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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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in die Stube als zwei Lagerbäume hin und ihre
bauschenden Unterleiber (sollte die Welt denken)
lägen als Weinschläuche auf den Bäumen -- der
Amtmann machte die Augen zu, das Maul auf --
der Karmenmacher stellte sich vor, am tollsten und
plausibelsten würd' ers machen, wenn er erstlich
gleich wahren Betrunknen vorschwüre, er wäre
nüchtern, und zweitens wenn er so gegen die
Bettpfoste umsänke, daß er ein wahres Löchelchen
kriegte. Er hatte sich auch glücklicher Weise eine
Wunde fabrizirt, die größer war als seine Trun¬
kenheit und wollte aus Rache damit vorbrechen, er
hätte die Tetrarchie zum Narren und blos Wasser
gehabt -- der Professor wollt' auch alles heraussa¬
gen -- wie alles und der Wein wäre -- die andern
wolltens auch und lachten schon sämtlich voraus;
als zum Unglück der längst saturirte Flößinspektor
sich zum Frotteur abgeschlichen und diebisch statt
eines Gegengiftes und Konfortativs gegen seinen
nachgedruckten Wein die vorgebliche Originalaus¬
gabe desselben gekredenzt hatte, aus des Frotteurs
oder Reibers Kelch . . . . es war auch Wasser darin
wie in seinem -- blitzschnell und halbnärrisch kre¬
denzte er die Kelche aller Wassergötter -- in allen

in die Stube als zwei Lagerbaͤume hin und ihre
bauſchenden Unterleiber (ſollte die Welt denken)
laͤgen als Weinſchlaͤuche auf den Baͤumen — der
Amtmann machte die Augen zu, das Maul auf —
der Karmenmacher ſtellte ſich vor, am tollſten und
plauſibelſten wuͤrd' ers machen, wenn er erſtlich
gleich wahren Betrunknen vorſchwuͤre, er waͤre
nuͤchtern, und zweitens wenn er ſo gegen die
Bettpfoſte umſaͤnke, daß er ein wahres Loͤchelchen
kriegte. Er hatte ſich auch gluͤcklicher Weiſe eine
Wunde fabrizirt, die groͤßer war als ſeine Trun¬
kenheit und wollte aus Rache damit vorbrechen, er
haͤtte die Tetrarchie zum Narren und blos Waſſer
gehabt — der Profeſſor wollt' auch alles herausſa¬
gen — wie alles und der Wein waͤre — die andern
wolltens auch und lachten ſchon ſaͤmtlich voraus;
als zum Ungluͤck der laͤngſt ſaturirte Floͤßinſpektor
ſich zum Frotteur abgeſchlichen und diebiſch ſtatt
eines Gegengiftes und Konfortativs gegen ſeinen
nachgedruckten Wein die vorgebliche Originalaus¬
gabe deſſelben gekredenzt hatte, aus des Frotteurs
oder Reibers Kelch . . . . es war auch Waſſer darin
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[172/0208] in die Stube als zwei Lagerbaͤume hin und ihre bauſchenden Unterleiber (ſollte die Welt denken) laͤgen als Weinſchlaͤuche auf den Baͤumen — der Amtmann machte die Augen zu, das Maul auf — der Karmenmacher ſtellte ſich vor, am tollſten und plauſibelſten wuͤrd' ers machen, wenn er erſtlich gleich wahren Betrunknen vorſchwuͤre, er waͤre nuͤchtern, und zweitens wenn er ſo gegen die Bettpfoſte umſaͤnke, daß er ein wahres Loͤchelchen kriegte. Er hatte ſich auch gluͤcklicher Weiſe eine Wunde fabrizirt, die groͤßer war als ſeine Trun¬ kenheit und wollte aus Rache damit vorbrechen, er haͤtte die Tetrarchie zum Narren und blos Waſſer gehabt — der Profeſſor wollt' auch alles herausſa¬ gen — wie alles und der Wein waͤre — die andern wolltens auch und lachten ſchon ſaͤmtlich voraus; als zum Ungluͤck der laͤngſt ſaturirte Floͤßinſpektor ſich zum Frotteur abgeſchlichen und diebiſch ſtatt eines Gegengiftes und Konfortativs gegen ſeinen nachgedruckten Wein die vorgebliche Originalaus¬ gabe deſſelben gekredenzt hatte, aus des Frotteurs oder Reibers Kelch . . . . es war auch Waſſer darin wie in ſeinem — blitzſchnell und halbnaͤrriſch kre¬ denzte er die Kelche aller Waſſergoͤtter — in allen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/208>, abgerufen am 21.11.2024.