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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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seine alten Frühlinge hienieden und an seine vori¬
gen Hofnungen unter den Blüten? --

Ihr Rezensenten! vergebt mir nur heute und
lasset mich fortfahren!

Endlich stiegen wir in die Gondel wie in einen
Charons Rachen ein, wir räumten entzückt und
unwillig das buschige Ufer und den aus dem Wasser
an feine Blätter aufgestralten Wiederschein -- das
größte Vergnügen, der größte Dank treiben nicht
horizontale sondern senkrechte, ins Herz
greifende versteckte Wurzeln -- wir konnten also
zu Fenk nicht viel sagen, der von der Freudenstät¬
te heute Nacht nicht weggeht. -- Du Freund! der
mir theurer als allen andern ist, vielleicht wenn
alles stiller und der Mond höher und reiner und
die Nacht ewiger ist, gegen Morgen hin, wirst
du zu weinen anfangen über beides was die Erde
dir gegeben, was sie dir genommen hat. -- Ge¬
liebter! wenn du es jetzt in dieser Minute thust:
so thu' ichs jetzt ja auch! -- . . .

Mit unserem ersten Tritt ins Boot durchdran¬
gen (wahrscheinlich auf Fenks Anordnung) die Alp¬
hörner wieder die Nacht; jeder Ton klang in ihr
wie eine Vergangenheit, jeder Ackord wie ein

ſeine alten Fruͤhlinge hienieden und an ſeine vori¬
gen Hofnungen unter den Bluͤten? —

Ihr Rezenſenten! vergebt mir nur heute und
laſſet mich fortfahren!

Endlich ſtiegen wir in die Gondel wie in einen
Charons Rachen ein, wir raͤumten entzuͤckt und
unwillig das buſchige Ufer und den aus dem Waſſer
an feine Blaͤtter aufgeſtralten Wiederſchein — das
groͤßte Vergnuͤgen, der groͤßte Dank treiben nicht
horizontale ſondern ſenkrechte, ins Herz
greifende verſteckte Wurzeln — wir konnten alſo
zu Fenk nicht viel ſagen, der von der Freudenſtaͤt¬
te heute Nacht nicht weggeht. — Du Freund! der
mir theurer als allen andern iſt, vielleicht wenn
alles ſtiller und der Mond hoͤher und reiner und
die Nacht ewiger iſt, gegen Morgen hin, wirſt
du zu weinen anfangen uͤber beides was die Erde
dir gegeben, was ſie dir genommen hat. — Ge¬
liebter! wenn du es jetzt in dieſer Minute thuſt:
ſo thu' ichs jetzt ja auch! — . . .

Mit unſerem erſten Tritt ins Boot durchdran¬
gen (wahrſcheinlich auf Fenks Anordnung) die Alp¬
hoͤrner wieder die Nacht; jeder Ton klang in ihr
wie eine Vergangenheit, jeder Ackord wie ein

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[346/0356] ſeine alten Fruͤhlinge hienieden und an ſeine vori¬ gen Hofnungen unter den Bluͤten? — Ihr Rezenſenten! vergebt mir nur heute und laſſet mich fortfahren! Endlich ſtiegen wir in die Gondel wie in einen Charons Rachen ein, wir raͤumten entzuͤckt und unwillig das buſchige Ufer und den aus dem Waſſer an feine Blaͤtter aufgeſtralten Wiederſchein — das groͤßte Vergnuͤgen, der groͤßte Dank treiben nicht horizontale ſondern ſenkrechte, ins Herz greifende verſteckte Wurzeln — wir konnten alſo zu Fenk nicht viel ſagen, der von der Freudenſtaͤt¬ te heute Nacht nicht weggeht. — Du Freund! der mir theurer als allen andern iſt, vielleicht wenn alles ſtiller und der Mond hoͤher und reiner und die Nacht ewiger iſt, gegen Morgen hin, wirſt du zu weinen anfangen uͤber beides was die Erde dir gegeben, was ſie dir genommen hat. — Ge¬ liebter! wenn du es jetzt in dieſer Minute thuſt: ſo thu' ichs jetzt ja auch! — . . . Mit unſerem erſten Tritt ins Boot durchdran¬ gen (wahrſcheinlich auf Fenks Anordnung) die Alp¬ hoͤrner wieder die Nacht; jeder Ton klang in ihr wie eine Vergangenheit, jeder Ackord wie ein

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/356>, abgerufen am 22.11.2024.