Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

(so will Campe statt Supplikant hören) dadurch
froh und munter erhalten, daß sie uns durch eine
optische Täuschung die Hofstellen, Aemter, Char¬
gen, die wir haben wollen, allzeit um einige Hun¬
dert Meilen oder Monate näher -- wir können sie
erlangen, denken wir -- sehen lassen als sie wirk¬
lich sind. Diese Täuschung der Approximation ist
auch alsdann nützlich und gewöhnlich, wenn die
geistliche oder weltliche Bank, die den Sitzern auf
der langen Expektantenbank näher gewiesen wird,
am Ende gar bloß eine -- Nebelbank ist.

"Der Kommerzien-Agent, sagte unterwegs
der Rittmeister zu mir, ist doch kein so übler Mann
als sie ihn machen -- und der Legationsrath muß
nur in die Jahre kommen." --


(ſo will Campe ſtatt Supplikant hoͤren) dadurch
froh und munter erhalten, daß ſie uns durch eine
optiſche Taͤuſchung die Hofſtellen, Aemter, Char¬
gen, die wir haben wollen, allzeit um einige Hun¬
dert Meilen oder Monate naͤher — wir koͤnnen ſie
erlangen, denken wir — ſehen laſſen als ſie wirk¬
lich ſind. Dieſe Taͤuſchung der Approximation iſt
auch alsdann nuͤtzlich und gewoͤhnlich, wenn die
geiſtliche oder weltliche Bank, die den Sitzern auf
der langen Expektantenbank naͤher gewieſen wird,
am Ende gar bloß eine — Nebelbank iſt.

„Der Kommerzien-Agent, ſagte unterwegs
der Rittmeiſter zu mir, iſt doch kein ſo uͤbler Mann
als ſie ihn machen — und der Legationsrath muß
nur in die Jahre kommen.“ —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0307" n="271"/>
(&#x017F;o will Campe &#x017F;tatt Supplikant ho&#x0364;ren) dadurch<lb/>
froh und munter erhalten, daß &#x017F;ie uns durch eine<lb/>
opti&#x017F;che Ta&#x0364;u&#x017F;chung die Hof&#x017F;tellen, Aemter, Char¬<lb/>
gen, die wir haben wollen, allzeit um einige Hun¬<lb/>
dert Meilen oder Monate na&#x0364;her &#x2014; wir ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
erlangen, denken wir &#x2014; &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en als &#x017F;ie wirk¬<lb/>
lich &#x017F;ind. Die&#x017F;e Ta&#x0364;u&#x017F;chung der Approximation i&#x017F;t<lb/>
auch alsdann nu&#x0364;tzlich und gewo&#x0364;hnlich, wenn die<lb/>
gei&#x017F;tliche oder weltliche Bank, die den Sitzern auf<lb/>
der langen Expektantenbank na&#x0364;her gewie&#x017F;en wird,<lb/>
am Ende gar bloß eine &#x2014; Nebelbank i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Der Kommerzien-Agent, &#x017F;agte unterwegs<lb/>
der Rittmei&#x017F;ter zu mir, i&#x017F;t doch kein &#x017F;o u&#x0364;bler Mann<lb/>
als &#x017F;ie ihn machen &#x2014; und der Legationsrath muß<lb/>
nur in die Jahre kommen.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0307] (ſo will Campe ſtatt Supplikant hoͤren) dadurch froh und munter erhalten, daß ſie uns durch eine optiſche Taͤuſchung die Hofſtellen, Aemter, Char¬ gen, die wir haben wollen, allzeit um einige Hun¬ dert Meilen oder Monate naͤher — wir koͤnnen ſie erlangen, denken wir — ſehen laſſen als ſie wirk¬ lich ſind. Dieſe Taͤuſchung der Approximation iſt auch alsdann nuͤtzlich und gewoͤhnlich, wenn die geiſtliche oder weltliche Bank, die den Sitzern auf der langen Expektantenbank naͤher gewieſen wird, am Ende gar bloß eine — Nebelbank iſt. „Der Kommerzien-Agent, ſagte unterwegs der Rittmeiſter zu mir, iſt doch kein ſo uͤbler Mann als ſie ihn machen — und der Legationsrath muß nur in die Jahre kommen.“ —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/307
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/307>, abgerufen am 22.11.2024.