Der unvollkommne Karakter dankt dem Him¬ mel für zweierlei, erstlich daß er in keinen Geiz, zweitens in keine Verschwendung gefallen ist -- daß er seiner Frau und seinem Kinde nichts versagt, alles giebt und bloß dummen Leuten, die Stof zur Verschwendung behalten wollen, diesen Stof aus den Händen nimmt, wie die alten Deutschen, Ara¬ ber und Otaheiter nur Fremde, nie aber Inländer bestehlen -- daß er keusch ist und lieber die Geld¬ katze eines Kaufmanns als den Gürtel der Venus löset -- daß er Armen ganz anders beispringen wollte, wenn er so viel Pfennige hätte wie der und der -- daß er aber gleichwohl sein Bischen sich so wenig wie der Traurige seinen Kummer nehmen lasse und daß er einmal am jüngsten Tage werde befragt werden, ob er mit seinen Pfunden (Ster¬ ling) gewuchert. -- --
Dieser verkäufliche Karakter im Zeitungskom¬ toir ist wie ein englischer Missethäter Waare und Verkäufer zugleich und will vom Romanschreiber nichts für sein ganzes Wesen haben als gratis den Roman, in den er geworfen wird."
So weit Fenk, der alle Menschen trug, aber keinen Unmenschen, keinen Filz. Ich habe diesen
unvoll¬
Der unvollkommne Karakter dankt dem Him¬ mel fuͤr zweierlei, erſtlich daß er in keinen Geiz, zweitens in keine Verſchwendung gefallen iſt — daß er ſeiner Frau und ſeinem Kinde nichts verſagt, alles giebt und bloß dummen Leuten, die Stof zur Verſchwendung behalten wollen, dieſen Stof aus den Haͤnden nimmt, wie die alten Deutſchen, Ara¬ ber und Otaheiter nur Fremde, nie aber Inlaͤnder beſtehlen — daß er keuſch iſt und lieber die Geld¬ katze eines Kaufmanns als den Guͤrtel der Venus loͤſet — daß er Armen ganz anders beiſpringen wollte, wenn er ſo viel Pfennige haͤtte wie der und der — daß er aber gleichwohl ſein Bischen ſich ſo wenig wie der Traurige ſeinen Kummer nehmen laſſe und daß er einmal am juͤngſten Tage werde befragt werden, ob er mit ſeinen Pfunden (Ster¬ ling) gewuchert. — —
Dieſer verkaͤufliche Karakter im Zeitungskom¬ toir iſt wie ein engliſcher Miſſethaͤter Waare und Verkaͤufer zugleich und will vom Romanſchreiber nichts fuͤr ſein ganzes Weſen haben als gratis den Roman, in den er geworfen wird.“
So weit Fenk, der alle Menſchen trug, aber keinen Unmenſchen, keinen Filz. Ich habe dieſen
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Der unvollkommne Karakter dankt dem Him¬
mel fuͤr zweierlei, erſtlich daß er in keinen Geiz,
zweitens in keine Verſchwendung gefallen iſt — daß
er ſeiner Frau und ſeinem Kinde nichts verſagt,
alles giebt und bloß dummen Leuten, die Stof zur
Verſchwendung behalten wollen, dieſen Stof aus
den Haͤnden nimmt, wie die alten Deutſchen, Ara¬
ber und Otaheiter nur Fremde, nie aber Inlaͤnder
beſtehlen — daß er keuſch iſt und lieber die Geld¬
katze eines Kaufmanns als den Guͤrtel der Venus
loͤſet — daß er Armen ganz anders beiſpringen
wollte, wenn er ſo viel Pfennige haͤtte wie der und
der — daß er aber gleichwohl ſein Bischen ſich ſo
wenig wie der Traurige ſeinen Kummer nehmen
laſſe und daß er einmal am juͤngſten Tage werde
befragt werden, ob er mit ſeinen Pfunden (Ster¬
ling) gewuchert. — —
Dieſer verkaͤufliche Karakter im Zeitungskom¬
toir iſt wie ein engliſcher Miſſethaͤter Waare und
Verkaͤufer zugleich und will vom Romanſchreiber
nichts fuͤr ſein ganzes Weſen haben als gratis den
Roman, in den er geworfen wird.“
So weit Fenk, der alle Menſchen trug, aber
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/276>, abgerufen am 28.11.2024.
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