Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

len Wochen und meine Elevin zum erstenmale sah
und unter die fröhlich gerötheten Gesichter trat,
aus denen er auf einmal Blut und Freude jagen
wollte? -- Er konnte nichts als mich bei Seite
ziehen und mirs entdecken; aber das Belauschen
und das anfahrende corpus delicti entdeckten dem
Kommerzienagenten das nämliche und brachten und
erhielten ihn in seiner schimpfenden Wuth gegen
den Kadetten den die Sache, sagt' er, nichts an¬
gienge, so lange bis ihm ein Medikament gegen
den ganzen Handel beifiel: ich mußte mit Röper
vor die Hausthüre hinaus und er sagte mir, ich
würde als sein Amtmann leicht einsehen, daß man
das Getreide für das Getreide seiner Pächter ausge¬
ben müßte, weil der Fürst mit einem Beamten
kein Schonen hätte. Das letztere sah ich als sein
neuer Amtmann ein, daß der geizige Arsenikkönig,
der den Aemter-Handel, Justitz-Unfug etc. duldete,
doch auf Ungehorsame gegen ihn, wie ein giftiger
Wind zufähret; aber das sah ich nicht ein, daß
eine zweite Betrügerei der Verhack und Advokat
der ersten seyn müsse. Zu unserem Gebalge stieß
endlich der Gegenstand desselben, der Pachter selbst,
der mit zerrüttetem Gesicht und mit der stottern¬

len Wochen und meine Elevin zum erſtenmale ſah
und unter die froͤhlich geroͤtheten Geſichter trat,
aus denen er auf einmal Blut und Freude jagen
wollte? — Er konnte nichts als mich bei Seite
ziehen und mirs entdecken; aber das Belauſchen
und das anfahrende corpus delicti entdeckten dem
Kommerzienagenten das naͤmliche und brachten und
erhielten ihn in ſeiner ſchimpfenden Wuth gegen
den Kadetten den die Sache, ſagt' er, nichts an¬
gienge, ſo lange bis ihm ein Medikament gegen
den ganzen Handel beifiel: ich mußte mit Roͤper
vor die Hausthuͤre hinaus und er ſagte mir, ich
wuͤrde als ſein Amtmann leicht einſehen, daß man
das Getreide fuͤr das Getreide ſeiner Paͤchter ausge¬
ben muͤßte, weil der Fuͤrſt mit einem Beamten
kein Schonen haͤtte. Das letztere ſah ich als ſein
neuer Amtmann ein, daß der geizige Arſenikkoͤnig,
der den Aemter-Handel, Juſtitz-Unfug ꝛc. duldete,
doch auf Ungehorſame gegen ihn, wie ein giftiger
Wind zufaͤhret; aber das ſah ich nicht ein, daß
eine zweite Betruͤgerei der Verhack und Advokat
der erſten ſeyn muͤſſe. Zu unſerem Gebalge ſtieß
endlich der Gegenſtand deſſelben, der Pachter ſelbſt,
der mit zerruͤttetem Geſicht und mit der ſtottern¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0348" n="312"/>
len Wochen und meine Elevin zum er&#x017F;tenmale &#x017F;ah<lb/>
und unter die fro&#x0364;hlich gero&#x0364;theten Ge&#x017F;ichter trat,<lb/>
aus denen er auf einmal Blut und Freude jagen<lb/>
wollte? &#x2014; Er konnte nichts als mich bei Seite<lb/>
ziehen und mirs entdecken; aber das Belau&#x017F;chen<lb/>
und das anfahrende <hi rendition="#aq">corpus delicti</hi> entdeckten dem<lb/>
Kommerzienagenten das na&#x0364;mliche und brachten und<lb/>
erhielten ihn in &#x017F;einer &#x017F;chimpfenden Wuth gegen<lb/>
den Kadetten den die Sache, &#x017F;agt' er, nichts an¬<lb/>
gienge, &#x017F;o lange bis ihm ein Medikament gegen<lb/>
den ganzen Handel beifiel: ich mußte mit Ro&#x0364;per<lb/>
vor die Hausthu&#x0364;re hinaus und er &#x017F;agte mir, ich<lb/>
wu&#x0364;rde als &#x017F;ein Amtmann leicht ein&#x017F;ehen, daß man<lb/>
das Getreide fu&#x0364;r das Getreide &#x017F;einer Pa&#x0364;chter ausge¬<lb/>
ben mu&#x0364;ßte, weil der Fu&#x0364;r&#x017F;t mit einem Beamten<lb/>
kein Schonen ha&#x0364;tte. Das letztere &#x017F;ah ich als &#x017F;ein<lb/>
neuer Amtmann ein, daß der geizige Ar&#x017F;enikko&#x0364;nig,<lb/>
der den Aemter-Handel, Ju&#x017F;titz-Unfug &#xA75B;c. duldete,<lb/>
doch auf Ungehor&#x017F;ame gegen ihn, wie ein giftiger<lb/>
Wind zufa&#x0364;hret; aber das &#x017F;ah ich nicht ein, daß<lb/>
eine zweite Betru&#x0364;gerei der Verhack und Advokat<lb/>
der er&#x017F;ten &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Zu un&#x017F;erem Gebalge &#x017F;tieß<lb/>
endlich der Gegen&#x017F;tand de&#x017F;&#x017F;elben, der Pachter &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
der mit zerru&#x0364;ttetem Ge&#x017F;icht und mit der &#x017F;tottern¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0348] len Wochen und meine Elevin zum erſtenmale ſah und unter die froͤhlich geroͤtheten Geſichter trat, aus denen er auf einmal Blut und Freude jagen wollte? — Er konnte nichts als mich bei Seite ziehen und mirs entdecken; aber das Belauſchen und das anfahrende corpus delicti entdeckten dem Kommerzienagenten das naͤmliche und brachten und erhielten ihn in ſeiner ſchimpfenden Wuth gegen den Kadetten den die Sache, ſagt' er, nichts an¬ gienge, ſo lange bis ihm ein Medikament gegen den ganzen Handel beifiel: ich mußte mit Roͤper vor die Hausthuͤre hinaus und er ſagte mir, ich wuͤrde als ſein Amtmann leicht einſehen, daß man das Getreide fuͤr das Getreide ſeiner Paͤchter ausge¬ ben muͤßte, weil der Fuͤrſt mit einem Beamten kein Schonen haͤtte. Das letztere ſah ich als ſein neuer Amtmann ein, daß der geizige Arſenikkoͤnig, der den Aemter-Handel, Juſtitz-Unfug ꝛc. duldete, doch auf Ungehorſame gegen ihn, wie ein giftiger Wind zufaͤhret; aber das ſah ich nicht ein, daß eine zweite Betruͤgerei der Verhack und Advokat der erſten ſeyn muͤſſe. Zu unſerem Gebalge ſtieß endlich der Gegenſtand deſſelben, der Pachter ſelbſt, der mit zerruͤttetem Geſicht und mit der ſtottern¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/348
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/348>, abgerufen am 22.11.2024.