tant, Hr. v. Kempele, ihm in meinem Beiseyn aus der Leipziger Heustraße im Namen des Muselmanns zurückschrieb, dieser rochiere -- man wird seine Ge¬ danken darüber haben, daß er noch vor 2 Jahren nach Paris abfuhr, um ins Palais Royal und in die Societe du Sallon des Echecs zu gehen und sich dar¬ in als Schachgegner niederzusetzen und als Schach¬ sieger wieder aufzuspringen; wiewohl er nachher in einer demokratischen Gasse viel zu sehr geprügelt wurde, da er im Schlafe schrie: gardez la Reine -- bloß frappiren kanns einen und den andern, daß seine Tochter ihm nie einen neuen Hut oder ei¬ ne neue Soubrette, die ihn ansteckte, anders abgewann als zugleich mit einem Schach -- -- Aber darüber wundert und ärgert sich alles was mich lieset, Leute von jedem Geschlecht und jedem Alter, daß der Obristforstmeister geschworen hatte, seine Tochter keiner andern Kanaille in der ganzen Ritterschaft zu geben, als einer, die ihr ausser dem Herzen noch ein Schach abgewönne -- und zwar in sieben Wochen.
Sein Grund und Sorites war der: "ein guter Mathematiker ist ein guter Schachspieler, also die¬ ser jener -- ein guter Mathematiker weiß die Dif¬
tant, Hr. v. Kempele, ihm in meinem Beiſeyn aus der Leipziger Heuſtraße im Namen des Muſelmanns zuruͤckſchrieb, dieſer rochiere — man wird ſeine Ge¬ danken daruͤber haben, daß er noch vor 2 Jahren nach Paris abfuhr, um ins Palais Royal und in die Société du Sallon des Echecs zu gehen und ſich dar¬ in als Schachgegner niederzuſetzen und als Schach¬ ſieger wieder aufzuſpringen; wiewohl er nachher in einer demokratiſchen Gaſſe viel zu ſehr gepruͤgelt wurde, da er im Schlafe ſchrie: gardéz la Reine — bloß frappiren kanns einen und den andern, daß ſeine Tochter ihm nie einen neuen Hut oder ei¬ ne neue Soubrette, die ihn anſteckte, anders abgewann als zugleich mit einem Schach — — Aber daruͤber wundert und aͤrgert ſich alles was mich lieſet, Leute von jedem Geſchlecht und jedem Alter, daß der Obriſtforſtmeiſter geſchworen hatte, ſeine Tochter keiner andern Kanaille in der ganzen Ritterſchaft zu geben, als einer, die ihr auſſer dem Herzen noch ein Schach abgewoͤnne — und zwar in ſieben Wochen.
Sein Grund und Sorites war der: „ein guter Mathematiker iſt ein guter Schachſpieler, alſo die¬ ſer jener — ein guter Mathematiker weiß die Dif¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0038"n="2"/>
tant, Hr. v. Kempele, ihm in meinem Beiſeyn aus<lb/>
der Leipziger Heuſtraße im Namen des Muſelmanns<lb/>
zuruͤckſchrieb, dieſer rochiere — man wird ſeine Ge¬<lb/>
danken daruͤber haben, daß er noch vor 2 Jahren<lb/>
nach Paris abfuhr, um ins <hirendition="#aq">Palais Royal</hi> und in die<lb/><hirendition="#aq">Société du Sallon des Echecs</hi> zu gehen und ſich dar¬<lb/>
in als Schachgegner niederzuſetzen und als Schach¬<lb/>ſieger wieder aufzuſpringen; wiewohl er nachher in<lb/>
einer demokratiſchen Gaſſe viel zu ſehr gepruͤgelt<lb/>
wurde, da er im Schlafe ſchrie: <hirendition="#aq">gardéz la Reine</hi>—<lb/>
bloß frappiren kanns einen und den andern, daß<lb/>ſeine Tochter ihm nie einen neuen Hut oder ei¬<lb/>
ne neue Soubrette, die ihn anſteckte, anders<lb/>
abgewann als zugleich mit einem Schach —<lb/>— Aber daruͤber wundert und aͤrgert ſich alles was<lb/>
mich lieſet, Leute von jedem Geſchlecht und jedem<lb/>
Alter, daß der Obriſtforſtmeiſter geſchworen hatte,<lb/>ſeine Tochter keiner andern Kanaille in der ganzen<lb/>
Ritterſchaft zu geben, als einer, die ihr auſſer dem<lb/>
Herzen noch ein Schach abgewoͤnne — und zwar<lb/>
in ſieben Wochen.</p><lb/><p>Sein Grund und Sorites war der: „ein guter<lb/>
Mathematiker iſt ein guter Schachſpieler, alſo die¬<lb/>ſer jener — ein guter Mathematiker weiß die Dif¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[2/0038]
tant, Hr. v. Kempele, ihm in meinem Beiſeyn aus
der Leipziger Heuſtraße im Namen des Muſelmanns
zuruͤckſchrieb, dieſer rochiere — man wird ſeine Ge¬
danken daruͤber haben, daß er noch vor 2 Jahren
nach Paris abfuhr, um ins Palais Royal und in die
Société du Sallon des Echecs zu gehen und ſich dar¬
in als Schachgegner niederzuſetzen und als Schach¬
ſieger wieder aufzuſpringen; wiewohl er nachher in
einer demokratiſchen Gaſſe viel zu ſehr gepruͤgelt
wurde, da er im Schlafe ſchrie: gardéz la Reine —
bloß frappiren kanns einen und den andern, daß
ſeine Tochter ihm nie einen neuen Hut oder ei¬
ne neue Soubrette, die ihn anſteckte, anders
abgewann als zugleich mit einem Schach —
— Aber daruͤber wundert und aͤrgert ſich alles was
mich lieſet, Leute von jedem Geſchlecht und jedem
Alter, daß der Obriſtforſtmeiſter geſchworen hatte,
ſeine Tochter keiner andern Kanaille in der ganzen
Ritterſchaft zu geben, als einer, die ihr auſſer dem
Herzen noch ein Schach abgewoͤnne — und zwar
in ſieben Wochen.
Sein Grund und Sorites war der: „ein guter
Mathematiker iſt ein guter Schachſpieler, alſo die¬
ſer jener — ein guter Mathematiker weiß die Dif¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/38>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.