-- nicht viel darnach fragest; in dieser Minute verzeihet er dirs und deinem ganzen Geschlechte, daß eure Herzen so oft Edelsteinen gleichen, in denen die schönsten Farben und eine -- Mücke, ein Moos neben einander wohnen: denn was kann der Mensch, der dieses verwitternde Leben und seine verwitternde Menschen besieht und beseufzet, mit¬ ten in diesem Gefühle bessers thun als sie recht herzlich lieben, recht dulden, recht . . . Lass' dich umarmen, Philippine, und wenn ich einmal dir nicht verzeihen will, so erinnere mich an diese Umarmung! . . . .
Meine Biographie sollte jezt weiter rücken; aber ich kann meinen Kopf und meine Hand un¬ möglich dazu leihen, wenn ich nicht auf der Stel¬ le mich aus der gelehrten Welt in die zweite schrei¬ ben will. Es ist besser, wenn ich bloß den Setzer dieser Historie mache und den schmerzhaften Brief abschreibe, den Gustav seiner verscherzten Freun¬ din schickte.
"Treue tugendhafte Seele! die jezige dunkle Minute, die nur ich verdienet habe aber nicht du, quäle dich nicht lange und verziehe sich bald! o
2. Theil. O
— nicht viel darnach frageſt; in dieſer Minute verzeihet er dirs und deinem ganzen Geſchlechte, daß eure Herzen ſo oft Edelſteinen gleichen, in denen die ſchoͤnſten Farben und eine — Muͤcke, ein Moos neben einander wohnen: denn was kann der Menſch, der dieſes verwitternde Leben und ſeine verwitternde Menſchen beſieht und beſeufzet, mit¬ ten in dieſem Gefuͤhle beſſers thun als ſie recht herzlich lieben, recht dulden, recht . . . Laſſ' dich umarmen, Philippine, und wenn ich einmal dir nicht verzeihen will, ſo erinnere mich an dieſe Umarmung! . . . .
Meine Biographie ſollte jezt weiter ruͤcken; aber ich kann meinen Kopf und meine Hand un¬ moͤglich dazu leihen, wenn ich nicht auf der Stel¬ le mich aus der gelehrten Welt in die zweite ſchrei¬ ben will. Es iſt beſſer, wenn ich bloß den Setzer dieſer Hiſtorie mache und den ſchmerzhaften Brief abſchreibe, den Guſtav ſeiner verſcherzten Freun¬ din ſchickte.
„Treue tugendhafte Seele! die jezige dunkle Minute, die nur ich verdienet habe aber nicht du, quaͤle dich nicht lange und verziehe ſich bald! o
2. Theil. O
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— nicht viel darnach frageſt; in dieſer Minute
verzeihet er dirs und deinem ganzen Geſchlechte,
daß eure Herzen ſo oft Edelſteinen gleichen, in
denen die ſchoͤnſten Farben und eine — Muͤcke, ein
Moos neben einander wohnen: denn was kann der
Menſch, der dieſes verwitternde Leben und ſeine
verwitternde Menſchen beſieht und beſeufzet, mit¬
ten in dieſem Gefuͤhle beſſers thun als ſie recht
herzlich lieben, recht dulden, recht . . . Laſſ'
dich umarmen, Philippine, und wenn ich einmal
dir nicht verzeihen will, ſo erinnere mich an dieſe
Umarmung! . . . .
Meine Biographie ſollte jezt weiter ruͤcken;
aber ich kann meinen Kopf und meine Hand un¬
moͤglich dazu leihen, wenn ich nicht auf der Stel¬
le mich aus der gelehrten Welt in die zweite ſchrei¬
ben will. Es iſt beſſer, wenn ich bloß den Setzer
dieſer Hiſtorie mache und den ſchmerzhaften Brief
abſchreibe, den Guſtav ſeiner verſcherzten Freun¬
din ſchickte.
„Treue tugendhafte Seele! die jezige dunkle
Minute, die nur ich verdienet habe aber nicht du,
quaͤle dich nicht lange und verziehe ſich bald! o
2. Theil. O
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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