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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Im Grund gieng jetzt der Henker erst los --
nämlich das Röperische Gebelle gegen das Falken¬
bergische Haus und dessen verdammte Verschwen¬
dung und gegen den Kadetten. Beata schwieg;
aber ich nicht: ich wäre ein Schelm gewesen (ein
größerer mein' ich), wenn ich dem Rittmeister die
Verschwendung in dem Sinne, worins der Geg¬
ner nahm, hätte beimessen lassen -- ich wäre auch
dumm (oder dümmer) gewesen, wenn ich nicht in
meinem ersten Amtmanns-Aktus meinen Prinzipal
an Widerstand zu gewöhnen getrachtet hätte, son¬
dern erst im zehnten, zwanzigsten. -- -- -- Aber
das Oel, das ich herumfliessen ließ, um seine
Wellen zu glätten, tropfte statt ins Wasser ins
Feuer. Es half uns beide wenig, daß uns meine
Elevin mit den silberhaltigsten Passagen aus Ben¬
da's Romeo anspielte -- der alte Spas war nim¬
mer zurück zu bringen -- wir zuckten und lenkten
vergeblich an unsern Gesichtern, Röper sah wie
ein indianischer Hahn aus und ich wie ein euro¬
päischer -- ich hatte vorgehabt, gegen Abend
nach Monds Aufgang etwas sentimentalisch zu
seyn in Beiseyn von Beaten, da sie mir ohne¬
hin der Hof entriß; ich weiß gewiß, ich hätte

Im Grund gieng jetzt der Henker erſt los —
naͤmlich das Roͤperiſche Gebelle gegen das Falken¬
bergiſche Haus und deſſen verdammte Verſchwen¬
dung und gegen den Kadetten. Beata ſchwieg;
aber ich nicht: ich waͤre ein Schelm geweſen (ein
groͤßerer mein' ich), wenn ich dem Rittmeiſter die
Verſchwendung in dem Sinne, worins der Geg¬
ner nahm, haͤtte beimeſſen laſſen — ich waͤre auch
dumm (oder duͤmmer) geweſen, wenn ich nicht in
meinem erſten Amtmanns-Aktus meinen Prinzipal
an Widerſtand zu gewoͤhnen getrachtet haͤtte, ſon¬
dern erſt im zehnten, zwanzigſten. — — — Aber
das Oel, das ich herumflieſſen ließ, um ſeine
Wellen zu glaͤtten, tropfte ſtatt ins Waſſer ins
Feuer. Es half uns beide wenig, daß uns meine
Elevin mit den ſilberhaltigſten Paſſagen aus Ben¬
da's Romeo anſpielte — der alte Spas war nim¬
mer zuruͤck zu bringen — wir zuckten und lenkten
vergeblich an unſern Geſichtern, Roͤper ſah wie
ein indianiſcher Hahn aus und ich wie ein euro¬
paͤiſcher — ich hatte vorgehabt, gegen Abend
nach Monds Aufgang etwas ſentimentaliſch zu
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hin der Hof entriß; ich weiß gewiß, ich haͤtte

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[314/0350] Im Grund gieng jetzt der Henker erſt los — naͤmlich das Roͤperiſche Gebelle gegen das Falken¬ bergiſche Haus und deſſen verdammte Verſchwen¬ dung und gegen den Kadetten. Beata ſchwieg; aber ich nicht: ich waͤre ein Schelm geweſen (ein groͤßerer mein' ich), wenn ich dem Rittmeiſter die Verſchwendung in dem Sinne, worins der Geg¬ ner nahm, haͤtte beimeſſen laſſen — ich waͤre auch dumm (oder duͤmmer) geweſen, wenn ich nicht in meinem erſten Amtmanns-Aktus meinen Prinzipal an Widerſtand zu gewoͤhnen getrachtet haͤtte, ſon¬ dern erſt im zehnten, zwanzigſten. — — — Aber das Oel, das ich herumflieſſen ließ, um ſeine Wellen zu glaͤtten, tropfte ſtatt ins Waſſer ins Feuer. Es half uns beide wenig, daß uns meine Elevin mit den ſilberhaltigſten Paſſagen aus Ben¬ da's Romeo anſpielte — der alte Spas war nim¬ mer zuruͤck zu bringen — wir zuckten und lenkten vergeblich an unſern Geſichtern, Roͤper ſah wie ein indianiſcher Hahn aus und ich wie ein euro¬ paͤiſcher — ich hatte vorgehabt, gegen Abend nach Monds Aufgang etwas ſentimentaliſch zu ſeyn in Beiſeyn von Beaten, da ſie mir ohne¬ hin der Hof entriß; ich weiß gewiß, ich haͤtte

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/350>, abgerufen am 21.11.2024.