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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Beata war in ihrem Krankenzimmer mit einer kleinen
weiblichen Dienerschaft gelassen; er nahm ein Pferd
von ihrem Wagen; ihr ließ er (ich weiß nicht, ob
aus Galanterie gegen ihr Geschlecht oder aus
Scharfsinn und Freundschaft für seines und für sei¬
nen Roman) meinen und ihren Helden. Ich wollt'
es vor einem akademischen Senat ausführen, daß
es für einen der erst ein Engel werden will, nichts
fatalers giebt als mit einer, die er schon für ei¬
nen hält, Nachts aus einem Tanzsalon nach
Hause zu fahren -- dennoch wurde meinem Hel¬
den kein Haar gekrümmt und er krümmte auch
keines.

Aber verliebter wurd' er ohne zu wissen in wen.

Beata hatte keine eben so gefährliche Mitternacht
oder Nachmitternacht; aber ich will erst seine abfertigen.
Er kam mit der Residentin in ihrem -- Zimmer an.
Er konnte und wollte von seinen heutigen Scenen gar
nicht loß. Dieses Zimmer stellte ihm alle die ver¬
gangnen dar und in den Saiten des Klaviers ver¬
barg sich eine ferne geliebte Stimme und hinter der
Folie des Spiegels eine ferne geliebte Gestalt.
Sehnsucht reihete sich wie eine dunkle Blume un¬
ter das bunte Freuden-Bouquet: die Residentin

Beata war in ihrem Krankenzimmer mit einer kleinen
weiblichen Dienerſchaft gelaſſen; er nahm ein Pferd
von ihrem Wagen; ihr ließ er (ich weiß nicht, ob
aus Galanterie gegen ihr Geſchlecht oder aus
Scharfſinn und Freundſchaft fuͤr ſeines und fuͤr ſei¬
nen Roman) meinen und ihren Helden. Ich wollt'
es vor einem akademiſchen Senat ausfuͤhren, daß
es fuͤr einen der erſt ein Engel werden will, nichts
fatalers giebt als mit einer, die er ſchon fuͤr ei¬
nen haͤlt, Nachts aus einem Tanzſalon nach
Hauſe zu fahren — dennoch wurde meinem Hel¬
den kein Haar gekruͤmmt und er kruͤmmte auch
keines.

Aber verliebter wurd' er ohne zu wiſſen in wen.

Beata hatte keine eben ſo gefaͤhrliche Mitternacht
oder Nachmitternacht; aber ich will erſt ſeine abfertigen.
Er kam mit der Reſidentin in ihrem — Zimmer an.
Er konnte und wollte von ſeinen heutigen Scenen gar
nicht loß. Dieſes Zimmer ſtellte ihm alle die ver¬
gangnen dar und in den Saiten des Klaviers ver¬
barg ſich eine ferne geliebte Stimme und hinter der
Folie des Spiegels eine ferne geliebte Geſtalt.
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ter das bunte Freuden-Bouquet: die Reſidentin

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[216/0226] Beata war in ihrem Krankenzimmer mit einer kleinen weiblichen Dienerſchaft gelaſſen; er nahm ein Pferd von ihrem Wagen; ihr ließ er (ich weiß nicht, ob aus Galanterie gegen ihr Geſchlecht oder aus Scharfſinn und Freundſchaft fuͤr ſeines und fuͤr ſei¬ nen Roman) meinen und ihren Helden. Ich wollt' es vor einem akademiſchen Senat ausfuͤhren, daß es fuͤr einen der erſt ein Engel werden will, nichts fatalers giebt als mit einer, die er ſchon fuͤr ei¬ nen haͤlt, Nachts aus einem Tanzſalon nach Hauſe zu fahren — dennoch wurde meinem Hel¬ den kein Haar gekruͤmmt und er kruͤmmte auch keines. Aber verliebter wurd' er ohne zu wiſſen in wen. Beata hatte keine eben ſo gefaͤhrliche Mitternacht oder Nachmitternacht; aber ich will erſt ſeine abfertigen. Er kam mit der Reſidentin in ihrem — Zimmer an. Er konnte und wollte von ſeinen heutigen Scenen gar nicht loß. Dieſes Zimmer ſtellte ihm alle die ver¬ gangnen dar und in den Saiten des Klaviers ver¬ barg ſich eine ferne geliebte Stimme und hinter der Folie des Spiegels eine ferne geliebte Geſtalt. Sehnſucht reihete ſich wie eine dunkle Blume un¬ ter das bunte Freuden-Bouquet: die Reſidentin

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/226>, abgerufen am 21.11.2024.