Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.sie noch Beatens Jugend einwandte -- die gewöhn¬ Beata brachte also dem Gustav ein durch dieses ſie noch Beatens Jugend einwandte — die gewoͤhn¬ Beata brachte alſo dem Guſtav ein durch dieſes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="174"/> ſie noch Beatens Jugend einwandte — die gewoͤhn¬<lb/> lichſte, einfaͤltigſte, unwirkſamſte und am meiſten<lb/> aufbringende Einwendung gegen eine lebendige Em¬<lb/> pfindung — das begann den kleinen Eindruck ihrer<lb/> Wochenpredigt <choice><sic/><corr>zu</corr></choice> ſchwaͤchen, den die Nutzanwendung<lb/> gar wegloͤſchte: daß ihr Vater ihr ſchon den Gegen¬<lb/> ſtand ihrer Liebe halb und halb gewaͤhlt. . . Meine<lb/> Gerichtsprinzipalin war recht geſcheut; aber, mei¬<lb/> nem Gerichtsprinzipal zu Liebe, auch oft recht ein¬<lb/> faͤltig.</p><lb/> <p>Beata brachte alſo dem Guſtav ein durch dieſes<lb/> Mazerieren aͤußerſt weiches und zaͤrtliches Herz uͤber<lb/> den Steindamm mit — und er kam auch mit einem<lb/> ſolchen wunden an, um das kein Blaͤttgen eines<lb/> Kallus mehr hieng: Ottomars ſalomoniſche Predig¬<lb/> ten uͤber und gegen das Leben hatten (wie die muͤt¬<lb/> terlichen) ſeine Puls- und Blutadern mit einer un¬<lb/> endlichen Sehnſucht gefuͤllet, die armen zerfallenden<lb/> Menſchen zu lieben und mit ſeinen zwei Armen, eh<lb/> ſie auf die Erde fielen, das ſchoͤnſte Herz an ſich zu<lb/> ziehen und zu preſſen, eh' es unter die Erdſchollen<lb/> niederſaͤnke. Die Liebe heftet ihre Schmarotzerpflan¬<lb/> zen-Wurzeln an alle andre Empfindungen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0184]
ſie noch Beatens Jugend einwandte — die gewoͤhn¬
lichſte, einfaͤltigſte, unwirkſamſte und am meiſten
aufbringende Einwendung gegen eine lebendige Em¬
pfindung — das begann den kleinen Eindruck ihrer
Wochenpredigt zu ſchwaͤchen, den die Nutzanwendung
gar wegloͤſchte: daß ihr Vater ihr ſchon den Gegen¬
ſtand ihrer Liebe halb und halb gewaͤhlt. . . Meine
Gerichtsprinzipalin war recht geſcheut; aber, mei¬
nem Gerichtsprinzipal zu Liebe, auch oft recht ein¬
faͤltig.
Beata brachte alſo dem Guſtav ein durch dieſes
Mazerieren aͤußerſt weiches und zaͤrtliches Herz uͤber
den Steindamm mit — und er kam auch mit einem
ſolchen wunden an, um das kein Blaͤttgen eines
Kallus mehr hieng: Ottomars ſalomoniſche Predig¬
ten uͤber und gegen das Leben hatten (wie die muͤt¬
terlichen) ſeine Puls- und Blutadern mit einer un¬
endlichen Sehnſucht gefuͤllet, die armen zerfallenden
Menſchen zu lieben und mit ſeinen zwei Armen, eh
ſie auf die Erde fielen, das ſchoͤnſte Herz an ſich zu
ziehen und zu preſſen, eh' es unter die Erdſchollen
niederſaͤnke. Die Liebe heftet ihre Schmarotzerpflan¬
zen-Wurzeln an alle andre Empfindungen.
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