Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.Stunden und vielleicht brachte manches wegge¬ Gerade jezt drängte ich mich wieder hinaus in Stunden und vielleicht brachte manches wegge¬ Gerade jezt draͤngte ich mich wieder hinaus in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0354" n="344"/> Stunden und vielleicht brachte manches wegge¬<lb/> wandte Auge dem Monde das Opfer, das ihm der<lb/> traurigſte und der freudigſte Menſch ſo ſchwer ver¬<lb/> ſagen koͤnnen. . . .</p><lb/> <p>Gerade jezt draͤngte ich mich wieder hinaus in<lb/> ſeine Strahlen und komme wieder an meinen<lb/> Schreibtiſch und danke dem Schleier der Nacht, der<lb/> um das Univerſum doppelt herumreicht, daß er<lb/> auch uͤber den groͤſten Schmerzen und Freuden der<lb/> Menſchen ſich faltet. . . . Wir waren alſo auf<lb/> unſerer Inſel ſo ſchwermuͤthig ſtumm wie an einer<lb/> Pforte der froͤhligen Ewigkeit: der Laͤnder-breite<lb/> Fruͤhling zog mit ſeiner Herrlichkeit — mit ſeinem<lb/> geſunknen lauen Monde — mit ſeinem ſchillernden<lb/> Venusſtern — mit ſeiner erhabnen Mitternachts¬<lb/> roͤthe — mit ſeinen himmliſchen Nachtigallen vor<lb/> fuͤnf Menſchen voruͤber; er warf und haͤufte in<lb/> dieſe fuͤnf Uebergluͤckliche ſeine Knoſpen und ſeine<lb/> Bluͤthen und ſeine daͤmmernden Proſpekte und Hof¬<lb/> nungen und ſeine tauſend Himmel und nahm ih¬<lb/> nen nichts dafuͤr weg als ihre <hi rendition="#g">Sprache</hi>. O Fruͤh¬<lb/> ling o Erde Gottes! o unumſpannter Himmel!<lb/> ach! regte ſich heute doch in allen Menſchen auf dir<lb/> das Herz in freudigen Schlaͤgen, damit wir alle<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [344/0354]
Stunden und vielleicht brachte manches wegge¬
wandte Auge dem Monde das Opfer, das ihm der
traurigſte und der freudigſte Menſch ſo ſchwer ver¬
ſagen koͤnnen. . . .
Gerade jezt draͤngte ich mich wieder hinaus in
ſeine Strahlen und komme wieder an meinen
Schreibtiſch und danke dem Schleier der Nacht, der
um das Univerſum doppelt herumreicht, daß er
auch uͤber den groͤſten Schmerzen und Freuden der
Menſchen ſich faltet. . . . Wir waren alſo auf
unſerer Inſel ſo ſchwermuͤthig ſtumm wie an einer
Pforte der froͤhligen Ewigkeit: der Laͤnder-breite
Fruͤhling zog mit ſeiner Herrlichkeit — mit ſeinem
geſunknen lauen Monde — mit ſeinem ſchillernden
Venusſtern — mit ſeiner erhabnen Mitternachts¬
roͤthe — mit ſeinen himmliſchen Nachtigallen vor
fuͤnf Menſchen voruͤber; er warf und haͤufte in
dieſe fuͤnf Uebergluͤckliche ſeine Knoſpen und ſeine
Bluͤthen und ſeine daͤmmernden Proſpekte und Hof¬
nungen und ſeine tauſend Himmel und nahm ih¬
nen nichts dafuͤr weg als ihre Sprache. O Fruͤh¬
ling o Erde Gottes! o unumſpannter Himmel!
ach! regte ſich heute doch in allen Menſchen auf dir
das Herz in freudigen Schlaͤgen, damit wir alle
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