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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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ser, die Bravour- und Force-Rollen der Roma¬
nen-Liebhaber schlecht, weil entweder die eine Per¬
son nicht würdig ist, solche Dythiramben der
Freude zu geniessen, oder die andere, sie zu ver¬
anlassen; hier aber haben wir beide gegen nichts
etwas . . . . Wollte nur der Himmel, euer lah¬
mer Biograph könnte seine Feder zu einem Blan¬
chards-Flügel machen und euch damit aus der Ka¬
tzen- und Löwengrube des Hofes in irgend eine
Pappelinsel tragen, sie sei im Süd- oder Mittel¬
meer: -- Da ichs nicht kann, so denk' ich mirs
doch; und so oft ich nach Auenthal oder Schee¬
rau gehe, so zeichn' ich mirs aus, wie viel ich
schenkte, wenn ihr in jenem Rosenthal, das ich
in Wasser gefasset hätte, ohne den deutschen Win¬
ter, unter ewigen Blüten, ohne die fatalen Ge¬
sichter der moralischen Febrikanten, ohne ein ge¬
fährlicheres Murmeln als das der Bäche, ohne fe¬
stere Verstrickungen als die in verwachsenen Blu¬
men und ohne den Einfluß anderer Sterne als der
friedlichen am Himmel, in schuldloser Wonne und
Ruhe Athem holen dürftet -- nicht immerfort,
sondern nur die Paar Blumenmonate eurer ersten
Liebe.

ſer, die Bravour- und Force-Rollen der Roma¬
nen-Liebhaber ſchlecht, weil entweder die eine Per¬
ſon nicht wuͤrdig iſt, ſolche Dythiramben der
Freude zu genieſſen, oder die andere, ſie zu ver¬
anlaſſen; hier aber haben wir beide gegen nichts
etwas . . . . Wollte nur der Himmel, euer lah¬
mer Biograph koͤnnte ſeine Feder zu einem Blan¬
chards-Fluͤgel machen und euch damit aus der Ka¬
tzen- und Loͤwengrube des Hofes in irgend eine
Pappelinſel tragen, ſie ſei im Suͤd- oder Mittel¬
meer: — Da ichs nicht kann, ſo denk' ich mirs
doch; und ſo oft ich nach Auenthal oder Schee¬
rau gehe, ſo zeichn' ich mirs aus, wie viel ich
ſchenkte, wenn ihr in jenem Roſenthal, das ich
in Waſſer gefaſſet haͤtte, ohne den deutſchen Win¬
ter, unter ewigen Bluͤten, ohne die fatalen Ge¬
ſichter der moraliſchen Febrikanten, ohne ein ge¬
faͤhrlicheres Murmeln als das der Baͤche, ohne fe¬
ſtere Verſtrickungen als die in verwachſenen Blu¬
men und ohne den Einfluß anderer Sterne als der
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[130/0140] ſer, die Bravour- und Force-Rollen der Roma¬ nen-Liebhaber ſchlecht, weil entweder die eine Per¬ ſon nicht wuͤrdig iſt, ſolche Dythiramben der Freude zu genieſſen, oder die andere, ſie zu ver¬ anlaſſen; hier aber haben wir beide gegen nichts etwas . . . . Wollte nur der Himmel, euer lah¬ mer Biograph koͤnnte ſeine Feder zu einem Blan¬ chards-Fluͤgel machen und euch damit aus der Ka¬ tzen- und Loͤwengrube des Hofes in irgend eine Pappelinſel tragen, ſie ſei im Suͤd- oder Mittel¬ meer: — Da ichs nicht kann, ſo denk' ich mirs doch; und ſo oft ich nach Auenthal oder Schee¬ rau gehe, ſo zeichn' ich mirs aus, wie viel ich ſchenkte, wenn ihr in jenem Roſenthal, das ich in Waſſer gefaſſet haͤtte, ohne den deutſchen Win¬ ter, unter ewigen Bluͤten, ohne die fatalen Ge¬ ſichter der moraliſchen Febrikanten, ohne ein ge¬ faͤhrlicheres Murmeln als das der Baͤche, ohne fe¬ ſtere Verſtrickungen als die in verwachſenen Blu¬ men und ohne den Einfluß anderer Sterne als der friedlichen am Himmel, in ſchuldloſer Wonne und Ruhe Athem holen duͤrftet — nicht immerfort, ſondern nur die Paar Blumenmonate eurer erſten Liebe.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/140>, abgerufen am 21.11.2024.