Ahnen-Preiskourant, des Ahnen-Grossirers -- der Bescheeler und Adelsbrief.
Es giebt in der ganzen entdeckten Welt keine verdammtere Arbeit als einen ersten Sektor zu schreiben; und dürft' ich in meinem Leben keine andere Sektors schreiben, keinen zweiten, achten etc. so wollt' ich lieber Logarithmen und publizistische Kreisrelationen und Deduktionen machen als ein Buch mit ästhetischen. Hingegen im zweiten Ka¬ pitel und Sektor kömmt ein Autor wieder zu sich und weis recht gut im vornehmsten Cercle den es vielleicht giebt, (Knäsen sitzen in meinem,) was er mit seinen schreibenden Händen anfangen soll und mit seinem Hute, Kopfe, Witz, Tiefsinn und mit allem.
Da ich durch das Ehepaar, von dessen Ver¬ lobung wir sämmlich zurückkommen, mir in 9 Monaten den Helden dieses Buches abliefern lasse so muß ich vorher zeigen, daß ich nicht unbeson¬ nen in den Tag hineinkaufe sondern meine Waare (d. i. meinen Helden) aus einem recht guten
Zweiter Sektor oder Ausſchnitt,
Ahnen-Preiskourant, des Ahnen-Groſſirers — der Beſcheeler und Adelsbrief.
Es giebt in der ganzen entdeckten Welt keine verdammtere Arbeit als einen erſten Sektor zu ſchreiben; und duͤrft' ich in meinem Leben keine andere Sektors ſchreiben, keinen zweiten, achten ꝛc. ſo wollt' ich lieber Logarithmen und publiziſtiſche Kreisrelationen und Deduktionen machen als ein Buch mit aͤſthetiſchen. Hingegen im zweiten Ka¬ pitel und Sektor koͤmmt ein Autor wieder zu ſich und weis recht gut im vornehmſten Cercle den es vielleicht giebt, (Knaͤſen ſitzen in meinem,) was er mit ſeinen ſchreibenden Haͤnden anfangen ſoll und mit ſeinem Hute, Kopfe, Witz, Tiefſinn und mit allem.
Da ich durch das Ehepaar, von deſſen Ver¬ lobung wir ſaͤmmlich zuruͤckkommen, mir in 9 Monaten den Helden dieſes Buches abliefern laſſe ſo muß ich vorher zeigen, daß ich nicht unbeſon¬ nen in den Tag hineinkaufe ſondern meine Waare (d. i. meinen Helden) aus einem recht guten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0063"n="27"/></div><divn="2"><head>Zweiter Sektor oder Ausſchnitt,<lb/></head><argument><prendition="#c">Ahnen-Preiskourant, des Ahnen-Groſſirers — der Beſcheeler<lb/>
und Adelsbrief.</p></argument><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">E</hi>s giebt in der ganzen entdeckten Welt keine<lb/>
verdammtere Arbeit als einen erſten Sektor zu<lb/>ſchreiben; und duͤrft' ich in meinem Leben keine<lb/>
andere Sektors ſchreiben, keinen zweiten, achten ꝛc.<lb/>ſo wollt' ich lieber Logarithmen und publiziſtiſche<lb/>
Kreisrelationen und Deduktionen machen als ein<lb/>
Buch mit aͤſthetiſchen. Hingegen im zweiten Ka¬<lb/>
pitel und Sektor koͤmmt ein Autor wieder zu ſich<lb/>
und weis recht gut im vornehmſten Cercle den es<lb/>
vielleicht giebt, (Knaͤſen ſitzen in meinem,) was er<lb/>
mit ſeinen ſchreibenden Haͤnden anfangen ſoll und<lb/>
mit ſeinem Hute, Kopfe, Witz, Tiefſinn und<lb/>
mit allem.</p><lb/><p>Da ich durch das Ehepaar, von deſſen Ver¬<lb/>
lobung wir ſaͤmmlich zuruͤckkommen, mir in 9<lb/>
Monaten den Helden dieſes Buches abliefern laſſe<lb/>ſo muß ich vorher zeigen, daß ich nicht unbeſon¬<lb/>
nen in den Tag hineinkaufe ſondern meine Waare<lb/>
(d. i. meinen Helden) aus einem recht <hirendition="#g">guten</hi><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[27/0063]
Zweiter Sektor oder Ausſchnitt,
Ahnen-Preiskourant, des Ahnen-Groſſirers — der Beſcheeler
und Adelsbrief.
Es giebt in der ganzen entdeckten Welt keine
verdammtere Arbeit als einen erſten Sektor zu
ſchreiben; und duͤrft' ich in meinem Leben keine
andere Sektors ſchreiben, keinen zweiten, achten ꝛc.
ſo wollt' ich lieber Logarithmen und publiziſtiſche
Kreisrelationen und Deduktionen machen als ein
Buch mit aͤſthetiſchen. Hingegen im zweiten Ka¬
pitel und Sektor koͤmmt ein Autor wieder zu ſich
und weis recht gut im vornehmſten Cercle den es
vielleicht giebt, (Knaͤſen ſitzen in meinem,) was er
mit ſeinen ſchreibenden Haͤnden anfangen ſoll und
mit ſeinem Hute, Kopfe, Witz, Tiefſinn und
mit allem.
Da ich durch das Ehepaar, von deſſen Ver¬
lobung wir ſaͤmmlich zuruͤckkommen, mir in 9
Monaten den Helden dieſes Buches abliefern laſſe
ſo muß ich vorher zeigen, daß ich nicht unbeſon¬
nen in den Tag hineinkaufe ſondern meine Waare
(d. i. meinen Helden) aus einem recht guten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/63>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.