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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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sen -- aus einer Dorfburg war er in ein Louvre
geworfen, wo die Trommel das Sprachorgan und
die Sprachmaschine war, wodurch das Scholar¬
chat mit den Eleven sprach, wie die Heuschrecke
allen ihren Lärm mit einer angebornen Trommel
am Bauche macht: Zum Essen, zum Schlafen,
zum Wachen wurden sie wie das Parterre eines Dorf¬
kommödianten zusammen getrommelt. Im Marsch¬
schritt und hinter dem Kommandowort erstieg diese
Miliz den Speisesaal als ihren Wall und nahm
von der Festung nichts weg als die Portion auf ei¬
nen halben Tag; der Kommandozuck riß sie von
ihren Stühlen auf und lenkte sie zur Zitadell wie¬
der hinaus. Man konnte zu Nachts die Schritte
eines einzigen Kadetten zählen und man wuste die
aller übrigen, weil der kommandirende Luftstoß
diese Räder auf einmal trieb. -- Eben deswegen,
ich meine weil der Dank vor dem Essen ordentlich
kommandiert wurde, hatte das ganze Korps die
gleiche Andacht, keine Sekunde sprach einer län¬
ger mit Gott als der andre. Ich weiß nicht, in
welchem Scheerauischen Regimente der Kerl stand,
der einmal bei der Kirchenparade, wo der Officier
die Seelen einmal zu Gott kommandierte, die er

ſen — aus einer Dorfburg war er in ein Louvre
geworfen, wo die Trommel das Sprachorgan und
die Sprachmaſchine war, wodurch das Scholar¬
chat mit den Eleven ſprach, wie die Heuſchrecke
allen ihren Laͤrm mit einer angebornen Trommel
am Bauche macht: Zum Eſſen, zum Schlafen,
zum Wachen wurden ſie wie das Parterre eines Dorf¬
kommoͤdianten zuſammen getrommelt. Im Marſch¬
ſchritt und hinter dem Kommandowort erſtieg dieſe
Miliz den Speiſeſaal als ihren Wall und nahm
von der Feſtung nichts weg als die Portion auf ei¬
nen halben Tag; der Kommandozuck riß ſie von
ihren Stuͤhlen auf und lenkte ſie zur Zitadell wie¬
der hinaus. Man konnte zu Nachts die Schritte
eines einzigen Kadetten zaͤhlen und man wuſte die
aller uͤbrigen, weil der kommandirende Luftſtoß
dieſe Raͤder auf einmal trieb. — Eben deswegen,
ich meine weil der Dank vor dem Eſſen ordentlich
kommandiert wurde, hatte das ganze Korps die
gleiche Andacht, keine Sekunde ſprach einer laͤn¬
ger mit Gott als der andre. Ich weiß nicht, in
welchem Scheerauiſchen Regimente der Kerl ſtand,
der einmal bei der Kirchenparade, wo der Officier
die Seelen einmal zu Gott kommandierte, die er

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[296/0332] ſen — aus einer Dorfburg war er in ein Louvre geworfen, wo die Trommel das Sprachorgan und die Sprachmaſchine war, wodurch das Scholar¬ chat mit den Eleven ſprach, wie die Heuſchrecke allen ihren Laͤrm mit einer angebornen Trommel am Bauche macht: Zum Eſſen, zum Schlafen, zum Wachen wurden ſie wie das Parterre eines Dorf¬ kommoͤdianten zuſammen getrommelt. Im Marſch¬ ſchritt und hinter dem Kommandowort erſtieg dieſe Miliz den Speiſeſaal als ihren Wall und nahm von der Feſtung nichts weg als die Portion auf ei¬ nen halben Tag; der Kommandozuck riß ſie von ihren Stuͤhlen auf und lenkte ſie zur Zitadell wie¬ der hinaus. Man konnte zu Nachts die Schritte eines einzigen Kadetten zaͤhlen und man wuſte die aller uͤbrigen, weil der kommandirende Luftſtoß dieſe Raͤder auf einmal trieb. — Eben deswegen, ich meine weil der Dank vor dem Eſſen ordentlich kommandiert wurde, hatte das ganze Korps die gleiche Andacht, keine Sekunde ſprach einer laͤn¬ ger mit Gott als der andre. Ich weiß nicht, in welchem Scheerauiſchen Regimente der Kerl ſtand, der einmal bei der Kirchenparade, wo der Officier die Seelen einmal zu Gott kommandierte, die er

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/332>, abgerufen am 21.11.2024.