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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Das Gespräch muste gleichgültig bleiben -- ich
denke, selbst beim Vergißmeinnicht. Beata sah
nämlich eines im Grase liegen und eilte hinzu und
-- da wars von Seide: "o ein falsches" sagte sie.
"Nur ein gestorbnes, sagte Gustav, aber ein dau¬
erhaftes." Unter Personen von einer gewissen Fein¬
heit wird leicht alles zur Anspielung! Wohlwollen
ist ihnen daher unentbehrlich, damit sie an keine
andern Anspielungen als an gutmüthige glauben.
-- Ich labte mich unter dem ganzen Wege am
meisten daran, daß ich der Hintergrund und der
Rückenwind war, der hinten nach gieng: denn
wär' ich vorausgezogen, so hätt' ich den schönsten
Gang nicht gesehen, in dem sich noch die schönste
weibliche Seele durch ihren Körper zeichnete -- --
Beatens ihren. Nichts ist karakteristischer als der
weibliche Gang, zumal wenn er beschleunigt wer¬
den soll.

Im Thal fanden wir außer dem Schatten und
Mittage noch etwas schöners, den Doktor Fenk.
Er hatte ein kleines Speise-Concert spirituel unter
den Bäumen angeordnet, wo wir alle wie Für¬
sten und Schauspieler ofne Tafel, aber vor lauter
satten und musikalischen Zuschauern, vor den Vö¬

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Das Geſpraͤch muſte gleichguͤltig bleiben — ich
denke, ſelbſt beim Vergißmeinnicht. Beata ſah
naͤmlich eines im Graſe liegen und eilte hinzu und
— da wars von Seide: „o ein falſches“ ſagte ſie.
„Nur ein geſtorbnes, ſagte Guſtav, aber ein dau¬
erhaftes.“ Unter Perſonen von einer gewiſſen Fein¬
heit wird leicht alles zur Anſpielung! Wohlwollen
iſt ihnen daher unentbehrlich, damit ſie an keine
andern Anſpielungen als an gutmuͤthige glauben.
— Ich labte mich unter dem ganzen Wege am
meiſten daran, daß ich der Hintergrund und der
Ruͤckenwind war, der hinten nach gieng: denn
waͤr' ich vorausgezogen, ſo haͤtt' ich den ſchoͤnſten
Gang nicht geſehen, in dem ſich noch die ſchoͤnſte
weibliche Seele durch ihren Koͤrper zeichnete — —
Beatens ihren. Nichts iſt karakteriſtiſcher als der
weibliche Gang, zumal wenn er beſchleunigt wer¬
den ſoll.

Im Thal fanden wir außer dem Schatten und
Mittage noch etwas ſchoͤners, den Doktor Fenk.
Er hatte ein kleines Speiſe-Concert ſpirituel unter
den Baͤumen angeordnet, wo wir alle wie Fuͤr¬
ſten und Schauſpieler ofne Tafel, aber vor lauter
ſatten und muſikaliſchen Zuſchauern, vor den Voͤ¬

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[307/0317] Das Geſpraͤch muſte gleichguͤltig bleiben — ich denke, ſelbſt beim Vergißmeinnicht. Beata ſah naͤmlich eines im Graſe liegen und eilte hinzu und — da wars von Seide: „o ein falſches“ ſagte ſie. „Nur ein geſtorbnes, ſagte Guſtav, aber ein dau¬ erhaftes.“ Unter Perſonen von einer gewiſſen Fein¬ heit wird leicht alles zur Anſpielung! Wohlwollen iſt ihnen daher unentbehrlich, damit ſie an keine andern Anſpielungen als an gutmuͤthige glauben. — Ich labte mich unter dem ganzen Wege am meiſten daran, daß ich der Hintergrund und der Ruͤckenwind war, der hinten nach gieng: denn waͤr' ich vorausgezogen, ſo haͤtt' ich den ſchoͤnſten Gang nicht geſehen, in dem ſich noch die ſchoͤnſte weibliche Seele durch ihren Koͤrper zeichnete — — Beatens ihren. Nichts iſt karakteriſtiſcher als der weibliche Gang, zumal wenn er beſchleunigt wer¬ den ſoll. Im Thal fanden wir außer dem Schatten und Mittage noch etwas ſchoͤners, den Doktor Fenk. Er hatte ein kleines Speiſe-Concert ſpirituel unter den Baͤumen angeordnet, wo wir alle wie Fuͤr¬ ſten und Schauſpieler ofne Tafel, aber vor lauter ſatten und muſikaliſchen Zuſchauern, vor den Voͤ¬ U 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/317>, abgerufen am 22.11.2024.