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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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oder den nervus sympatheticus durchgehen; ich wills
bleiben lassen und hier und in der Disputation von
schwachen Nerven überhaupt reden."

"Jeder Arzt muß eine Favorit-Krankheit ha¬
ben, die er öfters sieht als eine andre -- meine
ist Nervenschwäche. Reizbare, schwache, über¬
spannte Nerven, hysterische Umstände und deine
Hypochondrie -- sind viele Taufnamen meiner ein¬
zigen Lieblingskrankheit."

"Man kann sie so zeitig wie den Erbadel be¬
kommen -- der Erbadel selber, fast die höhern
Weiber und höchsten Kinder haben sie aus dieser
ersten Hand -- dann kann sie durch alle Doktor-
Hüthe gleich den ewigen Höllenstrafen nicht wegge¬
nommen sondern nur gelindert werden."

"Du aber hast sie dir wie den Kaufadel durch
Verdienste erworben." -- --

"Sie ist vielmehr selber ein Verdienst -- sagt'
ich -- und ein Hypochondrist ist der Milchbruder ei¬
nes Gelehrten, wenn er nicht gar einer ist; so
wie die Blattern, die den Affen so gut wie uns
befallen, auf seine Verwandschaft mit dem Men¬
schen das Siegel drücken." --

oder den nervus ſympatheticus durchgehen; ich wills
bleiben laſſen und hier und in der Diſputation von
ſchwachen Nerven uͤberhaupt reden.“

„Jeder Arzt muß eine Favorit-Krankheit ha¬
ben, die er oͤfters ſieht als eine andre — meine
iſt Nervenſchwaͤche. Reizbare, ſchwache, uͤber¬
ſpannte Nerven, hyſteriſche Umſtaͤnde und deine
Hypochondrie — ſind viele Taufnamen meiner ein¬
zigen Lieblingskrankheit.“

„Man kann ſie ſo zeitig wie den Erbadel be¬
kommen — der Erbadel ſelber, faſt die hoͤhern
Weiber und hoͤchſten Kinder haben ſie aus dieſer
erſten Hand — dann kann ſie durch alle Doktor-
Huͤthe gleich den ewigen Hoͤllenſtrafen nicht wegge¬
nommen ſondern nur gelindert werden.“

„Du aber haſt ſie dir wie den Kaufadel durch
Verdienſte erworben.“ — —

„Sie iſt vielmehr ſelber ein Verdienſt — ſagt'
ich — und ein Hypochondriſt iſt der Milchbruder ei¬
nes Gelehrten, wenn er nicht gar einer iſt; ſo
wie die Blattern, die den Affen ſo gut wie uns
befallen, auf ſeine Verwandſchaft mit dem Men¬
ſchen das Siegel druͤcken.“ —

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[269/0279] oder den nervus ſympatheticus durchgehen; ich wills bleiben laſſen und hier und in der Diſputation von ſchwachen Nerven uͤberhaupt reden.“ „Jeder Arzt muß eine Favorit-Krankheit ha¬ ben, die er oͤfters ſieht als eine andre — meine iſt Nervenſchwaͤche. Reizbare, ſchwache, uͤber¬ ſpannte Nerven, hyſteriſche Umſtaͤnde und deine Hypochondrie — ſind viele Taufnamen meiner ein¬ zigen Lieblingskrankheit.“ „Man kann ſie ſo zeitig wie den Erbadel be¬ kommen — der Erbadel ſelber, faſt die hoͤhern Weiber und hoͤchſten Kinder haben ſie aus dieſer erſten Hand — dann kann ſie durch alle Doktor- Huͤthe gleich den ewigen Hoͤllenſtrafen nicht wegge¬ nommen ſondern nur gelindert werden.“ „Du aber haſt ſie dir wie den Kaufadel durch Verdienſte erworben.“ — — „Sie iſt vielmehr ſelber ein Verdienſt — ſagt' ich — und ein Hypochondriſt iſt der Milchbruder ei¬ nes Gelehrten, wenn er nicht gar einer iſt; ſo wie die Blattern, die den Affen ſo gut wie uns befallen, auf ſeine Verwandſchaft mit dem Men¬ ſchen das Siegel druͤcken.“ —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/279>, abgerufen am 22.11.2024.