war noch nicht von dem einströmenden Großen voll dem sie leidend offen stand. -- -- -- Aber dort richtete sich die liegende Riesin der Natur vor mir auf, in den Armen tausend und tausend säugende Wesen tragend -- und als meine Seele vom Ge¬ dränge der unzähligen bald in Mückengold gefaßter Seelen, bald in Flügeldecken inkrustirter, bald mit Zweifalters-Gefieder überstäubter, bald in Blu¬ menpuppen eingeschlossener Seelen angerühret wur¬ de in einer unendlichen unübersehlichen Umarmung -- und als sich vor mir über die Erde legten Ge¬ bürge und Ströme und Fluren und Wälder und als ich dachte, alles dieses füllen Herzen, die die Freude und die Liebe bewegt und vom großen Men¬ schen-Herz mit vier Hölungen bis zum eingeschrumpf¬ ten Insektenherz mit Einer und bis zum Wurms- Schlauch nieder, springt ein fortschaffender, ewi¬ ger, eine Generation um die andre entzündender Funke der Liebe . . . .
. . . . Ach dann breitete ich meine Arme hin¬ aus in die flatternde zuckende Luft, die auf der Erde brütete, und alle meine Gedanken riefen: o wärest du sie, in deren weiten wogenden Schoos der Erdball ruht, o könntest du wie sie, alle
war noch nicht von dem einſtroͤmenden Großen voll dem ſie leidend offen ſtand. — — — Aber dort richtete ſich die liegende Rieſin der Natur vor mir auf, in den Armen tauſend und tauſend ſaͤugende Weſen tragend — und als meine Seele vom Ge¬ draͤnge der unzaͤhligen bald in Muͤckengold gefaßter Seelen, bald in Fluͤgeldecken inkruſtirter, bald mit Zweifalters-Gefieder uͤberſtaͤubter, bald in Blu¬ menpuppen eingeſchloſſener Seelen angeruͤhret wur¬ de in einer unendlichen unuͤberſehlichen Umarmung — und als ſich vor mir uͤber die Erde legten Ge¬ buͤrge und Stroͤme und Fluren und Waͤlder und als ich dachte, alles dieſes fuͤllen Herzen, die die Freude und die Liebe bewegt und vom großen Men¬ ſchen-Herz mit vier Hoͤlungen bis zum eingeſchrumpf¬ ten Inſektenherz mit Einer und bis zum Wurms- Schlauch nieder, ſpringt ein fortſchaffender, ewi¬ ger, eine Generation um die andre entzuͤndender Funke der Liebe . . . .
. . . . Ach dann breitete ich meine Arme hin¬ aus in die flatternde zuckende Luft, die auf der Erde bruͤtete, und alle meine Gedanken riefen: o waͤreſt du ſie, in deren weiten wogenden Schoos der Erdball ruht, o koͤnnteſt du wie ſie, alle
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war noch nicht von dem einſtroͤmenden Großen voll
dem ſie leidend offen ſtand. — — — Aber dort
richtete ſich die liegende Rieſin der Natur vor mir
auf, in den Armen tauſend und tauſend ſaͤugende
Weſen tragend — und als meine Seele vom Ge¬
draͤnge der unzaͤhligen bald in Muͤckengold gefaßter
Seelen, bald in Fluͤgeldecken inkruſtirter, bald mit
Zweifalters-Gefieder uͤberſtaͤubter, bald in Blu¬
menpuppen eingeſchloſſener Seelen angeruͤhret wur¬
de in einer unendlichen unuͤberſehlichen Umarmung
— und als ſich vor mir uͤber die Erde legten Ge¬
buͤrge und Stroͤme und Fluren und Waͤlder und als
ich dachte, alles dieſes fuͤllen Herzen, die die
Freude und die Liebe bewegt und vom großen Men¬
ſchen-Herz mit vier Hoͤlungen bis zum eingeſchrumpf¬
ten Inſektenherz mit Einer und bis zum Wurms-
Schlauch nieder, ſpringt ein fortſchaffender, ewi¬
ger, eine Generation um die andre entzuͤndender
Funke der Liebe . . . .
. . . . Ach dann breitete ich meine Arme hin¬
aus in die flatternde zuckende Luft, die auf der
Erde bruͤtete, und alle meine Gedanken riefen:
o waͤreſt du ſie, in deren weiten wogenden Schoos
der Erdball ruht, o koͤnnteſt du wie ſie, alle
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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