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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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wundern sei wie die Verdienste, die sie zu beloh¬
nen suche, verdienen zwei Rosenkronen, eine um
belohnt zu werden, und eine um selber zu beloh¬
nen; (niemand, fiel der scheinbar den Damen und
wirklich dem Fürsten schmeichelnde Oefel ein, theilt
Kronen schöner aus als wer sie selber trägt;) und
sie würden sich von ihm in nichts als in der Un¬
partheilichkeit
und Schönheit unterscheiden,
wenn sie an seiner statt vielleicht wie er wählten,
wem der Rosenkranz -- eh der Schmetterling von
ihm flöge -- einer von Brillanten war mit einer
Zitternadel in die gröste Rose gesteckt -- aufzusetzen
sei. . . . "Unserer Rosen-Königin!" riefen die
Schwestern und brachten den Kranz der Residen¬
tin hin."

So weit das Drama. Oefel war nichts lieber
und glücklicher als die schmeichelnde Folie des an¬
dern. Uebrigens sah sein Stück wie eine Idylle
von Fontenelle aus. Die Phantasie, die den von
der Kultur dünn geschlifnen Leuten gefallen will,
muß schimmern, aber nicht brennen, muß das
Herz kitzeln, aber nicht bewegen; die Aeste einer
solchen Phantasie werden nicht von schweren ge¬
drängten Früchten sondern von Schneelast

wundern ſei wie die Verdienſte, die ſie zu beloh¬
nen ſuche, verdienen zwei Roſenkronen, eine um
belohnt zu werden, und eine um ſelber zu beloh¬
nen; (niemand, fiel der ſcheinbar den Damen und
wirklich dem Fuͤrſten ſchmeichelnde Oefel ein, theilt
Kronen ſchoͤner aus als wer ſie ſelber traͤgt;) und
ſie wuͤrden ſich von ihm in nichts als in der Un¬
partheilichkeit
und Schoͤnheit unterſcheiden,
wenn ſie an ſeiner ſtatt vielleicht wie er waͤhlten,
wem der Roſenkranz — eh der Schmetterling von
ihm floͤge — einer von Brillanten war mit einer
Zitternadel in die groͤſte Roſe geſteckt — aufzuſetzen
ſei. . . . „Unſerer Roſen-Koͤnigin!“ riefen die
Schweſtern und brachten den Kranz der Reſiden¬
tin hin.“

So weit das Drama. Oefel war nichts lieber
und gluͤcklicher als die ſchmeichelnde Folie des an¬
dern. Uebrigens ſah ſein Stuͤck wie eine Idylle
von Fontenelle aus. Die Phantaſie, die den von
der Kultur duͤnn geſchlifnen Leuten gefallen will,
muß ſchimmern, aber nicht brennen, muß das
Herz kitzeln, aber nicht bewegen; die Aeſte einer
ſolchen Phantaſie werden nicht von ſchweren ge¬
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[182/0192] wundern ſei wie die Verdienſte, die ſie zu beloh¬ nen ſuche, verdienen zwei Roſenkronen, eine um belohnt zu werden, und eine um ſelber zu beloh¬ nen; (niemand, fiel der ſcheinbar den Damen und wirklich dem Fuͤrſten ſchmeichelnde Oefel ein, theilt Kronen ſchoͤner aus als wer ſie ſelber traͤgt;) und ſie wuͤrden ſich von ihm in nichts als in der Un¬ partheilichkeit und Schoͤnheit unterſcheiden, wenn ſie an ſeiner ſtatt vielleicht wie er waͤhlten, wem der Roſenkranz — eh der Schmetterling von ihm floͤge — einer von Brillanten war mit einer Zitternadel in die groͤſte Roſe geſteckt — aufzuſetzen ſei. . . . „Unſerer Roſen-Koͤnigin!“ riefen die Schweſtern und brachten den Kranz der Reſiden¬ tin hin.“ So weit das Drama. Oefel war nichts lieber und gluͤcklicher als die ſchmeichelnde Folie des an¬ dern. Uebrigens ſah ſein Stuͤck wie eine Idylle von Fontenelle aus. Die Phantaſie, die den von der Kultur duͤnn geſchlifnen Leuten gefallen will, muß ſchimmern, aber nicht brennen, muß das Herz kitzeln, aber nicht bewegen; die Aeſte einer ſolchen Phantaſie werden nicht von ſchweren ge¬ draͤngten Fruͤchten ſondern von Schneelaſt

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/192>, abgerufen am 21.11.2024.