zu beschiessen, wenigstens zu blokiren vorhatte. -- -- Fort mußt' er also; aber Gustav sollte auch mit.
"Das ist den Augenblick zu machen" (dachte Oefel) "er soll mich am Ende selber um das bitten, um was ich ihn bitte." Ihm war nichts lieber als eine Gelegenheit, jemand zu seinem Zweck zu lenken -- das Lenken war ihm noch lieber als das Ziel, wie er in der Liebe die Kriegsoperationen der Beute vorzog. Er hätte als Gesandter aus Krieg Frieden und aus Frieden Krieg gemacht, um nur zu unterhandeln. -- Er zog, um Gustaven nahe zu kommen, seine erste Parallele: d. h. er stach ihm mit seiner spitzen Zunge ein schönes Bild der Höfe aus -- daß sie allein das savoir vivre leh¬ ren, und das Sprechen (wie denn auch die Hun¬ de, je kultivirter sie sind, desto mehr bellen, der Schooßhund mehr als der Hirtenhund, der wilde gar nicht) und alles -- daß durch sie ein Paradie¬ ses-Strom von Freuden brause -- daß man da an der Quelle seines Glücks, am Ohre des Fürsten und am Knoten der größten Verbindungen stehe -- daß man intriguiren, erobern etc. könne. Es war in Oefels Plan; dem kleinen Großsultan nicht ein¬
zu beſchieſſen, wenigſtens zu blokiren vorhatte. — — Fort mußt' er alſo; aber Guſtav ſollte auch mit.
„Das iſt den Augenblick zu machen“ (dachte Oefel) „er ſoll mich am Ende ſelber um das bitten, um was ich ihn bitte.“ Ihm war nichts lieber als eine Gelegenheit, jemand zu ſeinem Zweck zu lenken — das Lenken war ihm noch lieber als das Ziel, wie er in der Liebe die Kriegsoperationen der Beute vorzog. Er haͤtte als Geſandter aus Krieg Frieden und aus Frieden Krieg gemacht, um nur zu unterhandeln. — Er zog, um Guſtaven nahe zu kommen, ſeine erſte Parallele: d. h. er ſtach ihm mit ſeiner ſpitzen Zunge ein ſchoͤnes Bild der Hoͤfe aus — daß ſie allein das ſavoir vivre leh¬ ren, und das Sprechen (wie denn auch die Hun¬ de, je kultivirter ſie ſind, deſto mehr bellen, der Schooßhund mehr als der Hirtenhund, der wilde gar nicht) und alles — daß durch ſie ein Paradie¬ ſes-Strom von Freuden brauſe — daß man da an der Quelle ſeines Gluͤcks, am Ohre des Fuͤrſten und am Knoten der groͤßten Verbindungen ſtehe — daß man intriguiren, erobern ꝛc. koͤnne. Es war in Oefels Plan; dem kleinen Großſultan nicht ein¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0382"n="346"/>
zu beſchieſſen, wenigſtens zu blokiren vorhatte. —<lb/>— Fort mußt' er alſo; aber Guſtav ſollte auch<lb/>
mit.</p><lb/><p>„Das iſt den Augenblick zu machen“ (dachte<lb/>
Oefel) „er ſoll mich am Ende ſelber um das bitten,<lb/>
um was ich ihn bitte.“ Ihm war nichts lieber<lb/>
als eine Gelegenheit, jemand zu ſeinem Zweck zu<lb/>
lenken — das Lenken war ihm noch lieber als das<lb/>
Ziel, wie er in der Liebe die Kriegsoperationen<lb/>
der Beute vorzog. Er haͤtte als Geſandter aus<lb/>
Krieg Frieden und aus Frieden Krieg gemacht, um<lb/>
nur zu unterhandeln. — Er zog, um Guſtaven<lb/>
nahe zu kommen, ſeine erſte Parallele: d. h. er<lb/>ſtach ihm mit ſeiner ſpitzen Zunge ein ſchoͤnes Bild<lb/>
der Hoͤfe aus — daß ſie allein das <hirendition="#aq">ſavoir vivre</hi> leh¬<lb/>
ren, und das Sprechen (wie denn auch die Hun¬<lb/>
de, je kultivirter ſie ſind, deſto mehr bellen, der<lb/>
Schooßhund mehr als der Hirtenhund, der wilde<lb/>
gar nicht) und alles — daß durch ſie ein Paradie¬<lb/>ſes-Strom von Freuden brauſe — daß man da an<lb/>
der Quelle ſeines Gluͤcks, am Ohre des Fuͤrſten<lb/>
und am Knoten der groͤßten Verbindungen ſtehe —<lb/>
daß man intriguiren, erobern ꝛc. koͤnne. Es war<lb/>
in Oefels Plan; dem kleinen Großſultan nicht ein¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[346/0382]
zu beſchieſſen, wenigſtens zu blokiren vorhatte. —
— Fort mußt' er alſo; aber Guſtav ſollte auch
mit.
„Das iſt den Augenblick zu machen“ (dachte
Oefel) „er ſoll mich am Ende ſelber um das bitten,
um was ich ihn bitte.“ Ihm war nichts lieber
als eine Gelegenheit, jemand zu ſeinem Zweck zu
lenken — das Lenken war ihm noch lieber als das
Ziel, wie er in der Liebe die Kriegsoperationen
der Beute vorzog. Er haͤtte als Geſandter aus
Krieg Frieden und aus Frieden Krieg gemacht, um
nur zu unterhandeln. — Er zog, um Guſtaven
nahe zu kommen, ſeine erſte Parallele: d. h. er
ſtach ihm mit ſeiner ſpitzen Zunge ein ſchoͤnes Bild
der Hoͤfe aus — daß ſie allein das ſavoir vivre leh¬
ren, und das Sprechen (wie denn auch die Hun¬
de, je kultivirter ſie ſind, deſto mehr bellen, der
Schooßhund mehr als der Hirtenhund, der wilde
gar nicht) und alles — daß durch ſie ein Paradie¬
ſes-Strom von Freuden brauſe — daß man da an
der Quelle ſeines Gluͤcks, am Ohre des Fuͤrſten
und am Knoten der groͤßten Verbindungen ſtehe —
daß man intriguiren, erobern ꝛc. koͤnne. Es war
in Oefels Plan; dem kleinen Großſultan nicht ein¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/382>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.