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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Mensch, je heftiger das Gewitter werden wird,
desto mehr Wolgerüche verhauchen sie vorher."

"Sie müssen uns nicht mehr einladen, H. D."
sagte lächelnd Beata, aber ihr Auge schwamm
doch in etwas mehr als in Freude.

Unter dem Rothauflegen des Himmels trat die
Sonne auf ihre letzte Stufe, von farbigen Wol¬
ken umlagert. Die Alphörner! und sie verschwan¬
den im nämlichen Nu. Eine Wolke um die andere
erblaßte und die höchste hieng noch durchglühet
herab. Beata und meine Schwester scherzten weib¬
lich darüber, was diese illuminierten Nebel wol
seyn könnten -- die eine machte daraus Weih¬
nachtsschäfgen mit rosenrothen Bändern, eine ro¬
the Himmelsschärpe -- die andre feurige Augen
oder Wangen unter einem Schleier -- rothe und
weiße Nebel-Rosen -- einem rothen Sonnen-Hut
u. s. w. . . . .

Punsch, denk' ich, wurde dann für die Her¬
ren gebracht, von denen einer ihn in solcher Mäs¬
sigkeit zu sich nahm, daß er noch um 21/2 Uhr sei¬
nen
Sektor setzen kann. Wir giengen dann unter
dem kühlenden rauschen Baum des Himmels, des¬
sen Blüthen Sonnen und dessen Früchte Welten

Menſch, je heftiger das Gewitter werden wird,
deſto mehr Wolgeruͤche verhauchen ſie vorher.”

„Sie muͤſſen uns nicht mehr einladen, H. D.”
ſagte laͤchelnd Beata, aber ihr Auge ſchwamm
doch in etwas mehr als in Freude.

Unter dem Rothauflegen des Himmels trat die
Sonne auf ihre letzte Stufe, von farbigen Wol¬
ken umlagert. Die Alphoͤrner! und ſie verſchwan¬
den im naͤmlichen Nu. Eine Wolke um die andere
erblaßte und die hoͤchſte hieng noch durchgluͤhet
herab. Beata und meine Schweſter ſcherzten weib¬
lich daruͤber, was dieſe illuminierten Nebel wol
ſeyn koͤnnten — die eine machte daraus Weih¬
nachtsſchaͤfgen mit roſenrothen Baͤndern, eine ro¬
the Himmelsſchaͤrpe — die andre feurige Augen
oder Wangen unter einem Schleier — rothe und
weiße Nebel-Roſen — einem rothen Sonnen-Hut
u. ſ. w. . . . .

Punſch, denk' ich, wurde dann fuͤr die Her¬
ren gebracht, von denen einer ihn in ſolcher Maͤſ¬
ſigkeit zu ſich nahm, daß er noch um 2½ Uhr ſei¬
nen
Sektor ſetzen kann. Wir giengen dann unter
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[340/0350] Menſch, je heftiger das Gewitter werden wird, deſto mehr Wolgeruͤche verhauchen ſie vorher.” „Sie muͤſſen uns nicht mehr einladen, H. D.” ſagte laͤchelnd Beata, aber ihr Auge ſchwamm doch in etwas mehr als in Freude. Unter dem Rothauflegen des Himmels trat die Sonne auf ihre letzte Stufe, von farbigen Wol¬ ken umlagert. Die Alphoͤrner! und ſie verſchwan¬ den im naͤmlichen Nu. Eine Wolke um die andere erblaßte und die hoͤchſte hieng noch durchgluͤhet herab. Beata und meine Schweſter ſcherzten weib¬ lich daruͤber, was dieſe illuminierten Nebel wol ſeyn koͤnnten — die eine machte daraus Weih¬ nachtsſchaͤfgen mit roſenrothen Baͤndern, eine ro¬ the Himmelsſchaͤrpe — die andre feurige Augen oder Wangen unter einem Schleier — rothe und weiße Nebel-Roſen — einem rothen Sonnen-Hut u. ſ. w. . . . . Punſch, denk' ich, wurde dann fuͤr die Her¬ ren gebracht, von denen einer ihn in ſolcher Maͤſ¬ ſigkeit zu ſich nahm, daß er noch um 2½ Uhr ſei¬ nen Sektor ſetzen kann. Wir giengen dann unter dem kuͤhlenden rauſchen Baum des Himmels, deſ¬ ſen Bluͤthen Sonnen und deſſen Fruͤchte Welten

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/350>, abgerufen am 22.11.2024.