In Paris war ich auch, haͤtte auch da ein geſchickter Parlementsadvokat werden koͤnnen; ich wollt' aber nicht und nahm nichts daraus mit (ſo wie aus Bo¬ logna und aus einigen deutſchen Reichsſtaͤdten) als die ſchwarze juriſtiſche Kleidung, die ihren Grund hat: denn da unſere Klienten uns ernaͤhren und bezahlen und mehr Recht und Noth als Geld be¬ halten: ſo trauern wir Patronen um ſie ſchwarz; hingegen bei den Roͤmern legten die Klienten, die mehr bekamen als gaben, fuͤr den Patro¬ nus, wenn es ihm ſchlimm ergieng, Trauerkleider an. Zweitens war ich Klaviermeiſter, aber vielleicht kein geſetzter: denn ich verliebte mich im erſten Quartal in alle meine Schuͤlerinnen (fuͤr Schuͤler

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/182>, abgerufen am 24.11.2024.