durchwinden und überblümen, und für Ihr gan¬ zes, ganzes Herz? -- -- Meines -- -- das hat¬ ten Sie ja schon ohnedas und weiter hab' ich nichts; für alle schöne Stunden, für alle Ihre Reize für alle Ihre Liebe, für alles was Sie geben, hab' ich nichts als nur dieses treue, glückliche, warme Herz . . . .
Ja, ich habe nur dieses; aber wenn der gött¬ liche Funke der höchsten Liebe im Menschen-Herzen glühen kann, so ruht er in meinem und brennt für die, die ich nur lieben aber nicht belohnen kann. -- Du höherer Funke wirst in meinem Her¬ zen für sie fortglimmen, wenn es Thränen über¬ schwemmen, oder Unglück zusammendrückt, oder der Tod einäschert . . . . Beata! auf der Erde kann kein Mensch dem andern sagen, wie er ihn liebe: die Freundschaft und die Liebe gehen mit verschlossenen Lippen über diese Kugel und der in¬ nere Mensch hat keine Zunge -- ach wenn der Mensch draussen im ewigen Tempel, der sich bis an die Unendlichkeit hinaufwölbt, mitten im Krei¬ se von singenden Chören, heiligen Stätten, op¬ fernden Altären, vor einem betäubt niederfallen und beten will: o so sinkt er ja so gut wie seine
N 2
durchwinden und uͤberbluͤmen, und fuͤr Ihr gan¬ zes, ganzes Herz? — — Meines — — das hat¬ ten Sie ja ſchon ohnedas und weiter hab' ich nichts; fuͤr alle ſchoͤne Stunden, fuͤr alle Ihre Reize fuͤr alle Ihre Liebe, fuͤr alles was Sie geben, hab' ich nichts als nur dieſes treue, gluͤckliche, warme Herz . . . .
Ja, ich habe nur dieſes; aber wenn der goͤtt¬ liche Funke der hoͤchſten Liebe im Menſchen-Herzen gluͤhen kann, ſo ruht er in meinem und brennt fuͤr die, die ich nur lieben aber nicht belohnen kann. — Du hoͤherer Funke wirſt in meinem Her¬ zen fuͤr ſie fortglimmen, wenn es Thraͤnen uͤber¬ ſchwemmen, oder Ungluͤck zuſammendruͤckt, oder der Tod einaͤſchert . . . . Beata! auf der Erde kann kein Menſch dem andern ſagen, wie er ihn liebe: die Freundſchaft und die Liebe gehen mit verſchloſſenen Lippen uͤber dieſe Kugel und der in¬ nere Menſch hat keine Zunge — ach wenn der Menſch drauſſen im ewigen Tempel, der ſich bis an die Unendlichkeit hinaufwoͤlbt, mitten im Krei¬ ſe von ſingenden Choͤren, heiligen Staͤtten, op¬ fernden Altaͤren, vor einem betaͤubt niederfallen und beten will: o ſo ſinkt er ja ſo gut wie ſeine
N 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0205"n="195"/>
durchwinden und uͤberbluͤmen, und fuͤr Ihr gan¬<lb/>
zes, ganzes Herz? —— Meines —— das hat¬<lb/>
ten Sie ja ſchon ohnedas und weiter hab' ich nichts;<lb/>
fuͤr alle ſchoͤne Stunden, fuͤr alle Ihre Reize fuͤr<lb/>
alle Ihre Liebe, fuͤr alles was Sie geben, hab'<lb/>
ich nichts als nur dieſes treue, gluͤckliche, warme<lb/>
Herz . . . .</p><lb/><p>Ja, ich habe nur dieſes; aber wenn der goͤtt¬<lb/>
liche Funke der hoͤchſten Liebe im Menſchen-Herzen<lb/>
gluͤhen kann, ſo ruht er in meinem und brennt<lb/>
fuͤr die, die ich nur lieben aber nicht belohnen<lb/>
kann. — Du hoͤherer Funke wirſt in meinem Her¬<lb/>
zen fuͤr ſie fortglimmen, wenn es Thraͤnen uͤber¬<lb/>ſchwemmen, oder Ungluͤck zuſammendruͤckt, oder<lb/>
der Tod einaͤſchert . . . . Beata! auf der Erde<lb/>
kann kein Menſch dem andern ſagen, wie er ihn<lb/>
liebe: die Freundſchaft und die Liebe gehen mit<lb/>
verſchloſſenen Lippen uͤber dieſe Kugel und der in¬<lb/>
nere Menſch hat keine Zunge — ach wenn der<lb/>
Menſch drauſſen im ewigen Tempel, der ſich bis<lb/>
an die Unendlichkeit hinaufwoͤlbt, mitten im Krei¬<lb/>ſe von ſingenden Choͤren, heiligen Staͤtten, op¬<lb/>
fernden Altaͤren, vor einem betaͤubt niederfallen<lb/>
und beten will: o ſo ſinkt er ja ſo gut wie ſeine<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 2<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[195/0205]
durchwinden und uͤberbluͤmen, und fuͤr Ihr gan¬
zes, ganzes Herz? — — Meines — — das hat¬
ten Sie ja ſchon ohnedas und weiter hab' ich nichts;
fuͤr alle ſchoͤne Stunden, fuͤr alle Ihre Reize fuͤr
alle Ihre Liebe, fuͤr alles was Sie geben, hab'
ich nichts als nur dieſes treue, gluͤckliche, warme
Herz . . . .
Ja, ich habe nur dieſes; aber wenn der goͤtt¬
liche Funke der hoͤchſten Liebe im Menſchen-Herzen
gluͤhen kann, ſo ruht er in meinem und brennt
fuͤr die, die ich nur lieben aber nicht belohnen
kann. — Du hoͤherer Funke wirſt in meinem Her¬
zen fuͤr ſie fortglimmen, wenn es Thraͤnen uͤber¬
ſchwemmen, oder Ungluͤck zuſammendruͤckt, oder
der Tod einaͤſchert . . . . Beata! auf der Erde
kann kein Menſch dem andern ſagen, wie er ihn
liebe: die Freundſchaft und die Liebe gehen mit
verſchloſſenen Lippen uͤber dieſe Kugel und der in¬
nere Menſch hat keine Zunge — ach wenn der
Menſch drauſſen im ewigen Tempel, der ſich bis
an die Unendlichkeit hinaufwoͤlbt, mitten im Krei¬
ſe von ſingenden Choͤren, heiligen Staͤtten, op¬
fernden Altaͤren, vor einem betaͤubt niederfallen
und beten will: o ſo ſinkt er ja ſo gut wie ſeine
N 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/205>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.